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  • Ohne Prävention wird die Gesundheitsversorgung noch teurer

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Von in MegatrendsLesedauer: 8 Minuten
Fast jeder oder jede Vierte in Deutschland besitzt inzwischen ein Elektrorad
Fast jeder oder jede Vierte in Deutschland besitzt inzwischen ein Elektrorad: Dank unternehmerischem Engagement und Investitionen haben die Verbraucher Zugang zu Waren und Dienstleistungen, die für ein gesundes Leben nötig sind. | Foto: Imago Images / Friedrich Stark

Revolutionäre neue Behandlungen von Krebs und genetischen Erkrankungen machen Schlagzeilen. Da jedoch die Kosten für die Behandlung chronischer und vermeidbarer Krankheiten sowohl in Industrie- als auch in Schwellenländern stark steigen, braucht der Gesundheitssektor einen neuen Ansatz, der die vielfältigen Einflüsse auf die menschliche Gesundheit berücksichtigt – einschließlich der Sozialpolitik und der Aktivitäten kommerzieller Unternehmen.

Es kann gar nicht oft genug betont werden, dass sauberes Wasser, bessere sanitäre Einrichtungen, hochwertige Bildung und stabile Beschäftigung insgesamt mehr als irgendeine moderne Gesundheitstechnologie dazu beitragen, die globale Sterblichkeit zu senken und die Lebenserwartung zu erhöhen. Allein der Mangel an sicherem Wasser ist weltweit für jährlich 1,2 Millionen vorzeitige Todesfälle verantwortlich.

Diese sozialen Dimensionen betreffen nicht nur Entwicklungsländer, in denen kritische Infrastruktur fehlt. Selbst in den reichsten Ländern können Gruppen von Menschen, die nur wenige Kilometer voneinander entfernt leben, eine ganz unterschiedliche Lebenserwartung haben, obwohl sie theoretisch Zugang zu den gleichen grundlegenden sozialen, Gesundheits- und Bildungsleistungen haben. Im schottischen Glasgow zum Beispiel gibt es zwei Stadtviertel, zwischen denen die Lücke der Lebenserwartung bei 17,6 Jahren liegt. Das entspricht im Großen und Ganzen der Lücke zwischen den ärmsten und reichsten Dezilen der Stadt.

Für diese Probleme gibt es keine schnelle Lösung. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz für die Gesundheitsversorgung nötig, der die verschiedenen beeinflussenden Faktoren für die Gesundheit berücksichtigt. Dabei steht Prävention ganz oben.

Gesundheit als soziales Phänomen

Spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts sind sich die Politiker des komplexen Zusammenspiels von sozialen Faktoren und Gesundheit bewusst. Bekannt wurde dies vor allem durch den deutschen Arzt Rudolf Virchow, der für einen Typhus-Ausbruch in Schlesien im Jahr 1848 die schlechten Lebensbedingungen als Ursache verantwortlich machte.

Generell haben Untersuchungen gezeigt, dass „ein höheres Verhältnis von Sozialausgaben zu Gesundheitsausgaben zu einer verbesserten Gesundheit der Bevölkerung führt“, belegt die Massachusetts Medical Society in einem Bericht. Und die Weltgesundheitsorganisation gibt drei allgemeine Empfehlungen zur Verbesserung der Gesundheitslage: Verbesserung der Bedingungen des täglichen Lebens, Bekämpfung der ungleichen Verteilung von Macht, Geld und Ressourcen sowie Messung und Verständnis des Problems und Bewertung der Wirkung von Maßnahmen.

 

All das macht deutlich, wie schwierig es ist, Gesundheit und Wohlbefinden auf globaler Ebene zu verbessern. Die Beseitigung ungesunder Umweltbedingungen zum Beispiel erfordert häufig das Zusammenspiel von Finanzwesen, Stadtplanung, Landwirtschaft, Industrie und Verkehr.

Und gegen schlechte Ernährung können nur Bildung, Finanzwesen, Landwirtschaft und Industrie gemeinsam etwas ausrichten. Angesichts dessen, dass 20 Prozent der Menschen – die kränksten und am stärksten benachteiligten Menschen – 80 Prozent der Gesundheitskosten verursachen, sind die Vorteile gut strukturierter Sozialprogramme beträchtlich.

Gerechte Kostenverteilung

Ein multidimensionaler Ansatz im Gesundheitswesen erfordert auch ein Verständnis dafür, wie sich kommerzielle Aktivitäten auf unsere Gesundheit auswirken. Diese können positiv oder negativ sein.

Beispielsweise sollen Unternehmen, die schädliche Produkte wie Tabak, Alkohol, extrem hoch verarbeitete Lebensmittel und fossile Brennstoffe herstellen und verkaufen, weltweit für schätzungsweise mindestens ein Drittel der vermeidbaren Todesfälle pro Jahr verantwortlich sein. Und für die Kosten dieser Schäden müssen die Regierungen – letztlich die Verbraucher – aufkommen, wie zum Beispiel für medizinische Leistungen, die Beseitigung von Ölverschmutzung oder die Entsorgung von Industrieabfällen. Aufgrund dieser sogenannten externen Effekte werden viele dieser Produkte zu künstlich niedrigen Preisen im Verhältnis zu den tatsächlichen Kosten – von Betriebsmitteln sowie soziale und wirtschaftliche Kosten, die andere tragen – verkauft, was zu einem stärkeren Konsum und höheren Gewinnen für diese Branchen führt.

„Das bedeutet, je mehr Schaden kommerzielle Akteure verursachen, desto mehr steigern sie ihre Gewinne, ihren Wohlstand und ihre Macht. Gleichzeitig haben Privatpersonen, Gemeinden und Regierungen, die für diese Kosten aufkommen müssen, weniger Ressourcen und Macht, wodurch es schwieriger wird, kommerzielle Akteure zur Rechenschaft zu ziehen“, heißt es in einem kürzlich veröffentlichen Lancet-Bericht über diese kommerziellen Determinanten von Gesundheit.

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