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Bayerische will Ausrichtung auf Kernzielgruppen weiter schärfen
DAS INVESTMENT: Welche marktrelevanten Themen werden das Jahr 2025 besonders prägen und wie plant ihr Unternehmen darauf zu reagieren?
Martin Gräfer: Auch wir blicken mit großer Spannung auf die Ende Februar anstehende Bundestagswahl. Nachdem die Pläne der Ampel zur Reform der geförderten Altersvorsorge keine Realität mehr wurden, werden wir sehen, welche Weichenstellungen eine neue Regierung hier vornimmt. Die demografische Rentenkrise erlaubt keinen Aufschub mehr. Wir als Versicherungsbranche stehen bereit, auf Basis neuer Vorstöße Verantwortung zu übernehmen und der Gefahr von Altersarmut mit innovativen Lösungen entgegenzuwirken. Wir als Die Bayerische werden 2025 den Menschen konkrete und innovative Lösungen und Wege aufzeigen, wie sie sich effektiv vor dieser Gefahr schützen können und ihren Lebensstandard im Alter sichern.
Die Entwicklung von Zinsen und Inflation bleibt auch 2025 eines der zentralen Themen für unsere Branche. Zumal mit Amtsantritt von Donald Trump und einer möglichen Neujustierung der Spielregeln auf den Weltmärkten aktuell noch nicht klar ist, worauf wir konkret zusteuern. Als Unternehmen sind wir finanziell äußerst resilient und flexibel gegenüber verschiedenen Szenarien aufgestellt. Eine Welt der protektionistischen Abschottung, sich intensivierender Handelskriege und geopolitischen Säbelrasselns sollte dennoch für niemanden eine wünschenswerte Zukunftsvision sein.
Auf welche Sparte beziehungsweise Geschäftsfeld fokussieren Sie sich besonders?
Gräfer: Wir schärfen weiter an der Ausrichtung auf unsere Kernzielgruppen: Bei den Eigentümern von Einfamilienhäusern liegt der Fokus auf unseren im Markt einzigartigen All-Risk–Deckungen und die konsequente Einbindung von Präventionsleistungen. Unsere neue Unfallversicherung bietet einzigartige Leistungen wie unseren „ÄrzteKompass“ und ein Vorsorgebudget für Präventionsmaßnahmen. Allen Angehörigen des öffentlichen Dienstes, Beamten sowie Mitgliedern der Bundeswehr bieten wir eine bestmögliche Absicherung bei Dienstunfähigkeit,
Unternehmen des kleineren Mittelstandes unterstützen wir mit umfassenden und leistungsorientierten Vorsorge- und Absicherungspaketen. Das gilt für das Unternehmen, die Vorsorge vor Haftungsrisiken, aber auch für die Frage der nachhaltigen betrieblichen Altersvorsorge und der Rentenvorsorge für die Unternehmer selbst. Mit unserer neu entwickelten, nachhaltigen Basis-Rente machen wir dieser Zielgruppe ein attraktives Angebot. Die Bayerische gibt überdies konsequent die Vorteile der Erhöhung des Höchstrechnungszinses an alle Kunden weiter.
Welche Produktentwicklungen planen Sie in diesem Jahr?
Gräfer: Wir starten direkt mit unserer neuen fondsgebundenen Rentenversicherung durch. Sie kombiniert die Vorteile des Kapitalmarkts mit den steuerlichen Vorzügen einer Versicherung und bietet gleichzeitig Flexibilität. Kunden können sowohl von lebenslangen, regelmäßigen Renteneinkünften profitieren als auch – wenn es die Lebenssituation erfordert – eine einmalige Kapitalauszahlung wählen. Auch im Kompositbereich haben wir Mitte des Jahres eine neue Produktentwicklung im Bereich Krankenhauszusatz. Hier werden wir dem Markt auf jeden Fall etwas ganz Neues bieten.
Bei unserer Pangaea Life liegt der Fokus auf dem Marktstart unseres ersten Co-Invest-Produkts außerhalb des Versicherungsmantels. Darüber eröffnen wir Anlegern eine in dieser Form auf dem deutschen Markt einmalige Chance, gezielt an nachhaltigen ESG-Wohnimmobilienentwicklungen im boomenden Sunbelt der USA teilzuhaben.
An welchen Stellen wollen Sie ihr Unternehmen weiter digitalisieren und wo planen Sie den verstärkten Einsatz von KI?
Gräfer: Der enorme Zulauf unserer unternehmensinternen KI-Community in diesem Jahr zeigt, welchen Stellenwert das Thema innehat. Über 60 Kollegen aus fast allen Unternehmensbereichen diskutieren und explorieren in dieser Gemeinschaft auf regelmäßiger Basis Einsatzpotenziale von KI für die Zukunft der Bayerischen. Innerhalb eines eigens geschaffenen KI Labor und sogenannter „Digital Camps“ lassen wir aus theoretischen Einsatzfällen, die wir als Vorschlag aus dem Haus erhalten, auf Basis konkreter Verprobungen im Erfolgsfall Realität werden.
Hallo, Herr Kaiser!
Konkret kommt KI bei uns bereits in mehreren Bereichen erfolgreich zum Einsatz. Als Beispiel: In der Moped- und E-Scooter-Versicherung haben wir die Bearbeitung von rund 90 Prozent aller Serviceanfragen durch KI automatisiert und dadurch signifikante Effizienzsteigerungen erzielen können. In der Beratung zu unseren Fondspolicen der Pangaea Life erproben wir eine KI-Plattform, die mögliche Rentenlücken von Kunden automatisiert erkennt, dafür sensibilisiert und individualisierte Angebotsvorschläge zu deren Deckung erstellt. Und unser hauseigener KI-Chatbot „Robin“ wird aktuell allen Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt, wodurch KI in den Alltag jedes einzelnen Mitarbeitenden Einzug hält.
Welche konkreten Verbesserungen streben Sie in ihren Nachhaltigkeitsbemühungen an?
Gräfer: Nachhaltigkeit ist eine elementare Säule unserer Unternehmensstrategie und hat entsprechend auch Eingang in unsere Unternehmensvision gefunden. Konkret haben wir uns übergeordnete Ziele gesetzt, zum Beispiel den CO₂-Fußabdruck unseres eigenen Geschäftsbetriebs ab 2027 aus eigener Kraft zu kompensieren. Dafür setzen wir auf Maßnahmen, die Emissionen vermeiden oder reduzieren. Was übrig bleibt, wird ab 2027 mit einer eigenen Photovoltaikanlage kompensiert.
Für die Kapitalanlage verfolgen wir das Ziel der Netto Null CO₂-Emissionen bis 2045, mit dem Zwischenziel diesen CO₂-Fußabdruck bis zum Jahr 2035 bereits um 50 Prozent reduziert zu haben. Unsere Nachhaltigkeitsstrategie hat auch viele soziale Faktoren, wie fünf Zusatz-Urlaubstage für soziales Engagement.
Die Umsetzung welcher politischen und regulatorischen Ideen für die Versicherungsbranche würden Sie sich wünschen?
Gräfer: Definitiv eine Vereinfachung, Entschlackung und auch Vereinheitlichung des hiesigen Regulatorik-Dschungels. Augenmaß sollte hier die Devise sein. Nehmen wir das Beispiel ESG-Regulatorik: Die stetig ausufernden unterschiedlichen parallel zueinander gültigen Vorgaben bürden gerade kleineren und mittelständischen Marktteilnehmern im Vergleich zu Großkonzernen, die dies kapazitär und monetär leichter abfedern können, unverhältnismäßig große Ressourcenaufwendungen auf. Und das, ohne am Ende Kunden und auch Vertriebspartnern eine klare Orientierung zu geben, im Gegenteil.
Welche Themen stehen in den Bereichen Standorte / Mitarbeiter / Unternehmenskultur 2025 im Vordergrund?
Gräfer: Wir fördern gezielt individuelle Talente, bieten innovative Weiterbildungsprogramme und schaffen ein Arbeitsumfeld, in dem Vielfalt und Chancengleichheit gelebt werden. So haben wir kürzlich ein Programm für junge und erfahrene Führungskräfte eingeführt. Hier bieten wir unseren Mitarbeitern individuelle Coachings und Seminare an, um ihre Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen gezielt weiterzuentwickeln.
Darüber hinaus haben wir einen „Diversity Hub“ eingerichtet, der weiter ausgebaut werden soll und wir sind in der versicherungsweiten „GEP-Community“ sehr aktiv. Im Bereich Coaching und Empowerment wird KI ein großes Thema sein. Unsere Unternehmenskultur, die auf Vertrauen, Eigenverantwortung, Respekt und Mut begründet ist, werden wir weiter ausbauen. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen sind wir weiterhin vom Zusammenspiel aus Homeoffice und Präsenz im Büro überzeugt und werden daran auch in 2025 nichts ändern.