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Gerd Kommer und Alexander Weis Aktienkauf: Einmalanlage oder Phaseninvestment?

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Gesichtspunkt 2: Empirische Renditedaten

Die oben erwähnte erwartete Rendite ist ein statistisches Konzept - und genau da beginnt das Problem für die menschliche Psyche. Wir wollen das anhand einiger Zahlen erläutern und betrachten den globalen Aktienmarkt vom Januar 1926 bis Ende Mai 2020 - soweit reichen, die für uns verfügbaren Daten zurück. Wir haben bei dieser Kalkulation ein wenig gemogelt und aus Datenverfügbarkeitsgründen Monatsrenditen des US-Aktienmarktes für den Zeitraum 1926 bis 1969 verwendet (CRSP 1-10-Index) und für den Zeitraum von 1970 bis Ende Mai 2020 Monatsrenditen des Weltaktienmarkts (MSCI World Standard Index) zugrundegelegt.

Diese 94,4 Jahre entsprechen 1.133 Monaten. Wir stellen uns zwei Privatanleger vor: Anna und Robert vor. Anna investiert jeweils am letzten Werktag des Monats kurz vor Börsenschluss nach dem SPE-Ansatz, während Robert aus Vorsichtsgründen seine 100.000 Euro über 36 Monate gestreckt in den Markt gibt (GEP-Ansatz). Er investiert also ein Sechsunddreißigstel (rund 2.780 Euro) am „Starttag“, an dem Anna 100.000 Euro anlegt. Genau einen Monat später legt Robert die nächsten 2.780 Euro an und so weiter, bis er 35 Monate nach dem Starttag die letzte Rate investiert hat. Wir wiederholen dies an jedem der 1.133 Monate und haben damit 1.133 Vergleichsfälle, für die wir Annas und Roberts Renditen über ein Zeitfenster von jeweils 36 Monate berechnen können. Da in den letzten 35 Monaten bis Mai 2020 keine ganzen Dreijahreszeiträume mehr vorliegen (und GEP damit nicht mehr vollständig umsetzbar ist), ignorieren wir diese Schlusszeiträume in unserer Auswertung. Damit bleiben 1.098 Vergleichsfälle (1.133 minus 35).

Nun werten wir aus, wer von den Anna und Robert in den 1.098 vollständigen Dreijahreszeiträumen häufiger vorne liegt. Ergebnis: Anna gewinnt das Rennen in 73 Prozent der Fälle. Sie liegt häufiger vorne und der durchschnittliche reale Vermögensendwert nach 36 Monaten beträgt bei ihr rund 126.000 Euro gegenüber rund 113.000 Euro bei Robert. Das ist im Mittel eine kumulative Mehrrendite von 11,5 Prozent. Aus Vereinfachungsgründen haben wir bei GEP für den noch nicht investierten Portfolioanteil eine reale Verzinsung von 0 angenommen. Tatsächlich betrug diese reale Verzinsung in den letzten rund 120 Jahren in den USA durchschnittlich 0,8 Prozent jährlich, also geringfügig über Null.

 

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