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Mit LGIM Gerd Kommer startet eigenen ETF - das ist seine Strategie

Von , in FondsLesedauer: 10 Minuten
Gerd Kommer startet gemeinsam mit LGIM seinen eigenen ETF
Gerd Kommer startet gemeinsam mit LGIM seinen eigenen ETF | Foto: Gerd Kommer / LGIM / DAS INVESTMENT

In der Welt der ETFs sticht ein Name besonders hervor: Gerd Kommer. Er ist Autor einer Reihe von Büchern, die das Thema ETFs umfassend beleuchten. Bekannt ist der „ETF-Papst“ für seine kritische Auseinandersetzung mit traditionellen Anlagestrategien und seiner Befürwortung von indexbasierten Anlagen. Nun hat er seinen eigenen ETF aufgelegt. Somit schreibt er nicht mehr nur über ETFs, sondern nimmt auch aktiv an ihrer Gestaltung teil.

Der neue L&G Gerd Kommer Multifactor Equity UCITS ETF wurde in Zusammenarbeit mit Legal & General Investment Management (LGIM) an der Deutschen Börse aufgelegt und startet am 21. Juni 2023. Er basiert auf Kommers Anlage-Philosophie des sogenannten Weltportfolio-Konzepts.

Die Strategie des Gerd-Kommer-ETFs

Der neue Exchange Traded Fund investiert in Aktien von Unternehmen sowohl aus Industrie- als auch aus Schwellenländern. Was diesen ETF besonders macht, ist die Art und Weise, wie er Länder gewichtet, in die er investiert. Die Gewichtung einzelner Länder erfolgt als Durchschnitt ihrer Marktkapitalisierung und der Wirtschaftsleistung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Das ist ein Novum: Bislang gibt es auf dem deutschen Markt keinen weiteren ETF, der die Wirtschaftsleistung bei der Ländergewichtung berücksichtigt. „Damit können Anleger den risikobehafteten Teil ihres Weltportfolios mit nur einem einzigen Produkt abdecken“, so Gerd Kommer.

Abgebildet wird das Spektrum von Small Caps, Mid Caps und Large Caps. Mit der angepassten Gewichtung möchte Kommer die häufige Dominanz von US-Unternehmen und insbesondere Tech-Titeln schmälern. Mit dieser Indexzusammensetzung unterscheidet er sich deutlich von anderen Welt‑ETFs und Indizes wie den MSCI World oder den MSCI ACWI.

 

Zudem gibt es Multifactor Investing, also eine Übergewichtung von den in der Forschung am besten etablierten Faktorprämien Size, Value, Quality, Investment und Momentum. Zugrunde liegt der Solactive Index, welcher sich aus etwa 5.000 Unternehmen zusammensetzt. Quartalsweise wird es ein Rebalancing geben. Der ETF ist als Artikel-8-Fonds gemäß SFDR kategorisiert.

Es wird zwei Arten des Gerd-Kommer-ETFs geben: Eine thesaurierende (ISIN: IE0001UQQ933) sowie eine ausschüttende (ISIN: IE000FPWSL69) Anteilsklasse. Die Verwaltungsgebühr liegt bei 0,5 Prozent pro Jahr. Erhältlich ist er zunächst über den Broker von Scalable Capital, weitere Handelsplattform und Online-Broker sollen folgen. 

Gerd Kommer will 1 Milliarde Euro in seinem ETF

Kommer verfolgt große Pläne. "Wir wollen in absehbarer Zukunft die Marke von einer Milliarde Euro an verwaltetem Vermögen erreichen“, sagt er im Gespräch mit "Fonds professionell". Die Zielgruppe seien einerseits Privatanleger, die Gerd Kommer von seinen Büchern, Kolumnen und Video-Interviews kennen, zum anderen auch Finanzberater.

Auf der nächsten Seite: Ein Interview von Herausgeber Malte Dreher mit Philipp von Königsmarck.

Philipp von Königsmarck
Philipp von Königsmarck: Leiter Wholesale Sales Germany bei Legal & General Investment Management © Legal & General Investment Management

Malte Dreher: Sie arbeiten seit 5 Jahren bei LGIM. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Philipp von Königsmarck: Als ich im Mai 2018 begann, war LGIM im Wholesale-Markt ein unbeschriebenes Blatt. Das hat sich inzwischen deutlich geändert. Die letzten 5 Jahre habe ich das Team auf fünf Personen ausgebaut, Österreich und Luxemburg sind hinzugekommen. Das in Deutschland verwaltete Vermögen liegt inzwischen bei 2,5 Milliarden Euro. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Themen-ETFs, gefolgt von anderen ETF-Strategien und dann von aktiv gemanagten Rentenfonds. Wir sind damit weitaus erfolgreicher, als wir das vor fünf Jahren geplant und in unserem Gespräch vor fast 5 Jahren diskutiert haben. Am Anfang haben die sogenannten Fund Buyer investiert, und inzwischen sind wir bei den meisten Fund Sellern, das heißt im Advisory, mit mindestens einem Produkt auf der Empfehlungsliste.

Sie arbeiten zwischen der aktiven und passiven Fondswelt – findet sich dort das Beste aus zwei Welten?

von Königsmarck: Mit dem Begriff „passiv“ tue ich mich schwer, denn unsere ETF-Strategien sind alles andere als passiv. Lediglich die Hülle ist ein ETF. Das hat den Vorteil, dass neben dem intelligenten Index-Design unter Verwendung von aktivem Research das Produkt günstiger ist. Einigen wir uns doch auf den Begriff „systematisches Investieren“. Und solange Anleger sowohl in aktive als auch systematische Strategien investieren, bin ich mit unserer Positionierung zufrieden. 

 

Themen- und Megatrendfonds sind ein Schwerpunkt von LGIM. Besteht nicht die Gefahr, dass Moden sich zu flott ändern?

von Königsmarck: Moden und Trends vermeiden wir. Unsere Themen „sind gekommen, um zu bleiben. Die unterliegenden Unternehmen bieten einen steileren Wachstumspfad als der breite Markt und eignen sich als Wachstums-Satelliten im Rahmen einer Core-Satellite-Allokation. Dass andere Asset Manager das auch so sehen und inzwischen eigene Themenfonds auflegen, unterstreicht diese Entwicklung. Wir sehen das als Kompliment.

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Welches ist denn Ihr Lieblingsthema?

von Königsmarck: Ich investiere viel in Wasserstoff, sehe mittel- bis langfristig eine große Wachstumsperspektive. Wir haben im Februar 2021 den ersten Wasserstoff-ETF auf das Thema herausgebracht und seitdem gut 500 Millionen eingesammelt. Und das, obwohl die Performance gegen uns gelaufen ist. Im Bereich des Core-Investments werde ich zukünftig mein Geld in den L&G Gerd Kommer Multifactor Equity ETF investieren. Das ist eine Strategie, die wir zusammen mit Gerd Kommer entwickelt haben und die am 21. Juni an der Börse gelistet wurde.

Ein Blick nach vorn: Wie wird sich LGIM in den kommenden 5 Jahren entwickeln – wie die Branche?

von Königsmarck: LGIM wird sich im ETF-Bereich vom Themenspezialisten mehr in Richtung ganzheitlicher ETF-Anbieter positionieren. Auch wenn wir dieses Jahr auch noch neue Themen-ETFs starten, so wird es darüber hinaus einige neue andere Strategien geben. Alles, was wir neu entwickeln, ist dabei intelligenter konzipiert als das, was am Markt existiert – oder wir sind die Ersten.

Die Branche wird sich zunehmend in Richtung systematische Strategien entwickeln. Einerseits muss sich jeder Asset Manager fragen, ob der Mehrwert eines riesigen Stabes an Analysten groß genug ist, um den Kostenblock beizubehalten. Andererseits sind Anleger generell immer weniger dazu bereit, hohe Kosten zu zahlen. Systematische Anlagestrategien sind besser skalierbar – deshalb sehe ich in den nächsten 5 Jahren eine starke Entwicklung in diese Richtung.

Wenn Sie nicht in der Finanzbranche arbeiten würden, wo dann…?

von Königsmarck: Sehr gute Frage. Vielleicht wäre ich Weinbauer in Italien geworden.

Welche Persönlichkeit fasziniert Sie?

von Königsmarck: Simon Sinek. Er versteht es, wie man komplexe Inhalte so transportiert, dass man sie versteht und dass sie beim Zuhörer auch ankommen.

Welchem verpassten Investment trauern Sie noch heute nach?

von Königsmarck: Ich wollte 1985 beim Börsengang in die Aktie von Hugo Boss investieren und bekam leider keine Zuteilung.

Welches Streitthema gibt es bei Ihnen zu Hause immer wieder?

von Königsmarck: Streitthema ist übertrieben. Aber wir diskutieren oft über Market Timing. Da der richtige Zeitpunkt für ein Investment eh nicht zu treffen ist – und auch langfristig keine Rolle spielt – bin ich der Verfechter davon, sofort zu investieren.

Was sammeln Sie?

von Königsmarck: Ich bin überhaupt kein Sammler, im Gegenteil – ich kann mich sehr gut von Dingen trennen. Wenn mich etwas interessiert, dann ist es gutes Schuhwerk. Aber das betrachte ich auch als Gebrauchsgegenstand und kann bei weitem nicht davon sprechen, eine Sammlung zu haben.

Über den Interviewten:
Philipp von Königsmarck ist seit 2018 Leiter des Wholesale-Vertriebs für Deutschland, Österreich und Luxemburg beim Fondsanbieter Legal & General Investment Management (LGIM). Vor dieser Zeit hatte er leitende Funktionen unter anderem bei Fidelity International inne.

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