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Georg Graf von Wallwitz erklärt Darum sind menschliche Vermögensverwalter Robo-Beratern überlegen

Georg Graf von Wallwitz
Georg Graf von Wallwitz
„For any serious purpose, intelligence is a very minor gift. “
G.H. HARDY

Die Hiobsbotschaften für das geistreiche England reißen einfach nicht ab: In der vergangenen Woche hat Google nicht nur bekannt gegeben, in England besonders wenig Steuern zahlen zu können, sondern auch, dass die dortige Filiale ein Programm entwickelt hat, welches in der Lage ist, den gefürchteten Fan Hui, Europameister im altasiatischen Brettspiel „Go“, zu besiegen. Nun bereitet sich der Weltmeister, Lee Sedol, auf die Herausforderung vor. Immerhin bekommt er eine Million Dollar, wenn er gewinnt.

Der einzige Trost mag darin bestehen, dass G.H. Hardy, Englands geistreichster Mathematiker in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Klasse der mathematischen Probleme, zu welcher das Lösen von Go- oder Schachaufgaben zählt, als im Kern langweilig identifiziert hat. Und welches Urteil wäre in Cambridge vernichtender als „boring"? Google versucht sich demnach an etwas, das eigentlich kein echtes Problem ist – und das gilt wohl für beides, für das Programmieren von Spielcomputern und das Vermeiden von Steuern.

Aber zu denken gibt es mir natürlich doch. Denn so, wie man das Go-Spielen den Computern überlassen kann, könnte man ihnen vielleicht auch das manchmal mühsame Geschäft des Investierens überlassen. Wenn ein Computer der bessere Investor ist, indem er Millionen von Signalen effizient verarbeitet, eröffnet mir das die Aussicht auf ein Arbeitsleben, in welchem ich morgens den Computer einschalte und mich anschließend nur noch den anspruchsvollen Bereichen der Mathematik widme? Und in der Tat gibt es heute schon eine Reihe von neu gegründeten Unternehmen (auf Berlinerisch Start-up genannt), die genau dies versuchen: Robo-Advice. Dabei handelt es sich um vollautomatisierte Vermögensverwaltungen, wohin die digital natives ihr Geld überweisen, welches dort hocheffizient, ohne weitere menschliche Eingriffe, angelegt wird. Es fließt derzeit sehr viel Geld in die Finanzierung solcher Fintechs, die durch die Möglichkeiten des Internets mit der Vermögensanlage das leisten sollen, was mit unserem Musikkonsum und der Weise, wie wir Reisen buchen oder Schuhe kaufen, bereits geschehen ist.

Die Amerikaner träumen bereits von Immobilienkrediten per 1-Klick-Bestellung. Charles Schwab, ein großer Makler für Kleinanleger hat bereits etwa 6 Milliarden Dollar an Anlegergeldern, die von Algorithmen verwaltet werden. (Allerdings musste Schwab seine Call-Center Mitarbeiter im Januar 30 Prozent länger arbeiten lassen, denn in Zeiten fallender Märkte wollen die Anleger anscheinend nicht mit Robos, sondern mit Menschen reden. Noch.)

Bislang fällt das Angebot in Deutschland eher enttäuschend aus. Ein Teil der Fintechs bietet einfach nur eine höhere Verzinsung auf Festgeld, wobei dieser hohe Zins dadurch erkauft wird, dass das Geld der Anleger nicht von der staatlichen Einlagensicherung (und auch sonst keiner ernstzunehmenden, so weit ich sehe) garantiert wird. Ein anderer Teil investiert das Geld der Anleger, je nach Risikoappetit, in ETFs, welche offensichtlich nach dem besten Wissen und Gewissen von einem ungenannten obersten Anleger beziehungsweise Komitee ausgewählt werden. Das ist im Prinzip richtig, bedeutet aber, dass an der entscheidenden Stellschraube wieder ein Mensch mit all seinen Launen und fehleranfälligen Gedankengängen sitzt. Am Ende handelt es sich bei diesen Fintechs um wenig mehr als die Verkäufer von Fonds, die in ETFs investieren, ohne zu sagen, warum ihre Allokation die richtige ist. So weit sie die Performance ihrer Produkte veröffentlichen, ist sie nicht beeindruckend (sie hatten meist zu viel in Schwellenländern allokiert im letzten Jahr), und liegt jedenfalls (ACHTUNG: WERBEEINBLENDUNG) unter der Wertentwicklung etwa unseres Phaidros Balanced Fonds. (ENDE DER WERBEEINBLENDUNG). Es scheint sich hier um ein triviales Vorgehen zu handeln, im Sinne Hardys.

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