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„Gewinnt Mitt Romney die US-Wahl, könnte das eine Aktienrally auslösen“

Daniel Zindstein
Daniel Zindstein
Daniel Zindstein ist verantwortlich für das Portfoliomanagement der vier Dachfonds des Finanzdienstleisters Gecam (German Capital Management).

Die US-Präsidentschaftswahl ist so spannend wie selten zuvor. Mit der fulminanten Rede des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton auf dem Wahlparteitag der Demokraten sah der jetzige Amtsinhaber Barack Obama wie der sichere Sieger aus. Die erste Fernsehdebatte lenkte den Blick auf Herausforderer Mitt Romney und spülte ihn in den Umfrageergebnissen sogar zeitweise nach vorne.

Wirbelsturm „Sandy“ hat jedoch den Fokus wieder auf Obama als amtierenden obersten Krisenmanager gelenkt, der vorwiegend die humanitären Aspekte in den Mittelpunkt rückte. Die Wahl bleibt offen.

Unterschiede in den Wahlprogrammen

Romneys Wahlprogramm liest sich durchaus wirtschaftsfreundlich: Nicht nur, dass er die bislang befristeten Steuererleichterungen dauerhaft machen möchte. Er plant zudem den Unternehmenssteuersatz von 35 auf 25 Prozent zu senken.

Dieser ist übrigens der zweithöchste in den westlichen Industrieländern nach Japan (40 Prozent) und wird anhand von Unternehmensbefragungen, neben einem massiven Anstieg der Regulierung für kleine und mittlere Unternehmen, als Hauptbelastungsfaktor für Investitionen und Wachstum angesehen. Waren es vor Amtsantritt Obamas 2008 nur 8 Prozent der Unternehmen, die die Regulierung als Hauptbelastungsfaktor ansahen, so sind es aktuell über 20 Prozent.

Darüber hinaus plant Romney eine Auslagerung der gesetzlichen Gesundheitsvorsorge Medicaid an die Bundesstaaten, was die Streichung eines großen Ausgabeblocks auf Bundesebene bedeuten würde. Seiner Einschätzung nach würde eine Dezentralisierung zu einem Wettbewerb um das beste Gesundheitssystem führen und damit eine höhere Kosteneffizienz ermöglichen.

Im Vergleich dazu möchte Obama in seiner zweiten Amtszeit nur wenige neue wirtschaftspolitische Veränderungen vornehmen. Seine Pläne zur Anhebung der Einkommensteuersätze dienen lediglich der Sanierung des Staatshaushaltes, was jedoch nicht risikofrei ist. Sowohl eine Einschränkung der Konsumaktivität als auch der Sparneigung ist denkbar.

Ersteres würde die wirtschaftliche Aktivität unmittelbar bremsen, während eine geringere Sparneigung zukünftiges Wachstum beschränkt. Zudem sind seine Pläne zur Haushaltskonsolidierung auf der Ausgabenseite wenig ambitioniert.

Patt-Situation weiter wahrscheinlich

Auf den ersten Blick haben die Amerikaner aufgrund der verschiedenen Wahlprogramme eine echte Wahl. Tatsächlich dürfte sich aber nicht viel ändern, denn parallel mit der Präsidentschaftswahl werden wie üblich auch das Repräsentantenhaus und eine Drittel des Senats neu gewählt.

Seit den Zwischenwahlen Ende 2010 besitzen die Republikaner eine Mehrheit im Repräsentantenhaus, während der Senat von den Demokraten dominiert wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass alle drei Wahlen von einer Partei gewonnen werden, liegt aktuell bei rund 30 Prozent. Das bedeutet, dass der wirtschaftspolitische Kurs der USA weniger von der Wahl des Kandidaten abhängt, als vielmehr von Sachzwängen.

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