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Georg Graf von Wallwitz zur Behavioral Finance Darum treffen intelligente Menschen irrationale Anlageentscheidungen

Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager der Phaidros Funds und Geschäftsführer von Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement
Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager der Phaidros Funds und Geschäftsführer von Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement

Auch mäßig beleumundete Emittenten von Schuldtiteln können, wenn sie nur den Segen ihrer Zentralbank haben, Geld verlangen für das Privileg, sich zu verschulden. Wie ist das möglich? Gewiss, die gängigen Erklärungen haben ihre Berechtigung. Wir leben in einer stagnierenden Welt, in welcher die Wallonen den Takt der Handelspolitik bestimmen. Da ist auch wenig Platz für Inflation, gewiss, denn in der Wallonie ist seit dem großen Eisenboom in den 1860er-Jahren nicht mehr viel vorwärts gegangen. Allenfalls noch bei der Ausbeutung des Kongos entwickelten die Wallonen etwas dunkle Phantasie, aber das ist ein anderes Thema.

Auch ist klar, dass es viele Käufer von Staatsanleihen gibt, die keine Wahl haben. Zentralbanken, Versicherungsmanager und Banken haben oft andere Prioritäten als die Rendite. Vielleicht ist es auch intelligent, auf immer niedrigere Zinsen und damit immer höhere Kurse bei den Staatsanleihen zu spekulieren.

Die Zentralbanken und das Inflationsziel von 2 Prozent

Aber reicht das als Erklärung? Hält es denn wirklich niemand mehr für möglich, dass eine Inflation kommt? Unser Lieblings-Inflationsbarometer für die USA (der „Cleveland Fed Median CPI“) jedenfalls ist über die letzten Monate kontinuierlich von 2 Prozent auf 2,5 Prozent gestiegen. Können Energiepreise wirklich nur fallen? Können die Lebenshaltungskosten wirklich nur sinken, obwohl die Löhne spürbar steigen (in Deutschland immerhin um 2,3 Prozent)?

Ist es wirklich auszuschließen, dass die Zentralbanken ihr Inflationsziel von 2 Prozent erreichen? Noch interessiert das niemanden, aber rationale Investoren könnten schon ins Grübeln kommen, ob es wirklich auf Jahre hinaus keine Preissteigerungen geben wird. Sollten diese kommen, dann sehen unverzinste und lang laufende Anleihen plötzlich nicht mehr aus wie eine intelligente Investition.

Was ist eigentlich ein rationaler Investor?

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Der Begriff der Rationalität hat seit den Tagen der alten Griechen erhebliche Wandlungen erfahren. Er wurde gedehnt, geteilt, aufgeblasen, verdammt und verabsolutiert. Und er wurde Gegenstand der Behavioral Finance genannten Teildisziplin der Verhaltensökonomie, die sich mit dem närrischen Treiben an den Börsen auseinandersetzt.

Eine besonders beliebte Beobachtung der Behavioral Finance ist die den Griechen längst bekannte, nun aber auch experimentell bestätigte Tendenz des Menschen, in seinen Vorurteilen zu verharren und sich dort wohlzufühlen.

Linda Versuch zum Fehlschluss der Verbindung

Die Wissenschaft hat dies in dem so genannten Linda-Versuch festgestellt. Dabei lasen die Professoren einer Gruppe von Probanden folgenden Text vor: „Linda ist 31 Jahre alt, alleinstehend, selbstbewusst und intelligent. Sie hat Philosophie studiert. Als Studentin hat sie über den Themenbereich soziale Gerechtigkeit und Diskriminierung gearbeitet und an Anti-Atomkraft-Demonstrationen teilgenommen.“ Dann wurden die Probanden gefragt, was wahrscheinlicher war: (A) Linda ist eine Bankangestellte; oder (B) Linda ist eine Bankangestellte und Feministin. 85 Prozent der Befragten wählten fälschlicherweise die Option (B) (Die feministischen Bankangestellten sind eine Teilmenge der Bankangestellten insgesamt).

Jede Krankheit braucht einen Namen und diese wurde „Fehlschluss der Verbindung“ (conjunction fallacy) genannt. Wir haben die Tendenz, alternative Erklärungen zu ignorieren und neigen zu schnellen Schlüssen, die in unser Weltbild passen. Kurz: Der Mensch ist furchtbar irrational. So weit so gut. Die Frage, die sich nun aber aufdrängt lautet: Sind die 85 Prozent dumm?

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