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Gesucht: Überzeugungstäter - Alexander Orthgieß und die Kunst der Fondsselektion
Alexander Orthgieß nimmt vieles persönlich: Auf den Menschen komme es an, so sein Motto. Und tatsächlich kennt er viele der Portfoliomanager unter dem Dach des Bagus Global Balanced persönlich. Ein Dachfonds mit „human touch“ in der spröden ETF-Ära? Ist der Mann aus der Zeit gefallen?
Alexander Orthgieß von Bagus Capital: „Einfache Wahrheiten oder Halbwahrheiten kommen oft viel besser an“| Foto: Bagus Capital
Die Gründung vonBagus Capital war von hohen Erwartungen begleitet, berichtet Alexander Orthgieß: „Filmpremiere, und ich in der Hauptrolle! Aber dann habe ich mich in einem verunglückten Remake der Rocky Horror Picture Show wiedergefunden: kein Spaß, kein Sex, und die Musik ist auch noch furchtbar.“
Tatsächlich hätte das Timing für den Start kaum ungünstiger ausfallen können: Unternehmensgründung 2019, Auflage des Bagus Global Balanced Fonds im Dezember desselben Jahres – unmittelbar vor Ausbruch der Pandemie und dem Sturzflug des Kapitalmarkts im März 2020.
Mit seinen 1,95 Metern Größe und seiner soliden Statur wirkt der 55-jährige Bajuware Orthgieß wie ein Fels in der Brandung, doch damals lag er oft genug um fünf Uhr in der Frühe wach. Die nagenden Sorgen waren unbegründet, das weiß er nun: „Ich habe es überstanden, heute hat mein Fonds fünf Sterne bei Fundstars, vier bei Morningstar.“
Angesichts dieser Ausweise seiner Qualität als Portfoliomanager...
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Die Gründung vonBagus Capital war von hohen Erwartungen begleitet, berichtet Alexander Orthgieß: „Filmpremiere, und ich in der Hauptrolle! Aber dann habe ich mich in einem verunglückten Remake der Rocky Horror Picture Show wiedergefunden: kein Spaß, kein Sex, und die Musik ist auch noch furchtbar.“
Tatsächlich hätte das Timing für den Start kaum ungünstiger ausfallen können: Unternehmensgründung 2019, Auflage des Bagus Global Balanced Fonds im Dezember desselben Jahres – unmittelbar vor Ausbruch der Pandemie und dem Sturzflug des Kapitalmarkts im März 2020.
Mit seinen 1,95 Metern Größe und seiner soliden Statur wirkt der 55-jährige Bajuware Orthgieß wie ein Fels in der Brandung, doch damals lag er oft genug um fünf Uhr in der Frühe wach. Die nagenden Sorgen waren unbegründet, das weiß er nun: „Ich habe es überstanden, heute hat mein Fonds fünf Sterne bei Fundstars, vier bei Morningstar.“
Angesichts dieser Ausweise seiner Qualität als Portfoliomanager ist es erfreulich, dass sein Kindheitstraum nicht in Erfüllung gegangen ist: LKW-Fahrer wollte er werden, damals in Gröbenzell, westlich von München. Immerhin sollte er im späteren Leben noch oft genug auf Achse sein, wenn auch nicht im Schwerlastverkehr.
„Ich weiß immer noch, wie Radarfallen funktionieren“
Zuerst war allerdings das Gymnasium zu absolvieren, dann der Wehrdienst abzuleisten („Einen sehr guten Freund habe ich da gewonnen. Und ich weiß immer noch, wie Radarfallen funktionieren.“) Und nun? „Wie viele andere auch hatte ich keinen Plan, was ich machen wollte. Und was macht man, wenn man wie viele andere keinen Plan hat? Man studiert BWL.“
Orthgieß erinnert sich an das Studium in München als „Massenbetrieb“, doch das Thema, das er sich dann schließlich für seine Dissertation aussuchte, war schon recht speziell. Und so machte er sich denn in einem Opel Astra der Firma Sixt nach Sofia auf – zu dieser Zeit ein echtes Abenteuer, das der Reiselust von Orthgieß geschuldet war. Warum er denn um alles in der Welt nicht geflogen sei, wollte sein Professor von ihm wissen. Der Kandidat wies den Trip als Feldforschung aus und promovierte mit seiner Arbeit „Neugestaltung des bulgarischen Verkehrswesens im wirtschaftlichen Transformationsprozess“.
Eigentlich wollte er anschließend mit seiner damaligen Freundin für je vier Wochen nach Indonesien und Australien, aber 1997 war nicht nur das Jahr der Asienkrise, es lagen auch weite Teile Asiens unter einer Rauchwolke: Die Regenzeit war ausgefallen, Brandrodungen für Palmöl außer Kontrolle geraten. So wurde Indonesien, das Wunschziel von Orthgieß, vorerst gestrichen; Australien, das seiner Freundin – und heutigen Ehefrau – bekam die vier Wochen zugeschlagen.
Zurück in München stieg er bei Knorr-Bremse in der Strategieabteilung ein. „Dort habe ich gelernt, Unternehmen zu bewerten.“ Und dafür war er hier tatsächlich am richtigen Platz – zum Ende der 1990er-Jahre rechnete man mit einem schrumpfenden Markt für Bremssysteme, sodass Wachstum nur durch Zukäufe möglich schien. Und bei denen war zuallererst die Strategieabteilung gefragt. „Und außerdem wurde mir klar, dass große Unternehmen nicht meine Welt sind, zu viele politische Rücksichtnahmen sind da gefordert“, bilanziert er.
Nach dieser rund zweijährigen Zwischenstation in der Konzernwelt wurde die Münchener Vermögensverwaltung Döttinger/Straubinger zur nächsten Etappe seiner Laufbahn. Sein Eintritt in die Firma im Frühjahr 2000 verschaffte Orthgieß umgehend Einblicke in die Abgründe der Kapitalmärkte: „Das war kurz nach dem Höhepunkt von Nasdaq und Neuem Markt.
Danach ging’s drei Jahre mehr oder weniger abwärts ... das macht demütig und prägt.“ Er erinnert sich an harte Arbeit, die viel Spaß gemacht hat, und daran, von der Pike auf Fondsanalyse und Portfoliozusammenstellung gelernt zu haben.