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Gender-Fonds: Warum sie in der Performance zurückbleiben

Die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern ist in der Wirtschaftswelt nach wie vor eine Herausforderung. Die meisten Geschäftsführer sind nach wie vor männlich, Aufsichtsräte werden ebenso von Männern dominiert. Auch die Fondsbranche ist hier keine Ausnahme, sowohl was die Zahl der Portfoliomanagerinnen als auch das verwaltete Vermögen angeht. Zwar gibt es Fortschritte, jedoch nur langsam.
Sogenannte Gender-Fonds spezialisieren sich auf Unternehmen, die wichtige Schritte auf dem Weg zur Gleichstellung der Geschlechter machen. Das Interesse daran wächst seit Jahren, das zeigt die steigende Zahl von weltweit aufgelegten Gender-Fonds. Insgesamt gibt es mittlerweile rund 50 solcher Fonds, 19 davon haben ihren Sitz in Europa. Das Gesamtvermögen dieser Fondsgruppe erreichte im vergangenen Jahr weltweit einen Höchststand von 5,1 Milliarden US-Dollar und ist seitdem auf 4,1 Milliarden US-Dollar (Stand: Oktober 2023) gesunken.
In puncto Performance waren diese in den vergangenen fünf Jahren jedoch enttäuschend. Das zeigt eine Analyse von „Morningstar“.
Was sind Gender-Fonds?
Noch einmal zur Begriffsklärung: Gender-Fonds sind spezialisierte Investmentvehikel, welche Unternehmen auswählen, die in Bereichen wie Frauen in Führungspositionen, Chancengleichheit und gleicher Bezahlung vorbildlich sind. Die Auswahlkriterien sind vielfältig und reichen von frauenfreundlichen Produkten bis hin zu Transparenz in der Berichterstattung.
Dass sie so beliebt sind, erklärt Kenneth Lamont von Morningstar so: „Da sie an der Schnittstelle zwischen thematischem und nachhaltigem Investieren angesiedelt sind, haben Gender-Fonds in den letzten Jahren von der zunehmenden Beliebtheit beider Anlagen profitiert.“
Gender-Fonds im Leistungsüberblick
Trotz der hohen Beliebtheit schneiden Gender-Fonds schlecht ab. Über verschiedene Zeiträume hinweg – ein, drei und fünf Jahre – haben die meisten dieser Fonds ihre Benchmarks nicht übertroffen.
Die Zahlen der Morningstar-Analyse sind ernüchternd: Seit Anfang des Jahres haben 40 von 50 Fonds eine Underperformance erzielt, während nur acht Fonds besser als die Benchmarks abschnitten. Drei Fonds wurden geschlossen.
Hätte man also zu Beginn dieses Jahres in einen Gender-Diversity-Fonds investiert, die Chance der Überperformance läge bei etwa 19 Prozent, rechnet Morningstar vor. Und je länger der Betrachtungszeitraum ist, desto geringer werden die Chancen: „Wenn Sie vor fünf Jahren zufällig einen Gender-Fonds ausgewählt hatten, lägen die Chancen, dass er überlebt und die entsprechende Benchmark übertroffen hat, bei weniger als 7 Prozent", so Lamont.
Darum laufen Gender-Fonds nicht gut
Für die schwache Performance gibt es mehrere Gründe. Gemeinsam haben viele der betrachteten Fonds eine anhaltende aggregierte Untergewichtung bestimmter Branchen, vor allem in den Sektoren Technologie und Energie. Zwei Branchen, die in den vergangenen Jahren eine starke Performance zeigten.
Stattdessen sind sie in den Bereichen Finanzen und Gesundheitswesen übergewichtet, die insgesamt jedoch weniger gut abgeschnitten haben. Auch die Gebühren spielen eine Rolle. So haben die aktiven Gender-Fonds höhere Gebühren als passive Pendants, was am Ende zu Lasten der Rendite geht.
Insgesamt bieten Gender-Fonds also eine Möglichkeit, das Kapital ethisch anzulegen. Doch bislang ließ die Performance dieser Fonds zu wünschen übrig. In der Zukunft werde es eventuell Zeiten geben, in denen sich Gender-Fonds gut entwickeln, merkt Morningstar-Analyst Lamont an. „Allerdings bleibt abzuwarten, wie lange Anleger darauf warten müssen und ob der von ihnen gewählte Gender-Fonds profitabel sein wird.“