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Gespräch mit Mark Phelps „Nie der Mode hinterlaufen“

Mark Phelps ist Investmentchef des Bereichs Concentrated Global Growth bei AB und managt unter anderem den AktienfondsAB Concentrated Global Equity.
Mark Phelps ist Investmentchef des Bereichs Concentrated Global Growth bei AB und managt unter anderem den Aktienfonds AB Concentrated Global Equity. | Foto: Alliance Bernstein

DAS INVESTMENT: Sie arbeiten seit 38 Jahren in der Branche. Schätzen Sie sich
glücklich, dass Sie sich die meiste Zeit davon in einem lupenreinen Bullenmarkt
bewegt haben?

Mark Phelps: Ich habe zwar 1984 in der Branche angefangen, meinen ersten Fonds aber erst 1987 übernommen. Am 19. Oktober 1987, dem Schwarzen Montag. Ich habe also meine erste Woche damit verbracht, meinen Kunden zu erklären, dass ich der neue Portfoliomanager bin und ihr Depotwert um 35 Prozent gefallen ist. So viel zum Thema Bullenmärkte. Insgesamt betrachtet haben Sie aber natürlich recht. Während des größten Teils meiner Lauf bahn sind die Inflation und die Zinssätze gesunken, was es oft leicht gemacht hat. Das wird in Zukunft nicht mehr der Fall sein. Doch auch in einem inflationären Umfeld werden Sie mit Aktien immer noch eine bessere Rendite erzielen als mit Bargeld oder Anleihen.

Es steht also kein Absturz bevor?

Was man einigermaßen sicher sagen kann, ist, dass die Renditen in den nächsten zehn Jahren wahrscheinlich weniger gut ausfallen werden als im vergangenen Jahr. Trotzdem werden sie wahrscheinlich immer noch positiv sein und aufgrund der Inflation besser als die Alternative. Doch selbst wenn man einen schwierigen Moment erwischt wie ich 1987, so bleibt doch der Zinseszinseffekt der Freund eines jeden Anlegers. Man darf sich nicht so sehr um das Quartal sorgen und muss längerfristig denken.

Warum wird dann am Aktienmarkt die Haltedauer immer niedriger und die Umschlagshäufigkeit entsprechend höher?

Das liegt auch daran, dass es so viele verschiedene Arten von Produkten gibt. Das beschleunigt Dinge, ist aber nicht unbedingt von Vorteil. Aber damit muss man leben. Für mich ist es entscheidend, Unternehmen zu finden, von denen ich glaube, dass sie über drei oder fünf Jahre hinweg beständig wachsen können.

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Sie waren früher beim Militär. Wie wichtig ist Disziplin bei Aktien-Investments?

Es ist wie bei den meisten Dingen im Leben – man muss eine klare Vorstellung davon haben, was man erreichen will, und einen Prozess, mit dem das funktioniert. Und das bedeutet wirklich Disziplin. Was in Bezug auf Investitionen in der Regel schiefgeht, ist der Versuch, den neuesten Entwicklungen hinterher zulaufen. Meistens läuft man dann wirklich hinterher. Wenn man also eine klare Vorstellung davon hat, was man tun will, ist man besser in der Lage, diese Entscheidung zu treffen. Aber wo Sie gerade das Militär ansprechen: Berlin weckt da viele Erinnerungen, ich war hier während des Kalten Kriegs als Soldat stationiert.

Als 1989 die Mauer fiel und zwei Jahre später die Sowjetunion, haben viele Leute an eine mögliche Partnerschaft mit Russland geglaubt. Sie auch?

In diesem Punkt waren wir viel leicht alle ein wenig naiv. Allerdings aus nachvollziehbaren Gründen. Denn es hätte ja durchaus funktionieren können, Russland und seine Wirtschaft stärker an Westeuropa anzubinden. Doch mit Putin war und ist dies nicht möglich, und für diesen Fall hätte es eine Alternative geben müssen. In der Armee hatten wir immer einen Spruch: ‚Bei Feindkontakt wird Plan A über den Haufen geworfen. Sie brauchen immer einen Plan B und einen Plan C‘ – auch beim Investieren. Es geht darum, einen Anker zu haben. Wenn die Dinge im Großen und Ganzen so laufen, wie man denkt, braucht man ihn nicht. Ohne Anker aber wird man bei Schwierigkeiten wie ein Boot einfach weggeschwemmt.

Quelle: Morningstar
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