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Geldpolitik der Fed
Zinspause kann länger dauern
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Von in MärkteLesedauer: 4 Minuten
Strandbesuch in den USA
Strandbesuch in den USA: Auch die Zinspause de Fed kann länger dauern | Foto: Unsplash

Es ist wie im Fußball: Nach der Fed-Sitzung ist vor der nächsten Fed-Sitzung. Nach den jüngsten Äußerungen der amerikanischen Währungshüter geht jetzt ein guter Teil der Marktteilnehmer davon aus, dass bei der nächsten Zusammenkunft Anfang November noch ein Zinsschritt nach oben erfolgt. Das ist zwar nicht ausgeschlossen, ausgemacht ist es aber auch noch nicht.

Fed-Chef Jerome Powell kündigte schon vor längerer Zeit an, die Gelpolitik an den aktuellen Daten auszurichten. Von der bislang üblichen forward guidance, also einem Ausblick auf die künftigen Maßnahmen, hat sich die amerikanische Notenbank verabschiedet. Die EZB übrigens ebenfalls.

 

 

Die Notenbanken fahren somit gewissermaßen auf Sicht. Damit wird es für die Amerikaner in den kommenden Wochen entscheidend darauf ankommen, wie sich die Inflationsdaten und die Lage am Arbeitsmarkt entwickeln. Und da zeigt sich ein eher durchwachsenes Bild.

Mehr Inflation, aber weniger Kerninflation

Die Verbraucherpreise sind in den USA im August um 3,7 Prozent gestiegen und damit stärker als erwartet. Im Juli hatte die Geldentwertung in den Vereinigten Staaten noch bei 3,2 Prozent gelegen. Für den Anstieg der Inflation waren in etwa zur Hälfte höhere Benzinpreise verantwortlich, die angesichts der gestiegenen Ölnotierungen zugelegt hatten. Die Kerninflation, also die Preissteigerung ohne Kosten für Energie und Lebensmittel, sank dagegen von 4,7 auf 4,3 Prozent.

Dort geht es zumindest in die richtige Richtung, wenn auch langsam. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob es mit dem Ölpreisanstieg so weitergeht wie in den zurückliegenden Monaten. Seit Juni hat sich der Preis für ein Barrel der Sorte WTI um rund ein Drittel Prozent verteuert.

Auch der Arbeitsmarkt sendet keine klaren Signale. Zwar entstanden im August außerhalb der Landwirtschaft 187.000 neue Stellen. Das waren 17.000 mehr als erwartet. Dafür wurden die Zahlen für Juli und Juni aber massiv nach unten revidiert. Im August stieg die Arbeitslosenquote leicht 3,5 auf 3,8 Prozent.  Möglicherweise war das für die Fed Anlass genug, um zumindest im September erst einmal die Füße still zu halten.

Fed steckt in der Zwickmühle

Die amerikanischen Notenbanker haben es derzeit alles andere als einfach. Sollte die Inflation in den kommenden Monaten stagnieren oder sogar weiter steigen, könnte sie sich gezwungen sehen, mit weiteren Leitzinserhöhungen zu reagieren. Denn bislang hält Powell unverändert am Zwei-Prozent-Ziel fest. Eine Tolerierung einer etwas höheren Inflationsrate im Bereich von drei bis vier Prozent kommt offenbar nicht infrage.

Eine weiter Anhebung der Leitzinsen birgt aber auch Gefahren. Im schlimmsten Fall könnte die Fed damit die Wirtschaft der USA in eine Rezession treiben. Das ist sicherlich nicht in ihrem Interesse, denn im Gegensatz zur EZB ist die amerikanische Notenbank nicht nur der Geldwertstabilität verpflichtet, sondern auch dem Arbeitsmarkt. Der zeigt sich zwar bislang ausgesprochen robust. Das dürfte bei einer Rezession aber schon ganz anders aussehen.

Stark gestiegene Schulden

Gleichzeitig muss die Notenbank aufpassen, dass sie nicht den Staat überfordert. Durch die massiven Coronahilfen unter Ex-Präsident Donald Trump und die umfangreichen Konjunkturprograme unter dem aktuellen Präsidenten Joe Biden ist die amerikanische Staatsverschuldung in den zurückliegenden Jahren stark gestiegen und liegt mittlerweile im Bereich von 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Es liegt auf der Hand, dass höhere Zinsen und Schulden die Zinslasten nach oben treiben. Das zeigt sich bereits im privaten Bereich. Die Ausfallraten bei Kreditkarten und Autokrediten nehmen schon zu. Erfahrungsgemäß leben die Amerikaner ja gerne auf Pump. Zumindest dem Staat könnte es ganz gelegen kommen, wenn die Inflation noch etwas höher bliebe und bei den realen Schulden etwas für Entspannung sorgen könnte.

Angesichts dieser Gemengelage ist es durchaus denkbar, dass die Fed eine etwas längere Zinspause einlegt. Denn auch Powell und seine Kollegen wissen, dass Leitzinserhöhungen mindestens neun Monate brauchen, um in der Realwirtschaft anzukommen. Die Leitzinserhöhungen dieses Jahres wirken sich somit noch gar nicht aus. Auf eine Verlängerung der Zinspause würden die Finanzmärkte erleichtert reagieren. Denn diese erwarten eher noch einen weiteren Zinsschritt in diesem Jahr.

Sei es wie es sei: Da der Gipfel der Zinsen nahe oder vielleicht sogar schon erreicht sein dürfte, könnte das den Finanzmärkten noch einen sonnigen Herbst bescheren.

 


Über den Autor:

Thomas Buckard ist seit dem Jahr 2000 Gründungsmitglied von MPF. Als Vorstandssprecher ist er für die Kundenakquisition und -betreuung sowie die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. MPF gehört mit einem verwalteten Vermögen von knapp zwei Milliarden Euro zu den größten unabhängigen Vermögensverwaltern in Deutschland.

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