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„Geschmack spielt keine Rolle“

Oliver Röhl. Fotografin: Xandra Linsin
Oliver Röhl. Fotografin: Xandra Linsin
DAS INVESTMENT.com: Sie kennen mit Sicherheit den Spruch „Ist es Kunst, oder kann es weg?“ Was verstehen Sie unter Kunst?

Oliver Röhl: Kunst muss werthaltig und nachhaltig sein und die Aussicht auf Wertsteigerung besitzen. Wenn sie darüber hinaus noch gefällt, dann bekommen die Investoren neben dem monetären auch noch den emotionalen Gewinn.

DAS INVESTMENT.com: Manche Menschen sagen, Sachwerte wie Kunst seien nur etwas für Reiche. Was meinen Sie dazu?

Röhl: Diese Aussage ist zu pauschal. Natürlich kann der Kauf von Werken zum Beispiel von Gerhard Richter, Andreas Gursky, Andy Warhol oder Pablo Picasso schnell mehrere Millionen Euro verschlingen. Anleger können aber auch Anteile eines Investmentfonds kaufen, der sich auf Kunst spezialisiert. So bekommen sie Zugang zu einem großen und wertvollen Portfolio, das sie sich alleine nie hätten leisten können.

DAS INVESTMENT.com: Und wo bleibt da der emotionale Gewinn? Schließlich sehen die Fondsanteile an der Wand nicht so schön aus wie ein seltenes Kunstwerk?

Röhl: Bei unserem Fine Art Invest Fund (FAIF) ist das kein Problem: Im Einzelfall können Anleger auch Kunstwerke aus unserer Sammlung für eine bestimmte Zeit in ihren eigenen Räumen aufhängen und sich so an ihrem Investment erfreuen.

DAS INVESTMENT.com: Und wenn man trotzdem lieber individuell Kunstwerke kauft, weil man sie besitzen will?

Röhl: Auch in diesem Fall muss man nicht unbedingt Millionär sein. Sie erhalten bereits für wenig Geld limitierte Kunstwerke. Insbesondere bei der zeitgenössischen Fotokunst können sie schon mit relativ kleinen Beträgen von wenigen tausend Euro werthaltige Kunstwerke erwerben.

DAS INVESTMENT.com: Auch Ihr Fine Art Invest Fund setzt auf zeitgenössische Fotografie. Was ist das Besondere an dieser Kunstrichtung?

Röhl: Die zeitgenössische Kunst schneidet bei allen Analysen innerhalb des Kunstmarktes als das renditestärkste Segment ab. Insbesondere die Contemporary Fine Art Photography (zeitgenössische Fotokunst) hat über die letzten Jahrzehnte betrachtet eine beeindruckende Wertentwicklung erlebt. Fotografie ist die am schnellsten wachsende Kunstrichtung: Die Anzahl der Kunstwerke hat sich in den letzten zehn Jahren fast verdreifacht. Zudem garantiert die Fotografie die höchste Sicherheit, was das Thema Herkunftsnachweis betrifft. Aufgrund des etablierten Editions-Managements der lebenden Künstler ist das Thema Fälschungen in der zeitgenössischen Fotografie quasi nicht existent.

DAS INVESTMENT.com:
Welcher Gruppe gehören die Investoren Ihres Fonds hauptsächlich an?

Röhl: Es ist eine Mischung aus Family Offices und Privatanlegern. Die institutionellen Investoren tun sich noch etwas schwerer mit Kunst als Anlageklasse. Dabei gibt es ein erfolgreiches Vorbild:Die Pensionskasse der British Railway (BRPF). Der BRPF, der seit 1974 erfolgreich am Kunstmarkt aktiv  ist, besaß zwischenzeitlich über 2.400 Kunstwerke aus ganz unterschiedlichen Epochen der Kunst. Ende 2000 schätzte man den Wert der Sammlung auf 168 Millionen britische Pfund.

DAS INVESTMENT.com:
Und warum bleiben institutionelle Anleger der Kunst trotzdem fern?

Röhl: Ihnen fehlt schlichtweg das Know-How über den Kunstmarkt. Die Option, dass Kunst eine werthaltige und renditestarke Anlageklasse ist, ist in vielen Köpfen der Fondsmanager noch nicht verankert. So fokussieren sich diese immer noch auf klassische Produkte im Sachwertbereich: Immobilien und Gold. Nun müssen aber einige große Immobilienfonds geschlossen werden, weil sie nicht mehr liquide sind und bei der Volatilität von Gold brauchen Anleger starke Nerven.

DAS INVESTMENT.com:
Wenn es um Aktien geht, gibt es eine Reihe von „harten“ Fundamentaldaten, die den Kurs einer Aktie bestimmen. Gibt es bei der Kunst, deren Wert ja sehr stark vom Geschmack abhängt, etwas Vergleichbares?  

Röhl: Der persönliche Geschmack der Fondsberater und -manager spielt bei der Auswahl der Investments keine Rolle. Der „harte Wert“, an dem wir uns orientieren, ist der Marktwert des Künstlers. Dieser Marktwert bildet sich aus den belegbaren Faktoren wie der Güte von Ausstellungen, den Galerieverkäufen und Auktionsergebnissen sowie den Käufen durch Sammler und Sammlungen. Darüber hinaus ist der Versicherungswert der Kunstwerke  für den Fondsmanager ein harter Faktor in der Bewertung des Fondsvermögens.
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