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Geschäftsaussichten 2024: Das erwartet die Bayerische
DAS INVESTMENT: Welche marktrelevanten Themen werden das Jahr 2024 besonders prägen und wie plant die Bayerische darauf zu reagieren?
Martin Gräfer: Im Laufe des Jahres erwarten wir weitere Senkungen des Leitzinses. Das bedeutet, dass festverzinsliche Produkte wie Staatsanleihen für die Geldanlage an Attraktivität einbüßen – Anlagen, in die Deutsche im vergangenen Jahr besonders viel investierten. Die Aktienmärkte rücken damit wieder mehr in den Fokus. Sinkende Bauzinsen werden auch dem Immobiliensektor aus der Talsohle verhelfen. Fondspolicen dürfen sich aus unserer Sicht deshalb auf ein gutes Jahr freuen und Berater sollten ihre oft verunsicherten Kunden über die damit verbundenen Chancen aufklären.
Auf welche Sparte beziehungsweise Geschäftsfeld fokussieren Sie sich besonders?
Gräfer: Mit unseren Lösungen über die Fonds der Pangaea Life sind wir weiterhin die erste Adresse für alle Menschen, die ihre Zukunftsvorsorge auf ein transparent nachhaltiges Fundament stellen wollen. Im Zuge der Gründung der Tochtergesellschaft Pangaea Life Capital Partners mit der Empira AG in der Schweiz sprechen wir künftig auch Zielgruppen an, die außerhalb von Versicherungen in Sachwerte aus dem Bereich der nachhaltigen Transformation investieren möchten. Gemäß unseren Kernzielgruppen fokussieren wir darüber hinaus Produkte für Familien und Eigenheimbesitzende, kleine und mittlere Unternehmen, Einkommensabsicherung von Arbeitskräften im öffentlichen Dienst und der Privatwirtschaft und natürlich alle Menschen, die eine leistungsfähige und zuverlässige private Altersversorgung wollen. Konkrete Fokusbranchen sind demnach Versicherungen aus den Bereichen Personen, Haus & Eigentum und Altersvorsorge.
Welche Produktentwicklungen planen Sie in diesem Jahr?
Gräfer: Bei der Bayerischen werden wir die nachhaltigen Sachwerte-Fonds der Pangaea Life neben unserer Fondspolice der dritten Schicht sukzessive auch in Produkte der ersten und zweiten Schicht einbinden – diese werden aktuell noch von Pangaea Life selbst angeboten. Verbesserungen und neue Tarifen bei Produkten zur Einkommensabsicherung geben uns Rückenwind bei weiteren Optimierungen im Bereich der Versicherungen von Berufsunfähigkeit, Dienstunfähigkeit und Grundfähigkeit. In der Komposit-Sparte fokussieren wir uns auf individualisierte Versicherungen. Ein Beispiel hierfür ist unser neuer Wohngebäudetarif, den wir gerade auf den Markt gebracht haben. Unsere Antwort in der Unfallversicherung heißt „ExistenzBudget“. Es sichert den Betroffenen zusätzlich ein Budget, mit dem sie zukünftige Kosten, die durch den Unfall entstehen, abdecken können. Insgesamt mit einer Versicherungssumme von bis zu zehn Millionen Euro und damit einem Vielfachen einer klassischen Unfallversicherung.
Wie planen Sie auf die Veränderungen im Maklermarkt zu reagieren?
Gräfer: Wir werden wachsam bleiben und gegebenenfalls im Vertriebsansatz Anpassungen vornehmen. Als Mittelständler können wir agiler operieren als Großkonzerne und uns besser auf Bedürfnisse von Kunden, Partnern und Makler einstellen. Diese Stärke werden wir auch 2024 zu nutzen wissen.
Hallo, Herr Kaiser!
An welchen Stellen wollen Sie ihr Unternehmen weiter digitalisieren und wo planen Sie den verstärkten Einsatz von KI
In niedrigkomplexen Prozessen setzen wir bereits heute vermehrt KI ein. Dies betrifft vor allem interne Funktionen. In kundenzentrierten Prozessen nutzen wir digitale Hilfsmittel und KI überall dort, wo wir den Nutzern einfache und klare Self-Service-Optionen bieten wollen. Das gibt uns den Freiraum, bei komplexen Produkten noch mehr Zeit und Empathie in die persönliche Beratung zu geben. Unser Credo ist es, das Beste aus Mensch und Technik zum Wohle von Kunden sowie Partnern zu vereinen.
Welche Verbesserungen streben Sie in ihren Nachhaltigkeitsbemühungen an?
Gräfer: Die neue Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung „CSRD“ (Corporate Sustainability Reporting Directive) stellt auch uns vor neue Herausforderungen – verbunden mit einem enormen Bürokratieaufwand. Trotz allem konzentrieren wir uns in erster Linie auf den positiven Impact, den wir als Mittelständler leisten können. Dabei stehen die Themen Digitalisierung, Reduzierung des Ressourcenverbrauchs, nachhaltige Geldanlage sowie der Ausbau von Nachhaltigkeitsbausteinen im Produktportfolio im Mittelpunkt. Mit unserem Partner Lets (eine gemeinsame Beteiligung der Bayerischen mit der Fonds Finanz) setzen wir uns außerdem für die Verankerung des Themas Corporate Volunteering in der Finanzbranche und darüber hinaus ein.
Die Umsetzung welcher politischen und regulatorischen Ideen für die Versicherungsbranche würden Sie sich wünschen?
Gräfer: Regulierung darf kein Selbstzweck sein: Jeder zusätzliche Eingriff der Politik in die Versicherungsbranche sollte auf Kosten und Nutzen genauestens geprüft werden. Besonders die Taxonomie-Verordnungen haben gezeigt, wie viel Zeit und Geld in die Umsetzung fließen können, wenn die Vorgaben zu unkonkret und praxisfern sind. Das Thema Provisionsverbot sollte in der Form, wie es aktuell diskutiert wird, beerdigt werden. Es ist nicht zum Nutzen, sondern zum Schaden von Kleinanlegern und führt auch nicht zu einer höheren Beratungsqualität. Wir wünschen uns mehr Kreativität und Mut bei der Reform der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge. Die mögliche Verabschiedung von der Idee der Garantiebedingungen hin zur flexibleren Gestaltung von bAV und Riester-Rente wäre ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung.