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Generation 50plus Die wachsende Generation

Weitsicht und Freiheit: Wer für die Rente vorsorgt, hat im Alter mehr vom Leben.
Weitsicht und Freiheit: Wer für die Rente vorsorgt, hat im Alter mehr vom Leben. | Foto: middelveld/IStock

2014 feierte Deutschlands geburtenstärkster Jahrgang seinen 50. Geburtstag. Mittlerweile hat ein Großteil der deutschen Babyboomer die Generation 50plus erreicht. Ende 2017 lebten 36,5 Millionen Menschen in Deutschland, die 50 Jahre und älter sind. Das sind rund 44 Prozent der hiesigen Bevölkerung. Schaut man nur auf die Erwachsenen, sind die Best Ager bereits in der Übermacht. Ihr Anteil wächst, und die Altersgruppen der zweiten Lebenshälfte gewinnen an Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft.

Auch für die Politik spielen sie eine zunehmend wichtige Rolle. „Die Generation 50plus stellt 56 Prozent der Wahlberechtigten und rund 60 Prozent der Wähler“, sagt Hermann Binkert, Geschäftsführer von Insa-Consulere. Das Meinungsforschungsinstitut hat zusammen mit dem Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA) eine umfangreiche Studie zur Generation 50plus erstellt und dazu über 50-Jährige, aber auch Jüngere zu ihrem Blick auf die zweite Lebenshälfte befragt. Zum Beispiel dazu, wann das Altsein eigentlich beginnt. So finden die Befragten unter 40 Jahren, dass man ab 60 zum alten Eisen gehört. Für über 40-Jährige zählen erst Menschen ab 70 zu den „Alten“.

Auffällig ist auch, dass die Einschätzung der Lebensqualität von Senioren von Jüngeren als deutlich schlechter eingeschätzt wird als von den Rentnern selbst. Und auch die Lust auf Arbeit scheint im Alter wieder zuzunehmen. Während sich Junge einen möglichst frühen Rentenbeginn wünschen, verschiebt sich der Wunschtermin mit dem Alter langsam nach hinten. Auch Arbeit nach dem 67. Lebensjahr ist vorstellbar, in der Altersgruppe 70 bis 79 Jahre sogar von mehr als jedem Fünften.

                                          Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: September 2018

Während für die einen Arbeiten im Rentenalter den Lebenssinn erhöht und sie jung hält, könnte für andere ein Job zur finanziellen Notwendigkeit werden – vor allem, wenn sie zumindest zum Teil am früheren Lebensstandard festhalten wollen. Eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) liefert Grund zur Beunruhigung. Demnach könnten 58 Prozent der 55- bis 64-jährigen Erwerbstätigen ihren Konsum nicht aus Anwartschaften aus der gesetzlichen und betrieblichen Altersvorsorge oder Beamtenpensionen decken, wenn sie jetzt in den Ruhestand gingen. Wenn man die Absicherung über die private geförderte Vorsorge wie Riester- und Rürup-Rente berücksichtigt, hätten immer noch 56 Prozent der Erwerbstätigen aus den rentennahen Jahrgängen eine potenzielle Versorgungslücke. „Selbst wenn sie zusätzlich ihr privates Vermögen einsetzten, könnten gut 40 Prozent ihren aktuellen Konsum nicht decken“, heißt es vom DIW.

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Auch im internationalen Vergleich hat der einst hochgeschätzte deutsche Ruhestand an Qualität verloren. Für seinen Global Retirement Index untersucht Natixis Asset Managers regelmäßig die Qualität des Rentnerdaseins in 43 Ländern weltweit. In diesem Jahr ist Deutschland auf Platz 34 abgerutscht, nach Platz 21 im Vorjahr. „Insbesondere das gegenwärtige Niedrigzinsumfeld erschwert nicht nur die Vorsorge, sondern tangiert auch die Fähigkeit, im Alter auskömmlich von den angesparten Kapitalstöcken leben zu können“, sagt Natixis-Manager Sebastian Römer. Hinzu kommt eine vergleichsweise hohe Steuerbelastung.

Gerade das privat aufgebaute Vermögen rückt jedoch mehr und mehr ins Rampenlicht. Denn aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland dürfte sich die Unterstützung im Alter aus der gesetzlichen Rentenkasse kaum verbessern. Ein langfristiger Kapitalaufbau, der schon in frühen Jahren beginnt, ist sicherlich die beste Methode, um ein Polster fürs Alter zu schaffen. Aber es ist auch nie zu spät, damit zu beginnen. Für die Finanzindustrie gewinnt die Generation 50plus an Bedeutung. Spezielle Produkte für die Last-Minute-Altersvorsorge, aber auch Lösungen für die Ruhestandsplanung sind im Angebot. Erlöse aus Eigenheimverkauf oder das Kapital aus der fälligen Lebensversicherung müssen nicht auf dem Tagesgeldkonto dahinvegetieren.

Genau hier sieht Uwe-Matthias Müller jedoch noch viel Aufklärungsbedarf. Der geschäftsführende Vorstand und Mitbegründer des Bundesverbands Initiative 50Plus beklagt, dass die Generation 50plus noch zu stark an klassischen und damit derzeit kaum verzinsten Sparformen festhält und zu wenig die modernen Möglichkeiten der Kapitalmärkte nutzt. Die niedrigen Zinsen verlangen ein Umdenken. Die klassische Vorgehensweise, dass einige Jahre vor Beginn der Auszahlphase schrittweise in sichere Anlagen umgeschichtet wird und während der Auszahlphase das Vermögen in ausschließlich sicheren Anlagen ruht, ist nicht mehr zeitgemäß – zumindest nicht, solange keine gut verzinsten sicheren Anlagen zur Verfügung stehen. Einige Anbieter von Finanzprodukten haben bereits reagiert und bieten Lösungen an, die auch die Generation 50plus an den Chancen der Aktienmärkte teilhaben lässt – nicht nur beim Ansparen, sondern auch in der Auszahlphase.

 

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