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Aktualisiert am 28.01.2020 - 16:16 Uhrin MegatrendsLesedauer: 4 Minuten
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Geopolitische Veränderungen in Asien China entwickelt sich von der globalen Werkbank zur Tech-Nation

Die europäische Renaissance, der Aufbruch in ein neues Zeitalter ist seit 500 Jahren Geschichte. Heute werden wir Zeuge einer neuen Wiedergeburt – mit einem entscheidenden geografischen Unterschied: „Ein Teil der Welt, der politisch, wirtschaftlich und militärisch eine Nebenrolle gespielt hat, rückt plötzlich in den Mittelpunkt des Weltgeschehens. Aktuell kommt diese Rolle China zu“, berichtet Chris Kutarna, Historiker und Mitautor des Bestsellers „Age of Discovery“.

Revolutionierten vor 500 Jahren neue Navigationsinstrumente die Seefahrt – wodurch die Seidenstraße in Vergessenheit geriet, hat sich der makroökonomische Schwerpunkt heute wiederum verschoben – und damit die Kapitalströme: „Noch im Jahr 1990 verfügte China über keinen einzigen der zwanzig weltweit größten kommerziellen See- und Flughäfen. Heute befinden sich die meisten genau dort“, erläutert Kutarna. Noch 1995 führte China beispielsweise Computer ein und Textilien aus. „Heute ist es mehr oder weniger umgekehrt“, nennt der Historiker ein weiteres Beispiel.

Durch den wirtschaftlichen Aufschwung ist Chinas Beitrag zum globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) in nur drei Jahrzehnten von 4,1 Prozent auf 18,7 Prozent gewachsen. Mittlerweile arbeitet das Land daran, von der globalen Werkbank der Welt zur Tech-Nation aufzusteigen. Die Regierung in Peking will einen Strukturwandel von schmutzigen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien bewerkstelligen.

„Made in China 2025“-Strategie fördert Einhörner

Chinas Schlüssel zum Erfolg? Die Volksrepublik konzentriert sich auf ausgewählte Wirtschaftsbereiche und setzt auf den Ausbau von Innovationszentren „Ballungszentren mit einem Höchstmaß an Expertise und Know-how sind jetzt wichtiger denn je“, unterstreicht Kutarna. China habe bewusst versucht, Regionen zu schaffen, in denen sich bestimmte Branchen konzentrieren. „Das Land hat erkannt, dass es sich spezialisieren muss, um weltweit eine Rolle zu spielen“, sagt Kutarna.

So haben sich etwa in Peking mehr als eintausend Unternehmen angesiedelt, die auf Künstliche Intelligenz (KI) spezialisiert sind. Die Entwicklung dieses Segments fördert Peking explizit im Rahmen der ehrgeizigen „Made in China 2025“-Strategie. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr stammten 48 Prozent der weltweiten Eigenkapitalinvestitionen in KI-Start-ups bereits aus China, während geringere 38 Prozent aus den USA kamen. Auch bei der Zahl der Einhörner, also der Start-ups mit einer Bewertung von mehr als 1 Milliarde US-Dollar, hat das Land der Mitte die USA bereits überholt.

Die Gründung einer neuen Börse im Stil des Nasdaq im Juli 2019 hat Chinas Tech-Unternehmen darüber hinaus neue Finanzierungsmöglichkeiten eröffnet. Da China seinen Bedarf in Schlüsselbereichen wie Robotik und Informationstechnologie zu 70 Prozent selbst zu decken plant, sind in den nächsten Jahren weitere Investitionen und Initiativen aus der Volksrepublik zu erwarten.

Starker Rückhalt aus Peking ist dem Rohstoffmangel geschuldet

Gegenüber ihren US-amerikanischen Pendants sind Chinas Einhörner klar im Vorteil: Viele gehören zu etablierten Tech-Giganten wie Baidu, Alibaba und Tencent. Dies erleichtert den Newcomer-Firmen den Zugang zum Internet und zu riesigen Nutzerzahlen. In der Folge sinken die Kosten für die Kundenakquise, und die neuen Tech-Töchter können vom ersten Tag auf riesige Marktpotenziale zugreifen. Eine vergleichbar komfortable Ausgangslage finden hingegen nur wenige US-Tech-Firmen vor.

Ein weiterer entscheidender Wettbewerbsvorteil umfasst den Datenzugang: In China, wo das Wirtschaftssystem privates und staatliches Unternehmertum miteinander kombiniert, sind Informationen einfacher zu erheben, zu verarbeiten und zu nutzen als in den meisten industrialisierten Volkswirtschaften. „Je mehr Daten von hoher Qualität zur Verfügung stehen, desto höher wird der Nutzen für Algorithmen ausfallen“, weiß Kutarna.

Die Art wie China regiert wird, vereinfacht es der Regierung in Peking, sogar über Jahrzehnte hinweg an ihren Plänen festzuhalten. Häufige politische Richtungs- und Regierungswechsel wie in den Industrienationen sind für China untypisch. Wegen des langfristigen strategischen Ansatzes der Volksrepublik lassen sich Innovationen in den offiziellen Schwerpunktbereichen einfacher fördern – sei es im Technologiebereich oder auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien: In China wurden bereits im Jahr 2017 Solaranlagen mit einer Gesamtkapazität von 53 Gigawatt installiert und gleichzeitig 13 Offshore-Windparkprojekte angestoßen. Allein bei der Installation von Solaranlagen ist das Land anderen Staaten weit voraus. 12,6 Milliarden US-Dollar hat es damals insgesamt in erneuerbare Energien investiert – 45 Prozent der weltweiten jährlichen Gesamtsumme. Im Vorjahr waren es noch 35 Prozent.

„Wie fortschrittlich ein Land in Umweltfragen denkt, hängt von seinen Rohstoffvorräten ab“, kommentiert Kutarna. Abgesehen von Kohle verfüge China nur über wenige fossile Energieressourcen. „Das Land ist auf riesige Erdölimporte angewiesen“, erklärt der Historiker. „Wenn sich ein Erdölersatz findet, kann China eine seiner strategischen Schwächen in eine Stärke verwandeln.“ Deshalb habe die Kommunistische Partei fortschrittliche Ideen bei der Energiegewinnung schnell angenommen. Allerdings wird Chinas Entschlossenheit noch auf die Probe gestellt werden – vor allem weil sich das Wirtschaftswachstum jetzt abschwächen und die Finanzierung neuer Initiativen erschweren dürfte. „China muss sich in den nächsten zwanzig bis dreißig Jahren eine Reihe großer Herausforderungen stellen“, fasst Kutarna zusammen.

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