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Gerd Kommer und Alexander Weis Faktor-Investoren erleben auch Durststrecken

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Daher stellt sich die Frage, ob die Unterperformance der Value-Prämie (die negative Value-Prämie) in der unmittelbaren Vergangenheit Anlass gibt, am dauerhaften Fortbestand der Prämie in der Zukunft zu zweifeln. (Um Missverständnissen vorzubeugen: Eine negative Value-Prämie bedeutet nicht, dass die Rendite einer Value-Strategie negativ ist, sondern nur, dass die Rendite niedriger ist als die Rendite einer marktneutralen Benchmark, die definitionsgemäß keinen Value-"Tilt" aufweist.)

Wirft man einen Blick auf die gesamte verfügbare Datenhistorie von Faktorprämien, wird man feststellen, dass solche Durststrecken eigentlich ganz normal sind und in der langfristigen Vergangenheit schon oft aufgetreten sind. Diesen Umstand haben wir in der folgenden Tabelle anhand der Equity-, Small-Size- und Value-Prämie dargestellt.

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Grafik: Gerd Kommer Invest

Die Tabelle macht deutlich, dass es zwischen 1927 und 2018 immer wieder kurze und lange Perioden gegeben hat, in denen einzelne Faktorprämien schlechter rentiert haben als ihr Gegenpart. Sogar die Equity-Prämie (auch Marktprämie genannt) war wiederholt über Zeitfenster von zehn Jahren (und länger, was hier nicht ausgewiesen wird) negativ, das heißt mit dem Sparbuch hätte man über zehn Jahre hinweg den Aktienmarkt geschlagen – bei weit geringerem Risiko (Volatilität).

Der "Tod" bestimmter Faktorprämien – z. B. der Small-Size-Prämie – wurde in der Vergangenheit schon mehrfach falsch proklamiert. Auch solche "Erkenntnisse" sind somit nicht neu.

In ihrem Aufsatz "Volatility Lessons" aus 2019 zeigen die Forscher Eugene Fama und Kenneth French, die als Väter des FI gelten, anhand von US-Aktienmarktdaten im Zeitraum 1963 bis 2016, dass die Wahrscheinlichkeit des Fortbestehens der Small-Value-Prämie (einer Kombination der beiden Prämien Small Size und Value; siehe hierzu auch den zweiten Teil unserer FI-Beitrags-Reihe mit dem Titel Integriertes Multifactor Investing) sogar höher ist als die der Equity-Prämie (Fama & French, 2019). Dass kleine, niedrig bewertete Unternehmen große, teure Unternehmen outperformen, ist also wahrscheinlicher als dass Aktien besser rentieren als kurzfristige Anleihen höchster Bonität.

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