Geschlossene Fonds ohne Weichkosten: „Die Branche braucht den radikalen Schnitt“
DAS INVESTMENT.com: Warum meinen Sie, dass auch auf freie Vermittler geschlossener Fonds die Offenlegung der Provision zukommt?
Gerald Feig: Diese Regelung, die nach den Kick-back-Urteilen des Bundesgerichtshofs bereits für den Bankenvertrieb gilt, wird über kurz oder lang auf den freien Vertrieb ausgedehnt. Das gebietet das Prinzip der Gleichbehandlung. Mit der Umsetzung ist 2010, spätestens 2011 zu rechnen.
DAS INVESTMENT.com: Sollten Berater jetzt schon reagieren?
Feig: Ja. Es wäre naiv, sich darauf zu verlassen, dass freie Berater erst mit Ausweitung der Regelung verpflichtet sind, über ihre Provision aufzuklären.
Das wird nach aller Erfahrung rückwirkend gelten. Solange die Rechtsprechung noch diskutiert, befinden wir uns in einem trügerischen Schwebezustand. Wenn die Entscheidung gefallen ist, wird es blitzschnell gehen, ähnlich wie 2005 beim Check der Fondsprospekte durch die Bafin.
DAS INVESTMENT.com: Wenn dann aber im Beratungsgespräch im derzeit ohnehin schwierigen Marktumfeld 15 Prozent Provision und mehr zur Sprache kommen, dürfte das als Absatzbremse wirken.
Feig: Das ist zu vermuten – nur wenige Anleger sind wohl bereit, wenn sie dies realisieren, derart hohe Vertriebskosten zu akzeptieren. 10 Prozent sind doch schon mehr als grenzwertig. Die hohen Weichkosten sind doch insbesondere auf die Forderungen der großen Finanzvertriebe zurückzuführen, insbesondere dort muss ein Umdenken stattfinden.
DAS INVESTMENT.com: Gern wird aber argumentiert, dass Größenordnungen von 15 Prozent Provision im Auto- oder Textilbereich gang und gäbe sind.
Feig: Das stimmt, doch handelt es sich bei Autos und Designer-T-Shirts nicht um Investitionen in Kapitalanlagen, die erst später in die Substanzbildung gehen. Je höher die Weichkosten sind, desto weniger wird bei der Kapitalanlage in die Substanz investiert. Und, seien wir ehrlich: Nur die wenigsten Fonds schaffen es, langfristig auskömmliche Wertzuwächse und Ausschüttungen für Anleger zu erreichen. Vor allem, wenn ungünstige Marktphasen wie jetzt ins Kontor schlagen.