Gerd Kommer und Jonas Schweizer „Performance Fees sind eine doppelte Mogelpackung“
Neben ihrer unerfreulichen Kosten- und Renditeauswirkung schmuggeln P-Fees noch einen weiteren Foulspieler auf das Spielfeld: unnötige Interessenkonflikte. Der Grund liegt wiederum in der speziellen Konstruktion von P-Fees, die fast immer auf der Basis von Kalenderjahres- oder halbjahresrenditen kalkuliert werden. Liegt nun ein Fondsmanager – sagen wir, Anfang Oktober – renditemäßig deutlich "hinten", hat er nur bei einem starken "Turnaround" in den letzten drei Monaten eine Aussicht darauf, eine P-Fee zu verdienen, was ihn dazu inzentivieren wird, für diese drei Monate besonders hohe Risiken einzugehen. Nur so wird er – mit etwas Glück – doch noch zu seinem "Bonus" im betroffenen Kalenderjahr gelangen. Dieses sachfremde Verhalten hat mit der eigentlichen Fondsstrategie jedoch nichts zu tun und läuft ex ante gegen die Interessen der Anleger. Der Fondsmanager wird also für das Eingehen eines höheren, sachfremden Risikos zusätzlich bezahlt.
USA kennt keine Performance Fees
Am Ende stellt sich die Frage, ob P-Fees, die mittel- und langfristig sogar bei mediokrer oder schlechter Performance anfallen und unheilvolle Interessenkonflikte begünstigen, stets abzulehnen sind. Die Antwort lautet Ja. Die einzige denkbare Ausnahme von dieser Schlussfolgerung wären "symmetrische" P-Fees, also P-Fees, die grundsätzlich beide Seiten in gleicher Weise bevorteilen können, nicht nur den Vermögensverwalter bzw. die Fondsgesellschaft, wie es bei normalen "asymmetrischen" P-Fees der Fall ist. Bei einer symmetrischen P-Fee zahlen Fondsgesellschaft oder Vermögensverwalter in jedem Kalenderjahr, in dem die Rendite unter der Referenzgröße (Benchmark) liegt, Geld aus ihrer eigenen Tasche in entsprechender Höhe an den Anleger, da der Fondsmanager oder Verwalter ja die schlechte Leistung verschuldet. Das wäre zur Abwechslung mal eine faire Regelung.
In den USA – einem Land, in dem der Anlegerschutz wesentlich weiterentwickelt ist als im deutschsprachigen Raum – sind bei Investmentfonds für Privatanleger deswegen nur symmetrische P-Fees gesetzlich zulässig. Weil sich aber keine US-Fondsgesellschaft auf so viel Fairness einlassen will, existieren im US-Publikumsfondsmarkt gar keine P-Fees. In Deutschland hingegen werden sie immer zahlreicher. Das sollte nicht wundern, da sich der Gesetzgeber hierzulande in Bezug auf echten, wirksamen Privatanlegerschutz seit Jahrzehnten im Wachkoma befindet.
Fazit
Performance Fees sind eine doppelte Mogelpackung, denn sie fallen de facto selbst dann an, wenn der Fonds oder Vermögensverwalter nur eine durchschnittliche oder sogar eine unter dem Marktdurchschnitt liegende Rendite liefert. Zusätzlich erzeugen sie hässliche Interessenkonflikte. Wer sich auf andere als symmetrische Performance Fees einlässt, macht einen gravierenden Fehler, den er auf längere Sicht vermutlich teuer bezahlen wird.
Literatur
Andrew Clare / Nick Motson / Richard Payne / Steve Thomas (Oct. 2014): "Heads we win, tails you lose; Why don’t more fund managers offer symmetric performance fees? Internet-Fundstelle: https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2525545
Henri Servaes / Kari Sigurdsson (Dec. 2018): "The Costs and Benefits of Performance Fees in Mutual Funds"; AQR Capital Management); Internet-Fundstelle: https://ecgi.global/sites/default/files/working_papers/documents/finalservaessigurdsson.pdf
Über die Autoren:
Gerd Kommer ist Gründer und Inhaber der Honorar-Finanzanlagenberatung Gerd Kommer Invest aus München. Der ehemalige Investmentbanker ist nebenher auch als Finanzbuchautor und Vortragsredner tätig.
Jonas Schweizer ist Finanzberater bei Gerd Kommer Invest. Zuvor war er für mehrere internationalen Großbanken und Finanzdienstleister tätig.