Kein Unternehmen, egal welcher Branche, wird umhinkommen, Verantwortung für diese externen Effekte zu übernehmen – nicht nur gegenüber seinen Kunden, sondern auch gegenüber den Aktionären und Aufsichtsbehörden.
Neue Ansätze in der Prävention
Gleichzeitig leistet der private Sektor aber auch einen unschätzbaren Beitrag zu unserem Wohlergehen. Dank unternehmerischem Engagement und Investitionen haben die Verbraucher Zugang zu einem ständig wachsenden Angebot an Waren und Dienstleistungen, die für ein gesundes Leben nötig sind, zum Beispiel nahrhafte Lebensmittel, hochwertige Gesundheitsversorgung, Medizin und Wohnraum.
In einigen Fällen würden viele schwere Krankheiten ohne Beteiligung des Privatsektors unbehandelt bleiben. Nehmen wir als Beispiel die Fettleibigkeit. Ein übermäßig hohes Körpergewicht kann zu Diabetes, Herzerkrankungen und höheren Krebsraten führen. Das ist ein ernstes globales Problem. Regierungen und Gesundheitsbehörden haben es mit verschiedenen Maßnahmen versucht. Etwa mit Bildung und Stadtplanung zur Förderung körperlicher Aktivität. Man hat auch versucht, Anreize für die Landwirtschaft und Industrie zu schaffen, damit gesündere Lebensmittel produziert werden. Diese Maßnahmen haben jedoch wenig dazu beigetragen, den allgemeinen Trend zu Übergewicht zu verlangsamen.
Deshalb setzen die Gesundheitsbehörden auf die neue Generation von Medikamenten zur Gewichtsreduktion. Diese haben sich als viel wirksamer erwiesen als Diäten und andere herkömmliche Ansätze und helfen den Menschen, Gewicht zu verlieren und es zu halten, indem sie ihren Appetit kontrollieren. Die Frage, die sich die Politik stellt, ist nun, inwieweit sie bereit ist, die Kosten für Medikamente zu übernehmen, die so lange eingenommen werden müssen, bis der Gewichtsverlust nachhaltig ist – denn wenn die Arzneimittel nicht mehr eingenommen werden, kehrt der Appetit zurück und die Betroffenen nehmen wieder zu. Eine weitere wichtige Überlegung für diejenigen, die für die Medikamente aufkommen sollen, ist, wie groß der kardiovaskuläre Nutzen der Arzneimittel sein könnte. Analysen dazu dürften noch in diesem Jahr veröffentlicht werden. Und dann wäre da noch die Sache mit den unerwünschten Nebenwirkungen. Die Medikamente sind jedoch so wirksam, dass das britische Gesundheitssystem NHS von ihnen sehr angetan ist.
Eine Schwierigkeit bei einem mehrdimensionalen Ansatz für eine präventive Gesundheitsversorgung besteht darin, die richtigen Arbeitskräfte zu finden. In vielen Krankenhäusern gibt es einen Engpass nicht mehr bei Hightech-Geräten, sondern bei den Menschen, die sie bedienen. Krankenhausverwaltungen haben Probleme, genug Pflege- und Funktionspersonal zu finden, um die Nachfrage zu decken. Bei der häuslichen Pflege sieht es noch schlimmer aus – was die Krankenhäuser noch stärker belasten dürfte, wenn gefährdete Menschen zu Hause nicht überwacht werden können und dann zum medizinischen Notfall werden.
Eine Lösung ist die Fernüberwachung durch Telekonferenzsysteme. Eine Pflegekraft, die morgens nur zwei oder drei Patienten betreuen kann, kann dadurch ein Dutzend Patienten überwachen. Ältere Patienten müssen häufig viele Medikamente einnehmen – es kann eine Herausforderung sein sicherzustellen, dass sie die richtigen Arzneimittel in der richtigen Reihenfolge einnehmen. Die Fernüberwachung und telemedizinische Betreuung durch Ärzte und Pfleger per Video können hier helfen.
Es ist erwiesen, dass Prävention extrem wirksam ist und insgesamt die Lebenserwartung und die Lebensqualität viel mehr verbessern kann als medizinische Maßnahmen. Aber damit ist auch eine hohe Komplexität verbunden. Verschiedene Bereiche der Gesellschaft müssen koordiniert zusammenarbeiten, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Und mitunter müssen sie durch Technologie unterstützt werden.
Einblicke für Investoren:
- Da es nicht die eine Lösung gibt, sind globale Gesundheitsexperten daran interessiert, komplexe und vielfältige kommerzielle Aktivitäten zu kanalisieren, um gesundheitliche Schäden zu reduzieren, den Nutzen zu erhöhen und den Bedarf an regulatorischen Maßnahmen zu bestimmen. Für Investoren könnte dieser Ansatz eine Vorlage sein, wie sie in Zukunft öffentliche und individuelle gesundheitliche Erwägungen berücksichtigen sollten.
- Durch die globale Erwärmung wird Prävention nur noch wichtiger. Ein einziger Tag über 32 Grad Celsius erhöht die Sterblichkeit um mehr als 1 Prozent. Hitzewellen sind tödlich und werden wohl immer häufiger auftreten. Die französische Gesundheitsbehörde schätzt zum Beispiel ein, dass mit der Hitzewelle 2003 in Europa fast 15.000 hitzebedingte Todesfälle zusammenhingen. Auch in Spanien und Italien herrschte eine hohe hitzebedingte Sterblichkeit. Der beste Weg ist Prävention. Langfristig bedeutet das, dass die Welt mehr über die Begrenzung und Abschwächung des Klimawandels durch Reduzierung der Treibhausgasemissionen tun muss. Kurzfristig sind dafür lokale Maßnahmen erforderlich, um eine bessere Überwachung gefährdeter Menschen bei Hitzewellen (und Kälteeinbrüchen) zu gewährleisten und Mittel zur Kühlung bereitzustellen.
- Fettleibigkeit war 2019 weltweit für 5 Millionen Todesfälle verantwortlich. Die Adipositas-Raten sind dramatisch gestiegen. 1975 wurden 11,7 Prozent der Amerikaner, 9,9 Prozent der Deutschen und 0,4 Prozent der Chinesen als fettleibig eingestuft. 2016 lagen diese Prozentsätze bereits bei 37,3, 25,7 beziehungsweise 6,6 Prozent (Quelle: https://ourworldindata.org/obesity).