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Georg Graf von Wallwitz „Wenn China einen Schnupfen hat, müssen die Emerging Markets sich über Antibiotika Gedanken machen“

Georg Graf von Wallwitz, Geschäftsführer Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement
Georg Graf von Wallwitz, Geschäftsführer Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement
Die Gemeinde der Fondsmanager sei derzeit in zwei Lager zerfallen: Die einen sehen durch die Politik der Zentralbanken einen möglicherweise erheblichen inflationären Druck auf uns zukommen. Durch Inflation wollen die Staaten die Schulden der letzten Jahrzehnte aus der Welt schaffen und das Anspringen der US-Konjunktur zeigt, dass sie damit wahrscheinlich auch Erfolg haben werden.

Das andere Lager sieht die Zentralbanken als einen windmühlenbekämpfenden Don Quijote an. Sie glauben nicht, dass eine Zentralbank der Wirtschaft nachhaltig Leben einhauchen kann und sieht in deren Politik des billigen Geldes einen irregeleiteten Versuch, die natürlichen Konjunkturzyklen zu umgehen.

Das Zeitalter der Stagnation

Von Wallwitz geht zwar davon aus, dass auch die gegenwärtige Krise nicht das ewige Leben haben wird und dass in den nächsten Jahren sich vieles normalisieren wird. Aber über weite Strecken wird diese Erholung sich bleiern anfühlen und kaum zu unterscheiden sein von einer Stagnation.

Mit dieser Einschätzung sieht er sich zwischen den beiden (gefühlten) Mehrheitsmeinungen: „Wir halten weder ein plötzliches Anspringen der Inflation für wahrscheinlich (und mögen daher kein Gold), noch sehen wir uns in einem Dopingrausch mit anschließender Deflation (weshalb wir keine Pfandbriefe haben).“

Gespenst der Schwellenländerkrise geht um

Der Markt sei in der Tat unsicher geworden. Das Gespenst einer Schwellenländerkrise gehe um und lege die Nerven blank. Verschlimmert werde die Lage dadurch, dass den Chinesen die Luft ausgeht. Und China ist für die Schwellenländer sehr wichtig, weil dort ein großer Teil der Rohstoffe verbraucht wird, die in deren Exportbilanz so prominent sind. „Wenn China einen Schnupfen hat, müssen die Emerging Markets sich über Antibiotika Gedanken machen“, so von Wallwitz.

Die USA sieht der Fondsmanager wieder auf die Füße kommen, sie hätten zuletzt sehr viel richtig gemacht. Das Wachstum dort sehe schon fast aus wie ein "selbsttragender Aufschwung", vertrage also schon wieder höhere Zinsen. Die Eurozone stagniere zwar vor sich hin, leide mittlerweile aber still und nach innen gekehrt.

Die Peripherie bemühe sich um Haltung und für den Moment jedenfalls dankten es ihr die Märkte. „Die allgemein steigenden Zinsen bedeuten, dass die dürren Zeiten für die Rentiers sich bald dem Ende zuneigen könnten“, so von Wallwitz.

Rückschlag wäre nichts Außergewöhnliches, aber eine Kaufgelegenheit

Zentrales Thema ist für von Wallwitz China: „Wenn dort die Lage außer Kontrolle gerät, könnten wir ein nachhaltiges, ekelhaftes Problem bekommen. So sieht es nicht danach aus, als könnten die Aktienmärkte schnell wieder die Unbekümmertheit des Vorjahrs zurückgewinnen. Sie sind nicht mehr billig (jedenfalls nicht in den USA), sie sind nicht mehr alternativlos (wenn die Zinsen steigen und Anleihen attraktiver werden) und sie werden nicht mehr vom ganz billigen Geld getragen (wenn die quantitative Lockerung sich dem Ende zuneigt).“
 
Ein Rückschlag von 10 Prozent oder vielleicht auch 15 Prozent wäre in einer solchen Situation nichts Außergewöhnliches. Das aber wäre dann eine Kaufgelegenheit, denn die Wirtschaft erholt sich ja tatsächlich und eine lehmanartige Katastrophe ist – jedenfalls in den entwickelten Ländern, in denen wir investieren – nicht abzusehen.

Aber sollte der Konsens – die Meinung der Anderen – plötzlich zur Panik neigen, werde es auch eine Panik geben. „Panik gibt es, wenn genügend Schwachnervige beschließen, dass es Zeit ist dafür. Und dann gilt wie immer: If you panic, panic before everybody else does”, schließt von Wallwitz.

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