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Aktualisiert am 04.07.2013 - 12:58 Uhrin MärkteLesedauer: 6 Minuten

Geldpolitik: "Die Situation ist derzeit angenehm komfortabel"

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Die Gewinne haben neue Höchststände erreicht, nicht nur die Aktienkurse. Dabei ist in der Tat der Anteil der Unternehmensgewinne am Nationaleinkommen heute so hoch wie zuletzt in den 1960er-Jahren, aktuell liegt der Wert bei 6,7 Prozent. Reduziert sich der Anteil am Kuchen, der für die Unternehmer abfällt, wieder auf den alten Durchschnitt von 5 Prozent, dann bedeutet dies nichts Gutes für die Gewinne.

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Es deutet aber einiges darauf hin, dass die Gründe für die hohen Unternehmensgewinne struktureller Natur sind und für eine längere Weile bleiben werden. Erstens hängen die Gewinne der multinationalen Unternehmen weniger an der Konjunktur ihres Heimatlandes, sondern an der Weltkonjunktur. Diese wächst laut der aktuellen Schätzung des Internationalen Währungsfonds in diesem Jahr um 3,3 Prozent, im nächsten Jahr um 4 Prozent und im Jahr 2015 um 4,4 Prozent.

Entsprechend gut ist das Umfeld für die Gewinne. Zweitens gelingt es den Unternehmen im Zeitalter der Globalisierung einen immer größeren Teil der Gewinne für sich zu behalten, was sich an den immer geringeren Steuerquoten ablesen lässt.

In den USA ist der Anteil der Unternehmenssteuern an der gesamten Wirtschaftsleistung seit dem Zweiten Weltkrieg von 7 Prozent auf 2,5 Prozent zurückgegangen. Dies ist ein lang anhaltender Trend, der begünstigt wird durch die heutigen Möglichkeiten, Gewinne in Inselparadiesen wie Irland anfallen zu lassen, wo niemand, der nüchtern ist, Steuern zahlt.

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Diesen Trend umzukehren fällt den Regierungen aber extrem schwer, denn dazu müsste man auch Schlupflöcher für die eigene Klientel stopfen, was niemand will. Schließlich sind die Arbeiter und Angestellten nach wie vor nicht in der Lage, wesentlich höhere Löhne von ihren Arbeitgebern zu verlangen. Die Unternehmen sind so vaterlandslos, dass sie jederzeit willens und in der Lage sind, ihre Produktion zu verlagern, wenn die Kosten zu sehr steigen.

Das sind alles langfristige Trends, die den Aktionären in die Hände spielen. Hinzu kommen noch kurzfristige Umstände, wie die sinkenden Rohstoffpreise und die Schiefergasrevolution in den USA. Warum also sollten die Gewinne in nächster Zeit sinken? Darauf deutet derzeit nicht viel hin und daher bleiben Aktien heute die bevorzugte Anlageklasse.

Das bittere Ende der Gurke

Allerdings werden irgendwann die Zinsen wieder auf ein vernünftiges Niveau steigen und die Zentralbanken werden mit ihrer extremen Politik aufhören. Als die Fed ihre ersten Programme zur Quantitativen Lockerung (QE1 und QE2) auslaufen ließ, ist der Aktienmarkt jeweils in ein großes Loch gefallen, um bis zu 20 Prozent. Anders wird es wohl auch diesmal nicht sein.

Wir empfehlen daher, die gegenwärtige Situation zu genießen, denn so wie die große Lockerung der Zinsen aus einem bitteren Anlass entstand, so wird ihr Ende auch nicht schön sein. Aber solange es noch nicht absehbar ist, steigen die Kurse.

Das erinnert an die Anekdote, die Machon, ein Komödienschreiber aus Alexandria im 3. Jahrhundert v. Chr. berichtete:

„Philoxenus von Cythera betete einst, er möge einen fünf Fuß langen Schlund haben, ,damit‘, sagte er, ,ich so lange wie möglich herunterschlucken kann und alles, was ich esse, zur selben Zeit genießen kann.“ (Machon, Anekdoten 10).

Möge der Schlund der Märkte möglichst lang sein, sodass wir steigende Preise für alles, für Anleihen, Aktien, Immobilien, Kunst et cetera noch eine Weile genießen können. Aber irgendwann landet das alles im Magen und muss verdaut werden. Und es wird fraglos schwer im Magen liegen. Bis dahin, Prost.


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