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Geldpolitik So schraubt die EZB am Inflationsziel

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Denn der EZB geht es um die Stabilität der Eurozone und nicht mehr um die Stabilität der Finanzen. Ein Bankrott oder Austritt Italiens aus dem Währungsgebiet soll mit allen Mitteln verhindert werden. Denn das würde mit hoher Wahrscheinlichkeit den Zusammenbruch der Europäischen Union und der Gemeinschaftswährung Euro bedeuten. Die Regierung in Rom weiß, dass von Lagarde keine Gefahr ausgeht. Sie wird wie Draghi alles dafür tun, die Währungsunion zu erhalten. Auf seiner turnusmäßigen Pressekonferenz hat Draghi diese Marschrichtung noch einmal deutlich formuliert: Die Zinsen müssen sinken.

Strafzinsen für Privatkunden sind nicht mehr ausgeschlossen

Die lockere Geldpolitik hilft der schwächelnden Wirtschaft und ist gut für die Aktienmärkte. Für Banken und Sparer ist sie hingegen eine Katastrophe. Aufgrund der sinkenden Margen drehen bereits viele Banken munter an der Gebührenschraube. Zusätzlich geben immer mehr Banken die Negativzinsen der EZB an ihre Kunden weiter. Sparkassen in Baden-Württemberg haben Strafzinsen für ihre Kunden ausdrücklich nicht mehr ausgeschlossen. Das lässt auf Sicherheit bedachte Anleger verzweifeln. Alle suchen nach Möglichkeiten, ihr Geld irgendwo anzulegen, wo es nicht kontinuierlich an Wert verliert. Zwei Anlageformen kommen in Frage: Zum einen Immobilien, die seit der Finanzkrise eine rasante Wertsteigerung erfahren haben. So kostete eine Neubauwohnung in mittlerer bis guter Lage in Deutschland 2018 beinahe doppelt so viel wie zehn Jahre zuvor, ein Reihenhaus 70 Prozent mehr. Das sind mittlerweile schon lange keine günstigen Kaufpreise mehr. Die zweite Anlageform sind Aktien.

Der Aktienmarkt ist überraschend stabil

Aktien zeigten sich in den vergangenen Monaten, trotz schwelenden Handelskrieges, drohenden Brexit und globaler wirtschaftlicher Abkühlung überraschend stabil. Man stelle sich nur vor was passieren würde, wenn die EZB auch Aktien kaufen würde. Ausgeschlossen ist dieser Schritt unter der Führung von Lagarde nicht. Andere Notenbanken in vergleichbarer Situation sind da schon weiter.

Die Bank of Japan kauft seit Jahren bereits Anteile an ETFs. Mittlerweile ist sie indirekt an neun von zehn Unternehmen aus dem Nikkei-Index beteiligt. Im vergangenen Jahr erhöhte die Bank ihre ETF-Bestände um 6,3 Billionen Yen (49 Milliarden Euro). Viele Beobachter trauen auch Lagarde einen solchen Schritt zu. Während der Schuldenkrise Griechenlands gab sie bereits die Richtung in einer rechtlichen Grauzone vor: „Wir verletzten alle Rechtsvorschriften, weil wir einig auftreten und wirklich die Euro-Zone retten wollten.“ Ein Tabubruch ist der Französin nicht fremd. Wer als Zinssparer der Enteignung durch die EZB entgehen will, sollte handeln. Trotz gestiegener Kurse sind Aktien noch vergleichsweise günstig.

Markus Richert ist zertifizierter Finanzplaner und Berater bei Portfolio Concept Vermögensmanagement in Köln.

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