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Aktualisiert am 18.02.2009 - 17:01 UhrLesedauer: 7 Minuten

Gleich und gleich gesellt sich gern

Gleich und gleich gesellt sich gern
Die Zertifikateindustrie, arg gebeutelt durch Mittelabflüsse in Milliardenhöhe und das Schreckgespenst Emittentenpleite, besinnt sich dieser Wochen auf die Anpreisung von Garantiepapieren und zwei alteingesessenen Produkttypen aus der guten alten Branchengründerzeit: Discountzertifikate und Aktienanleihen sind die Defensivspezialisten der Stunde, Bonus-, Express- und Outperformancepapiere scheinen temporär in den Hintergrund zu treten. Nicht die schlechteste Verkaufsstrategie, möchte man meinen. Wer die schnelle und impulsive Wende an den Aktienmärkten ausschließt, kann mit diesen Zertifikaten selbst bei mittelstarken Kurseinbrüchen zweistellige Jahresrenditen erzielen. Stellt sich die Frage: Welches Produkt eignet sich in der aktuellen Lage besser und für wen: Discountzertifikate oder Aktienanleihen?   

Rabatt oder Zinskupon?

Über Discountzertifikate lassen sich Basiswerte – zum Beispiel Aktien oder Indizes – mit einem Abschlag zum aktuellen Wert, einem Discount erwerben. Im Gegenzug nehmen Anleger eine durch den sogenannten Cap begrenzte Gewinnchance in Kauf und verzichten auf die während der Laufzeit anfallenden Dividenden. Stets sicherer als der Basiswert, liefern konservative Discounter ihre maximalen Renditen sowohl bei steigenden als auch bei seitwärts tendierenden und sogar bei bis zu einem bestimmten Punkt fallenden Kursen des Basiswerts.  

Aktienanleihen hingegen versprechen eine attraktive Verzinsung, die in der Regel deutlich über den Zinsen von Staats- oder Unternehmensanleihen liegt. Zwar kommen diese dem Anleger in jedem Fall zugute, anders als bei klassischen Anleihen ist die Rückzahlung zum Nennbetrag nicht nur von der Zahlungsfähigkeit des Emittenten, sondern auch von der Kursnotiz des zugrundeliegenden Basiswerts abhängig. Notiert der Basiswert zur Fälligkeit unter einem gewissen Kursniveau, bekommt der Anleger anstelle des Nennbetrags eine bestimmte Anzahl an Aktien ins Depot gebucht, deren Gegenwert den Kaufpreis der Aktienanleihe unterschreitet. Im ungünstigen Fall kann es durchaus passieren, dass die Zinseinnahmen durch den Kursverlust des Basiswerts mehr als aufgezehrt werden und dem Käufer der Aktienanleihe ein Verlustgeschäft entsteht.   

Jacke wie Hose

Einstieg mit Rabatt bei begrenzter Gewinnchance oder sichere Zinseinnahmen bei ungewisser Rückzahlungshöhe? Kundige Leser werden die Eingangsfrage längst beantwortet haben: Im Prinzip ist es völlig gleichgültig, für welche Variante Sie sich entscheiden, denn Discountzertifikate und Aktienanleihen weisen bei entsprechender Ausstattung ein nahezu identisches Rendite-Risiko-Profil und annähernd die gleichen Zahlungsströme auf. Zwar unterscheiden sie sich hinsichtlich ihrer (theoretischen) Produktbausteine, eine Gesetzmäßigkeit aus der Kapitalmarkttheorie – die sogenannte Put-Call-Parität – sorgt jedoch für einen direkten, wertmäßigen Zusammenhang.  

Vor Einführung der Abgeltungssteuer war dies noch anders: Aktienanleihen wurden wegen ihrer sicheren Zinszahlungen als Finanzinnovationen eingestuft, womit deren Kupons und Kursgewinne ungeachtet der Spekulationsfrist voll einkommenssteuerpflichtig waren. In den meisten Fällen war es für Anleger demnach günstiger, Discountzertifikate zu kaufen. Hier blieben die Gewinne nach Ablauf der zwölfmonatigen Haltefrist steuerfrei. Diese Ungleichbehandlung ist ab dem 1. Januar 2009 für Neuanlagen weggefallen, die Entscheidung, ob Discounter oder Aktienanleihe, wurde zur Geschmacksfrage degradiert.   

>> Teil 2: Was sich hinter den beiden Zertifikatetypen verbirgt und wie die psychologische Wirkung der Produktstorys die Kaufentscheidung beeinflusst
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