Unternehmens-Serie Geschäftsaussichten 2024: Das erwartet die Inter Versicherung
DAS INVESTMENT: Welche marktrelevanten Themen werden das Jahr 2024 besonders prägen und wie plant die Inter darauf zu reagieren?
Roberto Svenda: Die zunehmend sichtbaren Folgen des Klimawandels, die fortschreitende Alterung unserer Bevölkerung sowie die technische Disruption, beispielsweise durch Künstliche Intelligenz, sind weiterhin eine riesige Herausforderung. Hinzu kommen Themen wie die immer weiter voranschreitende Regulatorik und ein verändertes Kundenverhalten – Stichwort digitale Interaktion. Die Versicherungsbranche steht vor einer dynamischen Zukunft, die eine hohe Anpassungsfähigkeit und kontinuierliche Innovation erfordert, um den wachsenden Herausforderungen gerecht zu werden. Wir als Unternehmen werden auch 2024 weiter investieren und unsere Mitarbeiter im Betrieb wie im Vertrieb mehr denn je schulen.
Auf welche Sparte beziehungsweise Geschäftsfeld fokussieren Sie sich besonders?
Svenda: Die Krankenversicherung ist die größte Sparte der Inter, mit einem entsprechenden Stellenwert. Aber natürlich bieten wir auch im Bereich Leben und Komposit attraktive Lösungen an. Der Kunde steht für uns im Mittelpunkt. Seine Perspektive verstehen wir durch unser Kundenbeziehungsmanagement immer besser. Wir lernen aus ihrem Alltag, ihren kritischen Situationen, ihren Lebensphasen. Unser internes Versprechen formuliert, was sie erwarten dürfen: „Inter. Geht mein Leben mit.“
Welche Produktentwicklungen planen Sie in diesem Jahr?
Svenda: Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viele Verbesserungen an unseren Produkten vorgenommen und verfügen über ein sehr attraktives Portfolio, insbesondere für unsere Kernzielgruppen Ärzte und Handwerker. Aktuellstes Beispiel hierfür ist unsere Praxisausfallversicherung. Für das Jahr 2024 planen wir ein innovatives Produkt in der Sparte Krankenversicherung sowie Verbesserungen und Aktualisierungen in unseren Leben- und Kompositprodukten. Außerdem werden wir das Jahr für die Umstellung unserer IT-Kernsysteme nutzen.
Hallo, Herr Kaiser!
Wie planen Sie auf die Veränderungen im Maklermarkt zu reagieren?
Svenda: Die Veränderungen im Maklermarkt beobachten wir natürlich sehr genau. Intern haben wir bereits verschiedene Strukturen angepasst, beispielsweise auch die Teams innerhalb unserer Maklerbetreuung. So können wir unsere ungebundenen Vermittler in Zukunft noch spezialisierter unterstützen. Mit uns kann der Makler komplett so zusammenarbeiten, wie er es möchte. Das heißt, entweder über eine vollständige Direktanbindung oder nur über Pools. Wir sind da sehr flexibel.
An welchen Stellen wollen Sie Ihr Unternehmen weiter digitalisieren und wo planen Sie den verstärkten Einsatz von KI?
Svenda: 2024 markiert für die Inter einen Meilenstein in puncto Digitalisierung. Wir schließen in diesem Jahr unser Großprojekt ab, mit dem wir unsere Kernsysteme auf einen vollkommen neues, digitales „Ökosystem“ stellen. Einhergehend arbeiten wir daran, dass andere Systeme – etwa unser Customer Relationship Management – mit diesem neuen „Ökosystem“ zusammenwachsen. Wir stehen davor, um die Voraussetzungen zu schaffen, künftig noch mehr Vorgänge als bislang zu digitalisieren und zu automatisieren. Im Hinblick auf den Einsatz von KI werden wir diesen in jenen Feldern, wo er bereits erfolgt, weiter ausbauen. Hierbei denke ich etwa an den Teilbereich IT-Security, wo uns KI bereits jetzt zur Abwehr konkreter und potenzieller Gefahren gute Dienste leistet, sowie an unser Input Management, im Besonderen unseren mittlerweile führenden digitalen Touchpoint für unsere Kunden, die App „Meine Inter“. Wir wollen nach Möglichkeit KI künftig auch in nahezu der gesamten Prozesskette unseres Input Managements nutzen. Hierfür sind wir in einer intensiven Analyse- und Testphase.
Welche Verbesserungen streben Sie in Ihren Nachhaltigkeitsbemühungen an?
Svenda: Mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie und den damit korrespondierenden Aktivitäten verankern wir Nachhaltigkeit als Leitmotiv bei der Inter. Wir schaffen die Voraussetzung dafür, dass das Unternehmen seine Geschäftsaktivitäten zukunftsorientiert und auf einer ökonomisch-ethischen Basis steuert und hierbei seiner unternehmerischen Verantwortung für Gesellschaft, Mitarbeiter, Umwelt und das wirtschaftliche Umfeld gerecht wird. So berücksichtigen wir bei unseren Anlageentscheidungen zunehmend auch umwelt-, sozial- und governance-bezogene Aspekte. Diese Entwicklungen wollen wir weiter vorantreiben.
Die Umsetzung welcher politischen und regulatorischen Ideen für die Versicherungsbranche würden Sie sich wünschen?
Svenda: Die Regulatorik ist in den vergangenen Jahren weiter unaufhaltsam vorangeschritten, ohne dass es im Gegenzug nennenswerte Erleichterungen gab. Diese Thematik spitzt sich immer mehr zu – mit entsprechendem Personalaufwand und Kosten. So müssen wir als mittelständischer Versicherer in weiten Teilen ähnliche regulatorische Aufwände betreiben wie die großen Player am Markt. Wir wünschen uns, dass die Regulatorik insgesamt wieder auf ein annehmbares und für uns als Unternehmen besser umsetzbares Niveau heruntergefahren wird. Dies gilt für nahezu alle Bereiche – vom Vertrieb über einzelne Sparten bis hin zum Thema Nachhaltigkeit.