Geldpolitik stützt Konjunktur Das sagen Finanzprofis zum EZB-Entscheid
Daniel Hartmann, Chefvolkswirt des Hanoveraner Asset Managers Bantleon
„Mit diesen Maßnahmen dürfte die EZB die Erwartungen in etwa erfüllt haben, auch wenn die Zinssenkung und die monatlichen Wertpapierkäufe etwas unter den Erwartungen liegen. Dafür sollte das QE-Programm länger anhalten als erwartet (hier hatte man im Durchschnitt auf neun Monate spekuliert) und auch die Forward Guidance wurde eher in die Länge gestreckt.
Allerdings bleibt unklar, was genau unter einer »hinreichenden und robusten Konvergenz des Inflationsausblicks gegen das Inflationsziel« (= Bedingung für Ende der Forward Guidance) zu verstehen ist. Wir gehen davon aus, dass die EZB sich in den nächsten Monaten mit weiteren Lockerungsmaßnahmen zurückhält, da sich aus unserer Sicht der konjunkturelle Ausblick aufhellen wird.“
Thomas Romig, Multi-Asset-Chef und Geschäftsführer bei Assenagon Asset Management
1.200% Rendite in 20 Jahren?
„EZB-Präsident Mario Draghi hat heute seiner Nachfolgerin Christine Lagarde einen ganzen Koffer voller geldpolitischer Instrumente übergeben. Mit den heute verkündeten Maßnahmen hat Draghi den Rahmen und damit auch die Wirksamkeit der EZB-Politik noch einmal signifikant erweitert.
Damit kann die kommende EZB-Präsidentin ohne große Konflikte mit den eher zurückhaltenden Notenbankchefs, vor allem aus Deutschland und den Niederlanden, in der Zukunft die EZB-Politik weiter expansiv gestalten. Am wichtigsten ist der Wiedereinstieg der EZB in das Anleihekaufprogramm mit monatlich 20 Milliarden Euro ohne zeitliche Begrenzung und die Verbesserung der Bedingungen für die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte der Banken (TLTRO III).
Der einzige Risikofaktor, der gegen eine künftige expansive Notenbankpolitik sprechen würde, könnte in der mittelfristigen Zukunft 'fast nur' eine steigende Inflation sein. Damit ist der Weg für eine Fortsetzung der von Mario Draghi beschrittenen lockeren Geldpolitik unter seiner Nachfolgerin geebnet: Goodbye Draghi, welcome Lagarde!“