Das weltweite Ernährungssystem steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Steigende Raten chronischer Krankheiten, ein stärkeres Bewusstsein für den Einfluss von Ernährung auf die Gesundheit und verschärfte staatliche Auflagen treiben diesen Wandel voran. Dadurch verändert sich die Wettbewerbslandschaft für Lebensmittelhersteller, Händler und Zulieferer grundlegend – mit neuen Risiken, aber auch großen Chancen.

Die US-Kommission „Make America Healthy Again“ (MAHA) markiert 2025 einen Wendepunkt in der Art und Weise, wie Gesundheitsbehörden den Zusammenhang zwischen Ernährung und öffentlicher Gesundheit betrachten. Ihre Analyse stellt einen klaren Bezug zwischen dem Konsum ultra-verarbeiteter Lebensmittel (UPFs) und dem Anstieg chronischer Krankheiten bei Kindern her – und beschleunigt damit die bereits laufenden Regulierungsinitiativen auf globaler Ebene.

Die wirtschaftlichen Folgen dieses Wandels sind beträchtlich: Lebensmittel mit funktionellem Mehrwert – also solche mit Ballaststoffen, Vitaminen oder einem geringeren Gehalt an Fett, Salz und Zucker – wachsen aktuell zwei- bis dreimal schneller als herkömmliche Produktkategorien. Das verdeutlicht eine grundlegende Verschiebung der Verbraucherpräferenzen, die eng mit neuen regulatorischen Anforderungen verknüpft ist.

Unternehmen mit Weitblick stellen sich frühzeitig auf diese Transformation ein, während andere zunehmend unter Druck geraten, weil ihre Geschäftsmodelle an Grenzen stoßen. Unsere Analysen zeigen deutliche Unterschiede in der strategischen Ausrichtung und Anpassungsfähigkeit der Marktteilnehmer – und damit in ihrer Fähigkeit, von der Transformation zu profitieren.

Globaler Wandel im Gesundheits- und Ernährungssektor

Auch wenn die MAHA-Initiative in den USA derzeit viel Aufmerksamkeit erhält, ist sie nur ein Baustein eines weit größeren Ganzen: eines globalen Regulierungsnetzwerks, das weltweit die Lebensmittelsysteme verändert. Diese politische Annäherung der wichtigsten Märkte zeigt sich in einer Vielzahl konkreter Maßnahmen. Für Investoren ist das ein deutliches Signal: Der Wandel im Gesundheits- und Ernährungssektor wird nicht von einer einzelnen Initiative getragen, sondern steht für eine tiefgreifende, internationale Neuausrichtung der Lebensmittelregulierung.

Trotz des globalen Rahmens spielen die Entwicklungen in den USA eine zentrale Rolle als Katalysator. Neben dem im September 2025 veröffentlichten MAHA-Bericht zur Kinderernährung sind weitere entscheidende Schritte zu beobachten – darunter die formelle Definition ultra-verarbeiteter Lebensmittel (UPF) durch die US-Behörde FDA und das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) sowie die geplanten Kennzeichnungsrichtlinien der FDA für die Vorderseiten von Verpackungen ab 2028. Diese gestaffelte Einführung schafft einen klaren, planbaren Anpassungspfad für Unternehmen und könnte helfen, die bislang bestehende wissenschaftliche Unsicherheit über die UPF-Klassifizierung zu beseitigen.

Gleichzeitig bleibt der Weg nicht ohne Risiken. Verzögerungen bei der Umsetzung oder politische Kurswechsel könnten den Prozess bremsen – etwa durch Veränderungen in der Regierung oder in der regulatorischen Prioritätensetzung. Zudem könnte eine fragmentierte Regulierung mit unterschiedlichen Standards in den wichtigsten Märkten zu zusätzlicher Komplexität und steigenden Kosten für global agierende Lebensmittelhersteller führen.

Ultra-verarbeitete Lebensmittel unter Druck: Globale Vorschriften verändern das Lebensmittelsystem

Ultra-verarbeitete Lebensmittel (UPFs) sind Produkte, die in industriellen Verfahren stark verändert werden – oft bis auf die molekulare Ebene – und in der Regel eine Vielzahl an Zusatzstoffen enthalten. Typisch sind hohe Mengen an Fett, Salz und Zucker. Da immer mehr wissenschaftliche Belege die gesundheitsschädlichen Folgen solcher Produkte zeigen, verschärfen Regierungen weltweit ihre Vorschriften.

Der entscheidende Wandel liegt darin, dass sich die Regulierung nicht mehr nur auf einzelne Nährstoffe wie Fett, Salz oder Zucker konzentriert, sondern den gesamten Herstellungsprozess in den Blick nimmt – also Inhaltsstoffe, Zusatzstoffe und Verarbeitungsmethoden, die Einfluss auf Darmgesundheit und Stoffwechsel haben.

In Lateinamerika hat Chile bereits gehandelt: Das dort eingeführte Gesetz zu Warnhinweisen auf Lebensmittelverpackungen hat zu einem deutlichen Rückgang ungesunder Produkte geführt. Ähnliche Maßnahmen werden inzwischen auch in Europa diskutiert und umgesetzt.

Für Investoren bedeutet diese Entwicklung: Unternehmen, die stark von UPFs abhängig sind, geraten zunehmend unter Druck. Gleichzeitig eröffnen sich attraktive Chancen für Hersteller, die auf natürliche Inhaltsstoffe, klare Kennzeichnung und Produkte ohne künstliche Zusatzstoffe setzen.

Die bevorstehende Überarbeitung der US-Ernährungsrichtlinien könnte schon kurzfristig spürbare Folgen für Unternehmen haben, die stark von staatlichen Ernährungsprogrammen abhängig sind.