Internationaler Währungsfonds Geringere Abhängigkeit bewahrt die Welt vor Rohölschock

Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland haben erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen, insbesondere auf den Energiesektor. Die Ölpreise sind zu Beginn des Jahres gestiegen. Dank ungenutzter Produktionskapazitäten und strategischen Erdölreserven in einigen Ländern konnte der Anstieg allerdings weitgehend begrenzt werden.
Der Preis für Rohöl der Sorte Brent, der weltweiten Benchmark für Erdöl, stieg vor der Invasion in der Ukraine auf ein Siebenjahreshoch um 100 US-Dollar pro Barrel. Nach Kriegsausbruch kletterte der Preis auf über 130 US-Dollar. Seit der pandemischen Abriegelungen des größten Ölimporteurs China wurden die Gewinne jedoch wieder abgebaut.
Sorge vor Stagflation
Die steigenden Ölpreise mögen einige an die 1970er Jahre erinnern. Damals ließen geopolitische Spannungen die Preise für fossile Brennstoffe ebenfalls in die Höhe schnellen. Die Erinnerungen an die hohe Inflation und das langsame Wachstum – bekannt als Stagflation – schüren die Sorge vor einer möglichen Wiederholung.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Grafik des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigt, dass sich die Welt inzwischen weniger auf Öl verlässt, was mögliche Schocks abmildert. Ökonomen verfolgen die Ölintensität, indem sie vergleichen, wie viele Barrel benötigt werden, um ein Bruttoinlandsprodukt von 1 Million US-Dollar zu erzeugen. Dieses Maß war zwischen August 1973 und Januar 1974, als sich die Rohölpreise fast verdreifachten, etwa 3,5-mal höher als das aktuelle Niveau.

Wachstum nähert sich dem Niveau vor der Pandemie
Ein weiterer Faktor, der den Aufwärtsdruck der Preise verringert, ist die heute allgemein geringere Verbreitung von Lohnfestsetzungsmechanismen, die die Löhne der Arbeitnehmer automatisch an die Inflation anpassen. Zudem haben sich auch die Zentralbanken seit den 1970er Jahren verändert. Der Anteil derer, die unabhängig sind, ist gestiegen. Dadurch hat sich die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik in den vergangenen Jahrzehnten verbessert.
Nach Prognosen des Internationalen Währungsfonds wird sich das globale Wachstum dem Durchschnitt von 3,5 Prozent von vor der Pandemie annähern. Es könnte sich allerdings auch noch stärker verlangsamen und die Inflation höher ausfallen als erwartet. Dies könnte vor allem für Teile Europas von Bedeutung sein, da der Kontinent relativ stark von russischen Energieimporten abhängig ist.