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Gerd Kommer und Alexander Weis Aktienkauf: Einmalanlage oder Phaseninvestment?

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Unsere Vorgehensweise dürfte jedoch das dargestellte Gesamtergebnis aus zwei Gründen nicht oder nur unwesentlich beeinflussen. Erstens haben wir im Gegenzug nirgendwo Transaktionskosten berücksichtigt, die bei GEP mit 36 Einzelinvestments weit höher ausfallen würden als bei SPE. Zweitens ist heute die reale Rendite für Sichteinlagen negativ. Dieser Zustand könnte noch längere Zeit anhalten. Natürlich befinden sich in den 27 Prozent aller Fälle, die zu Gunsten von Robert verlaufen, auch einige wenige, bei denen Roberts Renditevorteil - genauer gesagt: Sein relativer Verlustvorteil - hoch ist, aber alles in allem, bleibt die Gesamtschlussfolgerung eindeutig: Der SPE-Ansatz schlägt den GEP-Ansatz deutlich.

Gesichtspunkt 3: Psychologische Faktoren

Nun ist es jedoch so, dass eine real existierende Privatanlegerin, nennen wir sie Juliane, keine 1.098 Versuche hat, sondern nur einen. Das Gesetz der großen Zahlen wird ihr - anders als Anna - nur begrenzt helfen. Statistisch und rational gesehen müsste Juliane zwar auch den SPE-Ansatz verfolgen. Sollte aber ihr einziger Versuch in den 27 Prozent-Topf fallen, wird sie das – wenn sie eine normale Privatanlegerin ist – vermutlich für einige Zeit ärgern. Je nach persönlichem Naturell und konkretem Renditeergebnis wird sie es vielleicht sogar stark schmerzen, denn bekanntlich tun Verluste mehr weh als Gewinne guttun. Etwas abgeschwächt gilt das auch für relative Verluste, sprich: Geringere positive Renditen als eine subjektiv gewählte Vergleichsmarke. Weil das so ist, dürften die meisten Privatanleger, die kein stark vernunft- und datengesteuerter Homo Oeconomicus sind, im Sinne ihrer „psychologischen Rationalität“ besser mit der GEP-Methode fahren - nalso damit, ihren Aktienmarkteinstieg mechanisch über 12 bis 36 Monate zu strecken.

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Gesichtspunkt 4: Abwesenheit von „Time Diversification“

Die in der Finanzbranche und den Finanzmedien oft gehörte Aussage, dass sich Renditeunterschiede für bestimmte Betrachtungsperioden umso mehr annähern, je länger die Zeitfenster sind, stimmt so nicht. Anders ausgedrückt: Auch bei sehr langen Betrachtungszeiträumen von beispielsweise 20 Jahren spielt der konkrete Ein- und Ausstiegszeitpunkt für den Endvermögenswert eine nennenswerte Rolle. Die Renditeangleichung findet in für Privatanleger realistischen Zeiträumen bis zu etwa 30 Jahren nicht statt. In diesem Sinne existiert keine „Zeitdiversifikation“ und auch kein „die Zeit heilt alle Wunden“. Das Aktienrisiko nimmt in diesem Sinne nicht mit der Länge des Anlagehorizontes ab und das Timing des Einstieges ist renditemäßig auch bei langen Betrachtungshorizonten bedeutsam.

 

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