Gerd Kommer und Alexander Weis Warum Fonds ein besseres Investment als Einzelaktien sind

Aktienanleger stehen vor der grundsätzlichen Frage, wie sie ihr Investment in Bezug auf die Frage "Einzelwertanlagen vs. Fondsanlagen" umsetzen sollen. Es bieten sich die folgenden vier Alternativen an:
(a) Anlagen in Einzelwerte;
(b) Anlagen in aktiv gemanagte Aktienfonds;
(c) Anlagen in passiv gemanagte Aktienfonds (Indexfonds/ETFs);
(d) eine Mischung aus diesen drei Möglichkeiten.
In diesem Artikel zeigen wir anhand von sieben Argumenten, dass und warum Option (c) die vermutlich klügste Lösung ist.
Mit der aus unserer Sicht unklugen Alternative (b) setzen wir uns in hier nicht auseinander, weil wir das bereits umfassend in unserem Buch Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs (Campus, 2018) und anderen Veröffentlichungen getan haben.
Argument 1: Einzelwertanlagen bedeuten überflüssiges Investmentrisiko
Es ist eine etablierte Erkenntnis der Finanzökonomie, dass das Investieren in Einzelwerte in die Zukunft gerichtet dieselbe Ertragserwartung besitzt wie das Investieren in ein diversifiziertes Aktienportfolio. Diese identische Ertragserwartung geht jedoch einher mit einem höheren Risiko. Unter diesen Umständen würde ein rationaler Anleger zwischen zwei Investments mit derselben Rendite und dem gleichen Liquiditätsgrad immer dasjenige mit dem niedrigeren Risiko wählen. Sofern man also diesem seit Jahrzehnten in der empirischen Forschung vielfach bestätigten Forschungsergebnis – ein Einzelwertportfolio hat dieselbe Rendite wie ein diversifiziertes Aktienportfolio, aber ein höheres Risiko – folgt, machen Einzelwertanlagen rein rational betrachtet keinen Sinn. Die nachfolgende Tabelle illustriert diesen Sachverhalt anhand eines simplen Beispiels.
Vergleich von Rendite und Risiko dreier Aktienportfolios mit unterschiedlichem Diversifikationsgrad – 2002 bis 2017
In Euro, 16 Jahre sind längster verfügbarer Zeitraum
Die Tabelle illustriert, dass systematische, breite Diversifikation das Risiko in einem Aktienportfolio deutlich senkt – ohne Einbuße beim (erwarteten) Ertrag. Zwar könnte man mit Einzelwerten, zumindest theoretisch, einen ebenso hohen Diversifikationsgrad erzielen wie denjenigen des globalen MSCI-ACWI-IMI-Index in der Spalte ganz rechts, doch ist das für Privatanleger aus praktischen Umsetzungsgesichtspunkten unrealistisch, wie wir gleich sehen werden.