Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) Anreiz für Prävention: Kassenpatienten sollen beim Zahnarzt mehr zuzahlen
Der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) steht ein milliardenschweres Defizit bevor: Ihre seit Jahren wachsenden Ausgaben betrugen im vergangenen Jahr 263,41 Milliarden Euro. Rund 85 Milliarden Euro davon entfallen auf Krankenhausaufenthalte und jeweils mehr als 40 Milliarden Euro auf ärztliche Behandlungen und Arzneimittel. Daher werden jetzt politische Forderungen lauter, die GKV-Leistungen spürbar zu kürzen.
„Die steigenden Gesundheitsausgaben bringen das System schon jetzt an seine Grenzen“, zitiert das Handelsblatt aktuell zum Beispiel Krankenkassenbetriebswirt Ralf Hermes. „Und auf lange Sicht ist keine Trendumkehr in Sicht“, so der Vorstand der Innungskrankenkasse IKK Innovationskasse, der vormaligen IKK Nord aus Lübeck mit rund 300.000 Versicherten. „Leistungskürzungen dürfen deswegen kein Tabu sein, sondern sind alternativlos.“
Solche Abstriche im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherer, wie sie aktuell von dem Lübecker IKK-Chef fordert, sind politisch schwer durchsetzbar. Um die Finanzlücken der Krankenkassen zu stopfen, forderten die Parteivorsitzenden von SPD und Grünen stattdessen höhere Einnahmen. Konkret solle die Bemessungsgrenze steigen, ab der für alle Kassenpatienten GKV-Abzüge vom Bruttoeinkommen berechnet werden.
Zahnbehandlungen bleiben eine Kassenleistung. Wir können Geld sparen, wenn wir überflüssige Operationen vermeiden oder mehr notwendige Eingriffe ambulant erbringen. Gesundheitsminister müssen Lobbygruppen konfrontieren, nicht die Patienten und Bürger. https://t.co/4ESN3ASVzu
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) June 1, 2023
Hallo, Herr Kaiser!
Dringend notwendige Strukturreformen im GKV-System
Doch immer mehr Geld für das reformbedürftige GKV-System verzögere dringend notwendige Strukturreformen, kritisiert Hermes. Konkret sollten die Leistungen für zahnärztliche Behandlungen, Zahnersatz und Homöopathie gekürzt werden. „Der Lage angemessen wäre es, die komplette zahnärztliche Versorgung aus dem Leistungskatalog zu streichen.“ Für Zahnfüllungen, Wurzelkanalbehandlungen und Vorsorgeuntersuchungen werden heute keine Zuzahlungen fällig.
Ungefähr 13 Milliarden Euro zahlten die Krankenkassen im vergangenen Jahr für zahnärztliche Behandlungen. „Dieser Bereich ist stark durch Prävention beeinflussbar“, sagt Hermes. „Wer sich im Wesentlichen zweimal am Tag ordentlich die Zähne putzt, bekommt fast keine Probleme.“ Und: „Versicherten bliebe die Möglichkeit, sich privat abzusichern.“ Tragen solle die GKV aber weiterhin Kosten für unverschuldete Unfälle und schwere Erkrankungen.