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Finanzprofis sagen: Das wollen Bewerber aus der GenZ (Video)
Teilzeit, Sabbatical, möglichst früh in Rente: Generation Z will immer weniger arbeiten, hat aber gleichzeitig enorm hohe Ansprüche an Job und Arbeitgeber. Unternehmen, die weder Remote-Jobs noch flexible Arbeitszeiten bieten, haben bei jungen Bewerbern so schonmal schlechte Karten.
Aber stimmt das, was über die sogenannte Gen Z, also die zwischen 1995 und 2010 Geborenen, gesagt und geschrieben wird, eigentlich wirklich?
Florian Krehl, Soziologe und Ausbildungsleiter bei der Hansemerkur, ist kein großer Freund der Generationenkategorie: „Früher gab es auch schon Leute, die keine Lust hatten. Der Unterschied ist nur, dass die jungen Leute jetzt mehr Wahlmöglichkeiten haben. Ich kann mir heute eher aussuchen, was ich mache, da der Arbeitsmarkt mehr Möglichkeiten bietet.
Nichtsdestotrotz finden wir immer noch genug Leute, die wirklich Lust haben, etwas zu schaffen und erfolgreich zu sein. Die Klischees werden meiner Meinung nach nicht erfüllt.“
Persönliche Kontakte wichtiger als Homeoffice
Um seine Aussage zu untermauern, liefert Krehl auch Fakten: „Wenn ich heute beispielsweise schaue, möchten die jungen Leute zu Hause arbeiten oder im Büro, dann würde man der Erwartung entsprechend vermuten, die wollen zu Hause arbeiten. Fragen wir unsere Azubis, sagen sie in der Regel, dass sie ins Büro wollen, weil sie mit Home-Schooling und ähnlichen Themen eher sozial isoliert aufgewachsen sind. Und gerade der persönliche Kontakt ist ja auch ein bisschen das, was Arbeit ausmacht. Ich gehe also nicht nur zur Arbeit, weil ich die Themen so toll finde, sondern weil es ja im Zweifel die Menschen sind, mit denen ich arbeite und diese Möglichkeit nimmt die Generation auch voll in Anspruch.“
Auch junge Leute sagen: Von nichts kommt nichts
Freizeit zum Ausgleich ist Jule Hammersen, duale Studentin bei Hans John Versicherungsmakler, schon wichtig. „Das hat allerdings auch den Hintergrund, dass ich in meiner Ausbildung, die ich davor gemacht habe, kaum Freizeit hatte und auch am Wochenende gearbeitet habe. Da habe ich gemerkt:
Das willst du auf die Dauer nicht, daran gehst du kaputt, wenn du deine Freunde nicht siehst, dein Hobby nicht ausüben kannst.
Nichtsdestotrotz finde ich: Von nichts kommt nichts, deswegen ist es auch nicht die Lösung, sich nur auszuruhen und Aperol in der Sonne zu trinken.“
„Man darf nicht vergessen, dass man Vorurteile gar nicht für eine so große Gruppe an Menschen pauschalisieren kann“, sagt auch Antonia Caroline Brunkhorst, duale Studentin bei der Hansemerkur. „Aber natürlich sind flexible Arbeitszeiten für meine Generation ein Thema und auch dass man ortsunabhängig arbeiten kann, vielleicht sogar aus dem Ausland. Ich glaube, das liegt vor allem daran, dass wir in einem so schnelllebigen Zeitalter aufgewachsen sind und vor allem auch die Digitalisierung spielt da eine große Rolle.“
Viel Aufmerksamkeit für eine Minderheit?
„Mein Eindruck ist, dass dieses Thema, dass die Generation Z nicht mehr so arbeiten will, wie es für uns vielleicht normal ist, von den Medien extrem aufgebauscht wird und so eine Minderheit extrem viel Aufmerksamkeit bekommt“, sagt Versicherungsmakler Torsten Jasper. „Und die, die sich ganz normal bewerben und 9 to 5 irgendwo arbeiten wollen, bekommen wenig Beachtung. Ich bin aber davon überzeugt, dass es diese Menschen auch in der Generation Z zuhauf gibt, man muss sie einfach finden.“
Doch was können die Generationen eigentlich voneinander lernen?
„Jugendsprache“, sagt Julia Lischka, Personalentwicklerin bei Hansainvest, mit einem Augenzwinkern. „Es ist wirklich richtig witzig, wenn ältere Kollegen auf einmal mit ,Slay' und ,cringe' um sich werfen, richtig cool.“
Viel Positives beobachtet die Personalentwicklerin auch in Sachen Digitalisierung und Formate. „Da können die Azubis bei uns die Trends viel schneller erfassen. Die Älteren können dafür ihre Erfahrung darüber packen und sagen, pass auf, das gab es vor 30 Jahren schonmal, da lief das so und so. Und daraus entstehen dann oft fruchtbare Gespräche. Und wenn man den älteren Kollegen dann mal zeigen kann, wie sie ihre Handyprobleme lösen können, dann sind die auch ganz dankbar dafür.“
Zusammenarbeit als entscheidender Faktor
Und wie kann man junge Menschen heute noch für die Arbeit in der Finanzbranche begeistern?
Für Franziska Geusen, Vorständin im Bundesverband Finanzdienstleistung AfW, ist klar: „Mit Obstkörben und kostenlosem Kaffee gewinnt man heute keine jungen, guten Leute mehr.“ Stattdessen sei es enorm wichtig, dass Teams gut funktionieren und die Mitarbeiter gut miteinander auskommen. „Jeder soll sich bei uns wohlfühlen und da ist das Team das Wichtigste. Mit den Kollegen verbringe ich im Zweifel mehr Zeit als mit Freunden und Familie. Da muss nicht jeder mit jedem beste Freunde sein, aber sich gut verstehen.“