Bantleon-Volkswirt Jörg Angelé
Geldregen in Europa
Jörg Angelé ist Volkswirt bei Bantleon. Foto: Thomas Wieland
Um die Folgen der Corona-Krise für die Wirtschaft abzufedern, greifen EU-Politiker tief in die Tasche. Bantleon-Volkswirt Jörg Angelé erklärt, welche Folgen das für den Haushalt hat.
Das Geld aus dem Wiederaufbaufonds wird von 2021 bis 2026 ausgezahlt. Der positive konjunkturelle Effekt beläuft sich dabei unter Einrechnung des SURE-Programms (100 Milliarden Euro) zur Arbeitsplatzsicherung auf jeweils knapp ein Prozent des nominalen BIP pro Jahr (vergleiche Abbildung 2).
Allerdings versteckt sich hinter diesem Wert eine erhebliche Spreizung des fiskalischen Impulses in den einzelnen Euroländern. So können die vier Hauptprofiteure des Wiederaufbaufonds aus der Eurozone (Griechenland, Portugal, Spanien und Italien) in den nächsten drei Jahren mit Geld aus Brüssel in Höhe von 8 Prozent (Italien) bis 12,5 Prozent (Griechenland) des BIP rechnen. Für Deutschland, die...
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Das Geld aus dem Wiederaufbaufonds wird von 2021 bis 2026 ausgezahlt. Der positive konjunkturelle Effekt beläuft sich dabei unter Einrechnung des SURE-Programms (100 Milliarden Euro) zur Arbeitsplatzsicherung auf jeweils knapp ein Prozent des nominalen BIP pro Jahr (vergleiche Abbildung 2).
Allerdings versteckt sich hinter diesem Wert eine erhebliche Spreizung des fiskalischen Impulses in den einzelnen Euroländern. So können die vier Hauptprofiteure des Wiederaufbaufonds aus der Eurozone (Griechenland, Portugal, Spanien und Italien) in den nächsten drei Jahren mit Geld aus Brüssel in Höhe von 8 Prozent (Italien) bis 12,5 Prozent (Griechenland) des BIP rechnen. Für Deutschland, die Niederlande, Österreich und Finnland beläuft sich der Geldsegen dagegen pro Jahr auf jeweils nur 0,1 Prozent bis 0,2 Prozent des BIP und ist daher ökonomisch vernachlässigbar.
Das von der EU avisierte Auszahlungsprofil der Zuschüsse und Kredite aus dem Wiederaufbaufonds macht deutlich, dass es Brüssel nicht um ein konjunkturelles Strohfeuer geht, sondern um einen langanhaltenden, konstanten Rückenwind durch zusätzliche staatliche Ausgaben für die Mitgliedsländer. Rechnet man die nationalen Haushaltsimpulse hinzu, dürfte es in Südeuropa zu einem fiskalpolitischen Dauerfeuer von 4 Prozent bis 6 Prozent des BIP pro Jahr kommen.
Gleichzeitig wird das Budgetdefizit der Eurozone (unter Einrechnung des Wiederaufbaufonds) permanent über 3 Prozent liegen, nachdem es sich in den vergangenen Jahren nur knapp im negativen Bereich bewegte. Die Zeiten, als die Eurozone als Sparweltmeister galt, sind somit endgültig vorbei.
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