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"Gerade britische Unternehmen profitieren vom Konsum in den Schwellenländern"

Jochen Wolf, Manager des LBBW Konsum Dynamik Global
Jochen Wolf, Manager des LBBW Konsum Dynamik Global
DAS INVESTMENT: Zu den Top-Positionen in Ihrem Aktienfonds LBBW Konsum Dynamik Global gehören der Lebensmittelhersteller Nestlé und die Versicherung Prudential. Das klingt nicht gerade nach Firmen mit viel Sexappeal. Was hat Sie an diesen Unternehmen überzeugt?

Jochen Wolf:
Ein Unternehmen wie Nestlé ist sicherlich langweilig in dem Sinne, dass es stabile und gut vorhersehbare Wachstumsraten beim Gewinn pro Aktie liefert. Dieses Unternehmen ist dadurch weniger volatil als der Gesamtmarkt und bringt Stabilität ins Portfolio. Von der Geschäftsstrategie her sind Nestlé und Prudential aber alles andere als Langweiler. Nestlé hat aus unserer Sicht das beste Produktportfolio unter den global agierenden Nahrungsmittelproduzenten.

Wir erwarten, dass die Wachstumsstory der Vergangenheit auch die nächsten Jahre weitergeht, und rechnen mit einem Wachstum beim Gewinn vor Zinsen und Steuern von rund 8 Prozent pro Jahr bis 2015. Das liegt auch daran, dass das Unternehmen mit über 40 Prozent Umsatzanteil in den Emerging Markets sehr gut positioniert ist, um vom Wachstum dort zu profitieren.

Inwiefern?


Wolf: Nehmen Sie Nescafé. Die Wachstumsrate für Nescafé in China liegt seit 1997 bei 20 Prozent pro Jahr. Pro Jahr und Person liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Kaffee in China bei nur drei Tassen verglichen mit 168 in Hongkong und 382 in Japan. Daraus lässt sich ein immenses Wachstumspotenzial ableiten.

Was finden Sie an Prudential interessant?


Wolf:
Auch Prudential profitiert von den hohen Wachstumsraten in den Schwellenländern. So ist das Unternehmen mittlerweile in 13 asiatischen Ländern aktiv. In China zum Beispiel liegt die Versicherungsdurchdringung nur bei 3 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Das heißt, von 100 Renminbi, die das Reich der Mitte erwirtschaftet, werden nur 3 als Versicherungsprämie ausgegeben. Zum Vergleich: Im größten Versicherungsmarkt USA liegt diese Kennzahl bei 15 Prozent.

Sie kaufen nur Papiere von europäischen Unternehmen, die über Bande vom Wachstum in den Schwellenländern profitieren. Warum investieren Sie nicht direkt in Unternehmen vor Ort?

Wolf: Die europäischen Unternehmen, die bei uns im Fokus stehen, sehen wir als Markt- oder Branchenführer in ihren jeweiligen Produktbereichen auch in den Schwellenländern an. Diese Unternehmen verfügen auch gegenüber lokaler Konkurrenz entweder über einen Technologie-, einen Markenvorteil oder beides.

Durch den krisengeschwächten Euro ergeben sich für die Unternehmen derzeit außerdem bessere Verkaufschancen. Und der Anleger vermeidet mit einem Investment in europäische Unternehmen rechtliche Risiken im Hinblick auf lokale Bilanzierungs- und Börsenstandards.

Das Wirtschaftswachstum in China hat sich abgeschwächt. Kann das für europäische Unternehmen nicht auch zum Problem werden?


Wolf: Wir gehen davon aus, dass China einen Beitrag von rund 42 Prozent zum globalen BIP-Wachstum von rund 3 Prozent im Jahr 2012 leistet. Somit ist eine Wachstumsschwäche in China inzwischen eine reale Gefahr für die Weltkonjunktur und damit auch für die meisten europäischen Unternehmen. Wir glauben aber, dass China über gezielte staatliche Maßnahmen eine harte Landung vermeiden kann.

In welchen europäischen Ländern finden Sie aktuell die besten Aktien?

Wolf:
In Großbritannien finden sich interessante Unternehmen. Obwohl die Wirtschaft in einer Rezession steckt, sind zahlreiche britische Aktien attraktiv, da gerade britische Unternehmen vom Konsum in den Schwellenländern profitieren. Die britischen Unternehmen, in denen wir im LBBW Konsum Dynamik Global aktuell investiert sind, generieren 44 Prozent ihrer Umsätze in den Schwellenländern, nur 8 Prozent stammen aus dem Vereinigten Königreich.

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