DAS INVESTMENT: Welche marktrelevanten Themen werden das Jahr 2024 besonders prägen und wie plant die Zurich, darauf zu reagieren?
vorsitzender Zurich Gruppe Deutschland
Carsten Schildknecht: Die ökonomischen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen werden auch weiterhin Einfluss auf den Markt haben. Die Inflation, die Folgen des Klimawandels, der anhaltende Krieg in Europa und die wirtschaftliche Schwäche Deutschlands bilden weiterhin ein von Polyrisiken geprägtes Umfeld. Wir sind jedoch fest entschlossen, diesen Herausforderungen mit all unserem Know-how, den Möglichkeiten der Digitalisierung und unserer Entschlossenheit und Stärke als einer der führenden Mehrspartenversicherer zu begegnen - und nicht zuletzt mit Zuversicht.
Auf welche Sparte beziehungsweise Geschäftsfeld fokussieren Sie sich besonders?
Schildknecht: Als Mehrspartenversicherer haben wir eine starke Marktposition im Lebens-, Privatkunden, Gewerbe- und Industrieversicherungsgeschäft. Unser Fokus liegt auf der kontinuierlichen Verbesserung unserer operativen Exzellenz in unserem Kerngeschäft und der Schaffung von Top-Kundenerlebnissen. Das selbstverständlich alles unter Einhaltung unserer Nachhaltigkeitsambitionen.
Welche Produktentwicklungen planen Sie in diesem Jahr?
Schildknecht: Wir wollen in allen Segmenten mit leistungsfähigen und zeitgemäßen Angeboten überzeugen, die auf einen optimierten Kundennutzen ausgelegt sind. Das ist der Maßstab auch für das laufende Jahr. Ein aktuelles Beispiel, das bestens in die Zeit passt, ist „Zurich Resilience Solutions“. Mit diesem Angebot kommen wir beispielsweise den wachsenden Bedürfnissen unserer Gewerbe- und Industriekunden nach, einen erfahrenen Partner bei der Klimafolgenanpassung zur Seite zu haben.
Wie planen Sie, auf die Veränderungen im Maklermarkt zu reagieren?
Schildknecht: Der Maklermarkt spielt weiterhin eine wichtige Rolle innerhalb unseres Vertriebswegemixes. Hier werden wir im Jahr 2024 noch fokussierter vorgehen.
An welchen Stellen wollen Sie Ihr Unternehmen weiter digitalisieren und wo planen Sie den verstärkten Einsatz von KI?
Schildknecht: Data & Analytics sind entscheidende und strategische Bestandteile für uns. In diesem Zuge wollen wir die Digitalisierung sowie Innovationen fördern und wachstumsstarke Megatrends wie auch Künstliche Intelligenz beschleunigen. So möchten wir die Zufriedenheit unserer Kunden erhöhen und unsere Marktposition noch weiter stärken sowie Effizienzpotenziale erschließen. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz können wir Prozesse automatisieren und beispielsweise die Interaktion mit dem Kunden verbessern und so schneller und gezielter auf seine Anliegen und Bedürfnisse eingehen.
Welche Verbesserungen streben Sie in Ihren Nachhaltigkeitsbemühungen an?
Schildknecht: Wir haben klare Nachhaltigkeitsambitionen definiert und in unseren vier Rollen als Unternehmer und Arbeitgeber, als Investor und Berater, als Versicherer und Risikomanager sowie als Teil der Gesellschaft bis 2050 konkrete Ziele gesetzt: Wir wollen, bezogen auf alle vier Rollen, mindestens Netto-Null und sogar klimapositiv in unseren betrieblichen Abläufen sein. Dabei setzen wir vor allem auf die Positivwirkungen einer anreizgesteuerten, ideologiefreien und technologieoffenen Wirtschafts- und Umweltpolitik.
Die Umsetzung welcher politischen und regulatorischen Ideen für die Versicherungsbranche würden Sie sich wünschen?
Schildknecht: Wir erleben derzeit die Tendenz zu einem Mehr an Regulierung und staatlicher Einflussnahme – sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Auch bedeutet ein Mehr an Informationspflichten nicht automatisch ein Mehr an Kundenorientierung. Im Sinne einer ökologischen sozialen Marktwirtschaft, deren wesentlicher Kern der selbstbestimmte Bürger ist, ist eine Rückbesinnung des Staates auf seine eigentlichen Aufgaben geboten. Dies würde die Marktkräfte entfesseln, mit entsprechenden Positivwirkungen für Wirtschaft, Gesellschaft und das Fortkommen beim Thema Klimaschutz.

