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„Gerät Brasilien ins Wanken?“

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Hohe Inflation

Die Inflation liegt bei 6,5 Prozent, allerdings wird die Regierung alle Hebel in Bewegung setzen, um einen weiteren Anstieg zu verhindern. Dieser wäre politisch äußerst schädlich, vor allem, da nächstes Jahr die Präsidentschaftswahlen anstehen.

Doch die Kapitalflucht hat den Brasilianischen Real einbrechen lassen und stellt die Regierung vor eine Zwickmühle: Ein deutlich schwächerer Real würde die brasilianischen Exporte international zwar wieder wettbewerbsfähig machen, doch ein  Kursverlust um 10 Prozent dürfte die Inflation um 0,5 bis 1,0 Prozentpunkte erhöhen.

Soziale Unruhen

Die jüngsten Demonstranten gehen keineswegs von einer einheitlichen Gruppe aus, und ihre Forderungen sind nicht immer klar. Es herrscht allgemeine Unzufriedenheit über die Arbeit der Regierung, unter anderem wegen hoher Steuern, schlechter öffentlicher Leistungen und weit verbreiteter Kriminalität und Korruption.

Die Proteste richteten sich zudem gegen die immensen Ausgaben für die Fußball-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr. Kurzfristig reagiert die Regierung mit anhaltendem Druck auf regulierte Branchen in Brasilien. Wenn sie ihre Popularität wiederherstellen will, dann muss sie versuchen, Preiserhöhungen zu verhindern.

Mittel- bis langfristig könnte das vorteilhaft sein, denn dadurch steht eine zukünftige Regierung unter Druck, mehr Wert auf einen nachhaltigen Politikmix zu legen.

Chancen?

Allgemein kann man also sagen, dass der Tenor meiner Reise eher pessimistisch war. Allerdings ist dieser Pessimismus zum ersten Mal seit vielen Jahren der Konsens bei ausländischen und inländischen Anlegern und internationalen Finanzjournalisten.

Zudem hat sich der Aktienmarkt seit Jahresbeginn so schwach entwickelt wie selten, und das allein ist ein interessantes Signal. Man darf auch nicht vergessen, dass das Brasilien von heute viel stärker ist als das Land, das frühere Krisen überstehen musste: Seine Bruttoschuldenquote liegt bei 55 Prozent des BIP, es verfügt über Devisenreserven von rund 370 Milliarden US-Dollar (Stand Ende 2012, umgerechnet 280 Milliarden Euro) und hat eine robustere Mittelschicht mit besserer Konsumkraft.

Daher sehen wir in verschiedenen Bereichen Chancen. Einkaufszentren bieten nach wie vor Wachstumsmöglichkeiten, denn sie können ihren Anteil an den Einzelhandelsumsätzen steigern.

Anleger müssen jedoch selektiv vorgehen, da die Einkaufszentren im Hinblick auf Kundenströme, Umsatz und Mieten erhebliche Unterschiede aufweisen. Dies steht in klarem Gegensatz zur Situation vor einigen Jahren, als der Erfolg für praktisch jedes Einkaufszentrum garantiert war.

Die zunehmende Formalisierung von Wirtschaft und Investitionen facht auch die IT-Ausgaben in Lateinamerika weiter an. In diesem Zusammenhang sehen die beiden Software-Unternehmen Totvs und Linx interessant aus.

Wir bevorzugen derzeit ein Engagement im Lebensmittelbereich und bei Produkten im niedrigen Preissegment, die weniger stark von Krediten abhängen. CBD, ein Betreiber von Supermärkten und Elektronikgeschäften, erscheint vor diesem Hintergrund reizvoll.

Das Unternehmen konzentriert sich auf seinen Expansionsplan, findet ein vernünftiges Preisumfeld im Lebensmittelgeschäft vor und dürfte von einem staatlichen Konjunkturprogramm profitiere. In dessen Rahmen sollen Geringverdiener, die in staatlich subventionierten Sozialwohnungen wohnen, Geld für Elektrogeräte und Möbel erhalten.

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