Aktien-Tipp vom Vermögensverwalter Wie aus einem Insolvenzfall ein Tech-Gigant wurde
Langfristig ist zu erwarten, dass die Autonachfrage in China weiter steigt und GM dort Marktführer bleiben wird. Im Jahr 2021 hat GM in China 2,9 Millionen Fahrzeuge verkauft. China ist der größte Markt für Cadillac, wobei im Jahr 2021 fast 232.000 Fahrzeuge verkaufen wurden. Die Verschiebung des Branchenmixes hin zu hochprofitablen SUVs gegenüber Limousinen lindert auch etwas den Schmerz des langsameren Branchenwachstums gegenüber den letzten Jahren sowie den Preisdruck eines fast schon übersättigten Markts.
Im Gegensatz zu anderen Autobauern ist GM vom Konflikt zwischen Russland und der Ukraine nur indirekt betroffen. GM hat keine Produktionsanlagen in Russland und ist nur in geringem Umfang mit Blick auf die Lieferketten betroffen. Im Vergleich dazu muss beispielsweise Volkswagen aufgrund von Lieferengpässen vorübergehend einige seiner Produktionsstätten stilllegen, darunter Zwickau und Dresden. Grund hierfür ist ein Mangel an Kabelbäumen – ein Satz mit Kabeln, Steckern und Klemmen zur Verbindung von Fahrzeugkomponenten – die normalerweise von Zulieferern aus der Ukraine geliefert werden. Darüber hinaus kündigte GM an, alle Fahrzeugexporte nach Russland bis auf Weiteres auszusetzen.
Das verknappte Halbleiterangebot ist dagegen für GM wie auch für andere Autohersteller im Jahr 2022 weiterhin ein Problem. Auch die Kontroverse um den Zündschloss-Rückruf, die im Jahr 2014 mit dem Rückruf von rund 800.000 Fahrzeugen ihren Anfang nahm, schwelt weiterhin im Hintergrund und könnte weitere Settlement-Zahlungen nach sich ziehen. Das sollte aber zu meistern sein, hat sich GM doch eine komfortable Cash-Position erwirtschaftet.
Ausgewogene Geschlechterrepräsentation und Lohngleichheit
Neben Tech-Innovationen setzt GM auch revolutionär anmutende Änderungen in der Kultur des Unternehmens durch. So rangiert das Unternehmen laut Equileap, dem führenden Anbieter von Daten zur Geschlechtergleichheit, weltweit auf Platz 5 und in den USA sogar auf Platz 1 im Bereich Gender Equality. Diese Position hat das Unternehmen mehreren Faktoren zu verdanken. Zum einen ist GM eines von nur 15 Unternehmen weltweit, die die Lohnungleichheit ausgeglichen haben. Das heißt, dass das Unternehmen im Durchschnitt eine Pay Gap von 3 Prozent oder weniger in allen Lohnkategorien veröffentlicht.
Zum anderen hat GM ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis auf Vorstandsebene erreicht, während Frauen inzwischen 20 Prozent des Führungsteams und 32,2 Prozent des oberen Managements stellen. Weiterhin hat General Motors Richtlinien erlassen und Programme entwickelt, um eine ausgewogene Talent Pipeline zu fördern und eine vielfältigere Vertretung zu erreichen.
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Diese Bemühungen wurden bisher durch drei Top-Rankings zur Mitarbeitergleichstellung ausgezeichnet: Bloombergs Gender-Equality Index (Gei), Equileap und Just 100. Darüber hinaus wurden das Unternehmen von Ethisphere.com als eines der World's Most Ethical Companies 2020 ausgezeichnet, weil es Corporate Citizenship, Transparenz und Integritätsstandards vorlebt und vorantreibt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass GM durch Innovationen in technologischen und sozialen Bereichen eine glaubwürdige Abkehr vom alten Sinnbild der Automobilwelt vollzogen, das von qualmenden Auspuffen und einer reinen Boys-Club-Mentalität geprägt ist. Das Unternehmen wandelt sich zu einem Plattform-Innovator, der nicht nur das Potential hat, seine Umsätze durch Erschließung neuer Marktsegmente und Kapitalallokationsdisziplin langfristig zu steigern, sondern auch die Autoindustrie nachhaltig zu verändern.
Über die Autoren: Thomas Trsan und Luca Berger sind als Analysten bei Vontobel Asset Management tätig.