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Gerd Kommer im Interview über sein einjähriges ETF-Jubiläum

Jahrelang war Gerd Kommer in Büchern und Blog-Beiträgen, in Vorträgen und Diskussionsrunden als engagierter Befürworter von ETFs aufgetreten. Vor einem Jahr legte er schließlich seinen eigenen börsengehandelten Indexfonds auf: den L&G Gerd Kommer Multifactor Equity Ucits ETF. Es gibt ihn in einer thesaurierenden (ISIN: IE0001UQQ933) und einer ausschüttenden Variante (ISIN: IE000FPWSL69).
Der L&G...
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Jahrelang war Gerd Kommer in Büchern und Blog-Beiträgen, in Vorträgen und Diskussionsrunden als engagierter Befürworter von ETFs aufgetreten. Vor einem Jahr legte er schließlich seinen eigenen börsengehandelten Indexfonds auf: den L&G Gerd Kommer Multifactor Equity Ucits ETF. Es gibt ihn in einer thesaurierenden (ISIN: IE0001UQQ933) und einer ausschüttenden Variante (ISIN: IE000FPWSL69).
Der L&G GK Multifactor Equity ETF kann – wie sein zugrundeliegender Index – Unternehmen aller Größen ins Portfolio holen. Die Ländergewichtung erfolgt sowohl nach Marktkapitalisierung als auch nach Wirtschaftsleistung (BIP). Auf diese Weise erhalten die USA, die in breiten Weltindizes aktuell regelmäßig deutlich dominieren, hier ein viel geringeres Gewicht. Statt 60 Prozent haben US-Werte im L&G GK Multifactor Equity ETF nur rund 45 Prozent Gewicht. Einzelne Aktien dürfen mit maximal einem Prozent vertreten sein. Die gewünschte Gewichtung wird einmal pro Quartal wiederhergestellt.
Der ETF enthält eine besonders breite Titelauswahl. 3.419 Aktien sind Stand 26. Juni 2024 im Portfolio gelistet. Zum Vergleich: Der ebenfalls breit anlegende MSCI World enthält nur rund 1.500 Titel, der MSCI All Countries World Index rund 2.900.
Faktoren für Überperformance
Zusätzlich setzt Kommer auf einige bekannte Investment-Faktoren, nach denen der ETF bestimmte Index-Titel optimiert. So gewichtet er kleinere Unternehmen höher (Size-Faktor), ebenso wie unterbewertete Aktien (Value) und nach Kennzahlen qualitativ hochwertige (Quality) und einige weitere Faktoren.
Der L&G GK Multifactor Equity ETF soll die hohen Ansprüche erfüllen, die Kommer an ein wissenschaftlich unterfüttertes Welt-Aktienportfolio formuliert hat. Langfristig, so stellt der Initiator in Aussicht, soll der ETF nicht nur die Mehrheit der aktiv gemanagten Fonds schlagen, sondern auch passive, rein nach Marktkapitalisierung gewichtete Benchmarks.
Das ist eine Ansage. Wie hat sich der Fonds ein Jahr nach Start nun bewährt?
Genau ein Jahr nach Listung des Fonds am deutschen Handelsplatz Xetra am 21. Juni 2023 steht der L&G Gerd Kommer Multifactor Equity Ucits ETF mit knapp 20 Prozent im Plus. Damit hat der ETF allerdings immer noch etwas schlechter abgeschnitten als bekannte Weltindizes wie der MSCI World. Dieser hat im selben Zeitraum um mehr als 24 Prozent zugelegt. Zeit für ein Gespräch mit dem ETF-Initiator.
DAS INVESTMENT: Herr Kommer, Ihr ETF ist gerade ein Jahr alt geworden. Hat sich die Mühe der Fondsauflegung für Sie gelohnt?
Gerd Kommer: Ja, die hat es. Wir sind mit den ersten zwölf Monaten sehr zufrieden. Mit unserem Fonds bieten wir Privatanlegern, die in Eigenregie anlegen wollen, eine – wie wir glauben – clevere und einzigartige Alternative zu aktiv gemanagten globalen Aktienfonds. Wir bieten auch eine Alternative zu MSCI-World-ETFs. Diese sind inzwischen von beträchtlichen Klumpenrisiken und Bewertungsrisiken belastet. Schön ist auch, dass bereits einige unabhängige Vermögensverwalter unseren ETF nutzen.
Der L&G Gerd Kommer Multifactor Equity Ucits ETF hat nach einem Jahr knapp 300 Millionen Euro angesammelt. Sind Sie zufrieden?
Kommer: Mit dieser Entwicklung des verwalteten Vermögens sind wir happy. Nach unseren Analysen ist ebenfalls erfreulich zu sehen, dass überwiegend langfristig orientierte Anleger investieren. Es gibt auch einen hohen Anteil an Sparplänen. Beides kommt uns entgegen. Bis Ende nächsten Jahres wollen wir eine halbe Milliarde Euro erreichen. Auf Sicht von drei bis fünf Jahren sehen wir ein Potenzial von über einer Milliarde.
„Bis Ende nächsten Jahres eine halbe Milliarde Euro erreichen“
In seiner Performance liegt der ETF hinter großen Welt-Indizes wie dem MSCI World zurück. Wie erklären Sie sich das?
Kommer: Ja, unser ETF liegt in diesen ersten zwölf Monaten nach seiner Xetra-Notierung am 21. Juni 2023 etwas hinter einem MSCI-World-ETF zurück. Er liegt aber oberhalb des Sektorenmittels für vergleichbare aktiv gemanagte Aktienfonds. In Bezug auf den Vergleich mit dem MSCI-World-Index ist diese Renditeentwicklung keine Überraschung. US-Large-Cap-Tech-Aktien sind, trotz ihrer schon vor einem Jahr sehr hohen Bewertungen, noch einmal gut gelaufen. Dieses Marktsegment hat im MSCI World ein höheres Gewicht als in unserem ETF. Wir wollen mit unserem Fonds jedoch gezielt die Konzentrations- und Klumpenrisiken des MSCI World reduzieren – hinsichtlich der Jurisdiktion USA, hinsichtlich des Tech-Sektors, hinsichtlich der größten zehn Einzelwerte und bei hoch bewerteten, teuren Marktsegmenten oder Einzeltiteln. Aber klar, in den letzten zwölf Monaten hat uns unsere viel breitere Diversifikation gebremst. Trotzdem haben wir absolut betrachtet bereits im ersten Jahr eine attraktive Performance abgeliefert. Wir richten uns sowieso fast ausschließlich an langfristig orientierte Buy-and-Hold-Anleger.
Mit 0,53 Prozent laufenden Kosten gibt es im ETF-Bereich auch günstigere Produkte. Was rechtfertigt die im Vergleich zu anderen weltweit anlegenden Aktien-ETFs höheren Kosten?
Kommer: Das hat mehrere Gründe. Primär rührt es daher, dass der GK-ETF nicht direkt mit ETFs auf beispielsweise den MSCI World verglichen werden kann: Unser Fonds bietet deutlich mehr Features zur Verbesserung des Rendite-Risiko-Trade-Offs, er ist komplexer und ambitionierter. Der GK-ETF bildet das ganze globale Aktienuniversium einschließlich Schwellenländern und Small Caps ab. Das macht die Indexkalkulation und das Portfoliomanagement aufwendiger, da die Titelanzahl in der zugrunde liegenden Optimierung stark zunimmt. Unser ETF ist aktuell meines Wissens nach der einzige Multifactor-ETF im DACH-Raum, der Small Caps mit berücksichtigt. Das erachten wir für wichtig, da andere Faktorprämien im Small-Cap-Bereich stärker wirken. Das heißt, dass zum Beispiel Small-Cap-Quality-Aktien höhere Renditen erwarten lassen als Small-Cap- und Quality-Aktien für sich genommen. Die Berücksichtigung von Faktorprämien – in unserem Fall Size, Value, Quality, Momentum und Low Asset Growth – ist aufwendiger auf konzeptioneller, indexbezogener und Portfoliomanagement-Ebene. Um den Index zu berechnen, werden mehr Datenpunkte (Faktoren, BIP-Gewichte, ESG, Wertpapierleihe) benötigt als für einen marktkapitalisierungsgewichteten Index. Die Kosten des ETFs bewegen sich dennoch auf dem gleichen Level wie andere, einfachere Multifactor-ETFs oder Multi-Asset-ETFs. Sie liegen auch deutlich niedriger als bei konventionellen aktiven Fonds.
Es gibt einen Trend zu sogenannten aktiven ETFs. Dort kann das Fondsmanagement das Portfolio auch flexibel bestücken und Gewichtungen festlegen – bei niedrigeren Kosten, als sie aktive Fonds mit sich bringen. Was halten Sie von dem Trend?
Kommer: Das ist in der Tat eine interessante Entwicklung. Generell wird die Unterscheidung zwischen aktiv und passiv in Zukunft vermutlich weniger simplistisch sein als in der Vergangenheit. Ich begrüße das, weil ich die Bezeichnung „passiv“ in „passiv investieren“ sowieso nie mochte. Sie kann sogar Denkfehler begünstigen. Bei genauerer Überlegung existiert wirklich passives Investieren gar nicht. Vielmehr gibt es ein Spektrum von sehr wenig aktiv bis hyperaktiv (High Frequency Trading) und natürlich alles dazwischen. Unabhängig von dieser gar nicht so unwichtigen begrifflichen Frage wird die allmähliche Verbreitung von aktiven ETFs – wie Sie in Ihrer Frage schon sagen – den Margen-Druck auf traditionelle aktive Fonds weiter erhöhen. Ich kann darin nichts Negatives sehen, weil es den Anlegern zugutekommt.
Planen Sie in Zukunft, einen weiteren Fonds aufzulegen?
Kommer: Vielleicht, aber aktuell haben wir dazu keine konkreten Vorhaben.
Über den Interviewten:
Gerd Kommer ist Chef der Münchner Honorar-Finanzanlagenberatung Gerd Kommer Invest. Vor der Firmengründung war er rund 24 Jahre im Firmenkunden-Kreditgeschäft und Asset Management verschiedener Banken tätig. Seit einem Jahr betreibt Kommer, der auch als Fachautor und Vortragsredner auftritt, den von ihm initiierten L&G Gerd Kommer Multifactor Equity Ucits ETF.



