Gerd Kommer und Daniel Kanzler Der Tech-Hype an der Börse
Mit Technologieaktien erzielten Anleger in den letzten Jahren höhere Renditen als mit Old-Economy-Branchen wie Transport, Energie, Maschinenbau, Handel, Finanzwesen oder mit dem Gesamtaktienmarkt.
Eine Zahl zur Illustration: Über die fünf Jahre von Oktober 2015 bis September 2020 produzierte der Aktiensektor Informationstechnologie global eine Rendite von 23,1 Prozent pro Jahr gegenüber 9,4 Prozent pro Jahr für den allgemeinen Weltaktienmarkt (MSCI ACWI IMI Information Technology Index und MSCI ACWI IMI Index, nominale Renditen jeweils in Euro). Auch den Corona-Crash in der ersten Jahreshälfte 2020 überstanden Technologieaktien besser als der restliche Markt.
Wenn ein Teilsegment des Aktienmarktes zum Beispiel ein Land, eine Branche oder eine Anlagestrategie – über mehrere Jahre hinweg eine hohe Überrendite relativ zum Gesamtmarkt liefert, leiten manche Privatanleger daraus ab, diese Mehrrendite sei normal und werde auch in Zukunft anhalten.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
In diesem Blog-Beitrag werden wir zeigen, dass es sich bei der Vorstellung von der systematisch (statistisch hinreichend verlässlich) höheren Rendite des Technologiesektors um einen alten Irrtum handelt, der alle paar Jahre neu aufpoppt, wie ein nicht sterben wollender Zombie. Zuletzt wanderte der Zombie Ende der 1990er Jahre durch die Privatanleger-Community. Er verschwand vorläufig als die damalige Dotcom-Blase Anfang 2000 zu platzen begann. Jetzt ist er wieder da.
Dass man als Anleger die vermeintlich höheren Renditen von Technologieaktien systematisch für sich nutzen könne, stimmte damals nicht, stimmt jetzt nicht und wird auch in der langfristigen Zukunft nicht stimmen.
Bevor wir zu einigen Zahlen kommen, die unsere These veranschaulichen, wollen wir zuerst noch die Frage beantworten, warum so viele Privatanleger dem Technologieaktienirrtum aufsitzen.