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Geldpolitik Zentralbanken könnten vom Freund zum Feind werden

Die Federal Reserve hat bereits Mitte Dezember damit begonnen, die Zinsen wieder anzuheben. Und die Bank of England könnte als nächstes folgen. Das senkt nicht nur die Liquidität am Markt, sondern belastet auch die Nerven der Investoren, die besorgt sind, dass es zu geldpolitischen Fehlern kommen könnte.

Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan haben derweil zuletzt Anreize in den Markt gegeben, die hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Nächstes Jahr könnten sie erneut enttäuschen. Das erste Auseinanderlaufen der weltweiten Geldpolitik seit Anfang der 1990er Jahre verstärkt die Unsicherheit zusätzlich.

„Die Schwerkraft könnte langsam die Aktiva-Preise belasten, während die geldpolitischen Verzerrungen schwinden oder begrenzt werden“, erklärt Stephen Jen, Gründer des Londoner Hedgefonds SLJ Macro Partners.

Blick auf EZB und Bank of Japan

Die Sorge ist, dass EZB-Chef Mario Draghi und Haruhiko Kuroda, der Chef der japanischen Notenbank, im neuen Jahr weniger stark in der Lage oder gewillt sein werden, die Märkte mit Geld zu fluten, wie dies zuvor noch erwartet worden war. Möglich ist auch, dass ihnen ein Teil ihrer Kommunikationsfähigkeiten verloren gegangen ist, durch die sie es so lange vermochten, beruhigend auf die Märkte zu wirken.

Dass es auch anders geht, hat Fed-Chefin Janet Yellen vor kurzem bewiesen. Die US-Währungshüter erhöhten zum ersten Mal in fast einem Jahrzehnt die Zinsen, was lange Zeit entsprechend angedeutet worden war - und der Standard & Poor’s 500 Index reagierte letztlich kaum auf die Nachricht.

Ob der Markt weitere Fed-Schritte nächstes Jahr so problemlos verkraften kann, muss sich aber erst noch zeigen. So preisen Anleihehändler derzeit etwa zwei Zinsanstiege für 2016 ein, während die US-Notenbank vier angedeutet hatte.

Macht die Fed einen Rückzieher?

Eine weitere Gefahr ist, dass die Federal Reserve zu weit geht und dann mit ihrer Geldpolitik wieder einen Rückzieher machen muss - so wie jede andere Zentralbank, die nach 2008 die Zinsen angehoben hatte.

Selbst wenn die Fed Fehler vermeidet, so setzt ihre Straffung doch ein Ende unter fast ein Jahrzehnt, in dem die wichtigsten Zentralbanken letztlich eine Geldpolitik in dieselbe Richtung betrieben hatten.

Das wird für Investoren ebenfalls schwer zu akzeptieren sein, sagt Alberto Gallo von der Royal Bank of Scotland Group. „Wenn Zentralbanken die Zinsen heraufsetzen und die Maßnahmen auseinanderlaufen, dann steigen sowohl die Volatilität als auch die Risiken“, warnt er.

Zentralbanker sorgen für Unruhe


Unabhängig davon wird am Markt laut Gallo ohnehin hinterfragt, ob eine quantitative Lockerung in hochverschuldeten Ländern überhaupt in der Lage ist, Inflation und Wirtschaftswachstum in einem Ausmaß anzutreiben, das Nebeneffekte wie etwa Aktiva-Blasen und ungleiche Wohlstandsverteilung rechtfertigt.

Erik Nielsen von UniCredit Group AG spricht derweil auch von der Gefahr, dass Zentralbanker nächstes Jahr an den Märkten für Unruhe sorgen werden, indem sie ihre Währung schwächen - als ein Weg hin zu stärkerem Wirtschaftswachstum.

„Ich sehe eine sehr große Anzahl von Zentralbanken, die aktiv und aggressiv gegen Devisenaufwertungen kämpfen, und einige, die recht explizit eine schwächere Währung wollen“, sagt Nielsen. „Zentralbanken sind zu einer Hauptquelle für Volatilität geworden.“

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