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Unternehmensberichte Gewinne gesunken, aber weniger stark als erwartet

Containerschiff im Hafen von Miami
Containerschiff im Hafen von Miami: Während der Corona-Pandemie konnten zahlreiche Unternehmen dauerhafte Kosteneinsparungen realisieren – zukünftig rechnen sie aber mit steigenden Frachtkosten. | Foto: imago images / Westend61

Wie hat sich die Covid-19-Pandemie im dritten Quartal 2020 in den Bilanzen der Unternehmen niedergeschlagen? Aufschluss darüber gibt ein Blick auf die Ergebnisse der Berichtsaison, in der die Konzerne ihre Bücher geöffnet haben: Die Gewinne der Unternehmen im US-Leitindex S&P 500 lagen 8 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum – ein besseres Ergebnis, als die Analysten erwartet hatten. 85 Prozent der Indexmitglieder übertrafen die Prognosen, während 13 Prozent negativ überraschten. Lediglich 240 Unternehmen berichteten im Jahresvergleich bessere Zahlen, bei 211 von ihnen fielen sie schwächer aus.

Trotz eines besser als erwartet verlaufenen dritten Quartals wird Covid-19 weiterhin die Ergebnisse belasten. Die Schätzungen für das Gesamtjahr liegen derzeit bei -17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Energiesektor dürften die Erträge um mehr als 100 Prozent zurückgehen. Darüber hinaus werden den Prognosen zufolge die Einkünfte im Konsumgüter- und Industriesektor deutlich sinken. So wird der S&P 500 basierend auf den Gewinnerwartungen für 2020 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 25,8 gehandelt, für die 2021er-Prognosen liegt das KGV bei 21,1. Das entspricht in etwa den Bewertungen von vor drei Monaten.

Global gesehen waren die Ergebnisse ähnlich. Im MSCI World sanken die Gewinne um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die geschätzten Gewinne für das Gesamtjahr 2020 sind in den vergangenen drei Monaten von -14 Prozent im Jahresvergleich auf -8 Prozent gestiegen. Im kommenden Jahr dürften sie dann um 23 Prozent zulegen. Das KGV im Index liegt basierend auf den Gewinnerwartungen für 2020 bei 23,8, auf Basis der Schätzungen für 2021 bei 19,4.

Welche Trends werden die Unternehmen künftig prägen?

Neben dem Zahlenwerk offenbarten sich in der jüngsten Berichtssaison weitere interessante Trends in der Unternehmenslandschaft.

Kostensenkungen: Die Pandemie zwang Unternehmen zu vorübergehenden Kostensenkungen, um sich durch das sehr schwierige Umfeld zu manövrieren. Gleichzeitig wurde die Situation zur Beseitigung über Jahre gewachsener Ineffizienzen genutzt. Darüber hinaus konnten sie die Integration von Zukäufen angehen, geplante Werksschließungen beschleunigen und den Einsatz von Technologie vorantreiben, um die Kosten dauerhaft zu reduzieren.

Zahlreiche Unternehmen berichteten, dass ein großer Teil der vorübergehenden Kostensenkungen wie Lohnkürzungen im Laufe des Quartals wieder rückgängig gemacht worden war, als sich die Nachfrage langsam verbesserte und die Konjunktur anzog. Viele sprachen jedoch auch von strukturellen Kostensenkungen, die sich in erster Linie auf Geschäftsreisen, Immobilien, die Schließung unprofitabler Geschäftseinheiten und digitale Transformationen konzentrierten.

Die Pandemie zwang die Unternehmen, den Einsatz von Videokonferenzen und anderen Technologien zur Erleichterung der Arbeit im Homeoffice drastisch auszubauen. Der Einsatz dieser Werkzeuge scheint eine Schlüsselstrategie zu sein, um Geschäftsreisen und den Immobilienbestand dauerhaft zu reduzieren. Mehrere Verantwortliche verwiesen außerdem auf den Einsatz neuer Technologien zur dauerhaften Kostenreduktion, darunter Automatisierung, Software und Cloud-Infrastruktur.

Insgesamt deuten die Kommentare der Unternehmen darauf hin, dass sie ihre jährlichen Geschäftsreisekosten und ihren Immobilienbestand dauerhaft um 10 bis 25 Prozent senken könnten.