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in Märkte verstehen, Chancen nutzenLesedauer: 9 Minuten
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Globale Aktien Wo BlackRock-Portfoliomanager jetzt Chancen sehen

In der Westfalenhütte in Dortmund gefertigte Stahlbleche für die Autoindustrie
In der Westfalenhütte in Dortmund gefertigte Stahlbleche für die Autoindustrie: In den nächsten Monaten rechnen die Anlagespezialisten von BlackRock in den USA und der Eurozone mit einer Rezession, begleitet von sinkenden Gewinnen und anhaltend restriktiver Geldpolitik. | Foto: Imago Images / Rupert Oberhäuser

Durch die Verwerfungen im Makroumfeld sind bei einigen Risikoanlagen taktische Anlagechancen entstanden. In manchen Bereichen könnte sich eine stärkere Gewichtung lohnen, sobald die Zentralbanken 2023 etwas den Fuß vom Zinspedal nehmen.

In Europa litt die Stimmung gegenüber Banken unter den weit verbreiteten Wachstumssorgen und der Nervosität der Märkte als Reaktion auf den Ukraine-Krieg und das damit einhergehende höhere geopolitische Risiko. In den aktuellen Marktpreisen spiegeln sich daher aus unserer Sicht weder die starken Fundamentaldaten des Sektors wider noch dessen Rentabilitätspotenzial dank höherer Nettozinsmargen. Wir erwarten, dass sich dies bald ändert, was europäischen Banken Auftrieb geben dürfte.

Energie- und Gesundheitstitel mit guten Chancen

Allerdings sehen wir auch, dass ihre Gewinne wegen steigender Kreditrückstellungen geringer ausfallen könnten als erhofft. Nach wie vor finden wir den Energiesektor attraktiv, und zwar sowohl in Bezug auf traditionelle als auch auf grüne Energie. Weil zwischen Angebot und Nachfrage weiterhin eine große Lücke klafft, sehen wir bei Anlagen in fossile Energie immer noch interessante Möglichkeiten. Diesen Sektor mögen wir wegen seiner robusten Gewinne, der niedrigen Bewertungen und weil er als Inflationsschutz infrage kommt. Andererseits hat die Energiekrise im Jahr 2022 politische Maßnahmen befördert – wie den Inflation Reduction Act in den USA. Das bedeutet zusätzlichen Schub und Investitionen für erneuerbare Energien.

 

Will man Portfolios in einem volatileren Marktregime mithilfe von Aktien resilienter machen, muss man dazu unserer Meinung nach selektiv vorgehen. Wir bevorzugen ein gezieltes Engagement im Gesundheitssektor: Die ungebrochene Nachfrage und die hohe Preissetzungsmacht könnten
Gesundheitsfirmen auch in einer Abschwungphase resiliente Gewinne bescheren. Der Sektor ist zudem aus strategischer Sicht gut positioniert: Die Kohorte der über 65-Jährigen wächst weltweit schneller als jede andere Altersgruppe und sorgt auf lange Sicht für eine stabile Nachfrage. Und der
Nachholbedarf wegen verschobener Therapien während der Pandemie wirkt sich günstig auf die Nachfrage bei Medizinprodukten aus. Gesundheit war 2022 der zweitbeliebteste Sektor bei ETPs nach Technologie: Bisher sind 20,3 Milliarden US-Dollar in globale Gesundheits-ETPs geflossen – mehr als 2021 mit insgesamt 17,5 Milliarden US-Dollar (BlackRock und Markit, Stand: 24. November 2022).

Qualität sorgt für Widerstandsfähigkeit im Portfolio

Mit dem neuen Marktregime sehen wir für das erste Halbjahr 2023 eine große Bandbreite an möglichen Makroszenarien. Um das Rezessionsrisiko abzufedern, bevorzugen wir Qualitätsanlagen. Dies entspricht auch der Anlegerstimmung, denn „Quality“ war mit einem Zuwachs von 12,4 Milliarden US-Dollar der beliebteste Stilfaktor in den globalen ETP-Strömen seit Januar 2022 (BlackRock und Markit, Stand: 24. November 2022). In einem Szenario mit anhaltend hoher Volatilität geben wir dem Momentum-Faktor wegen seiner ausgewogenen Zusammensetzung von defensiven und wertorientierten Sektoren den Vorzug. Momentum scheint zum Jahresende 2022 besonders gut positioniert, denn beim letzten Rebalancing verstärkte MSCI die Gewichtung von Gesundheits- und Energietiteln.

Flexible Aktienstrategien sind dazu gedacht, Phasen mit Marktvolatilität gut zu überstehen und unabhängig von Konjunkturzyklen eine Überrendite zum breiten Markt zu liefern. Ihr titelspezifischer Ansatz ermöglicht den Aufbau von Portfolios mit sehr überzeugenden Anlageideen, die langfristig gehalten werden und Turbulenzen in der Wirtschaft weitgehend ausblenden. Sie bieten Anlegern zudem eine Möglichkeit, ihre Portfolios widerstandsfähiger zu machen in Zeiten, in denen die Aktienmärkte durch das Einpreisen drohender Rezessionen und die anhaltend hohe Volatilität in Aufruhr sind.

Industrieländeraktien bieten einen attraktiven Einstiegspunkt

Noch sind die drohenden Rezessionen nicht eingepreist. Wir sind daher bei Industrieländeraktien vorsichtig positioniert, sehen aber weiterhin vereinzelt gute Möglichkeiten in dieser Anlageklasse. In den nächsten Monaten rechnen wir in den USA, Großbritannien und der Eurozone mit einer Rezession, begleitet von sinkenden Gewinnen und anhaltend restriktiver Geldpolitik – auch wenn sich das Zinsstraffungstempo verlangsamen dürfte.

Die Bewertungen von Industrieländeraktien sind im Jahresverlauf gemessen am KGV und basierend auf den Gewinnen der nächsten zwölf Monate um etwas über 20 Prozent gefallen (Bloomberg, Stand: 16. November 2022). Dies könnte aus strategischer Sicht ein attraktiver Einstiegspunkt sein. Wegen drohender negativer Gewinnkorrekturen könnte es kurzfristig aber weitere Kursverluste geben.

Aktien aus Europa und anderen Industrieländern sind aus unserer Sicht in den Portfolios der Anleger untergewichtet, was Spielraum für taktische Rallys bietet. Innerhalb unserer Untergewichtung von Industrieländeraktien bevorzugen wir dennoch weiterhin US-Aktien und tendieren dabei weg von
kapitalisierungsgewichteten Indizes mit starker Konzentration im Tech-Sektor. Wir ziehen stattdessen einen kapitalisierungsunabhängigen Ansatz vor, der uns Zugang zu den besseren Wachstumsaussichten und dem stärkeren Konsum in den USA bietet.

US-Aktien bieten Qualität, der Markt ist aber hoch komplex

Unsere Präferenz für US-Aktien ist auf ihre höhere Qualität zurückzuführen, die in Phasen mit sinkenden Gewinnen einen gewissen Puffer darstellen könnte. Aktien aus den USA sind nach wie vor ein Kerninvestment in den Aktienportfolios der Anleger: Trotz der in diesem Jahr höheren Volatilität
flossen weltweit 330,2 Milliarden US-Dollar in US-Aktien-ETPs, auf die damit 59 Prozent der gesamten Zuflüsse in Aktien-ETPs entfielen (BlackRock und Markit, Stand: 24. November 2022). In den großen US-Börsenbarometern ist der Tech-Sektor tendenziell stärker gewichtet – im S&P 500 Index haben fünf Tech-Riesen einen Anteil von sage und schreibe 22 Prozent. Einen hohen Anteil ihres Umsatzes erwirtschaften Tech-Firmen aus den USA im Ausland. Weil der Dollar 2022 stark gestiegen ist, stehen ihre Gewinne nun unter Druck (Bloomberg, Stand: 16. November 2022).

Um die Tendenz zu Technologieaktien zu neutralisieren, bevorzugen wir gleichgewichtete Indizes mit stärkerem Anteil an Value-Sektoren, die vom neuen Marktregime mit seinen wohl länger höheren Realzinsen profitieren könnten. Der US-Markt ist hoch komplex: Anlegern, die deshalb die schwierigen Anlageentscheidungen an erfahrene aktive Manager delegieren möchten, empfehlen wir Alpha-Fonds mit stärkerer Qualitätstendenz oder einem dynamischen, datengesteuerten Ansatz beim Aufspüren von Anlagechancen.

Schwellenländeraktien: Rohstoffexporteure im Aufwind

Vom langsameren globalen Wachstum und dem deutlich stärkeren US-Dollar geht Gegenwind für Schwellenländer aus. Wir gewichten die Anlageklasse jedoch weiterhin neutral, denn die stetigen Kapitalzuflüsse in Schwellenländeraktien sind 2022 weitgehend unbemerkt geblieben (BlackRock und Markit, Stand: 24. November 2022). Innerhalb dieser Anlageklasse bevorzugen wir rohstoffexportierende Länder und gehen dabei entschieden selektiv vor. Gezielte Engagements in einzelnen Ländern können ein probates Mittel sein, um Renditequellen zu diversifizieren. Ein solcher Ansatz bietet sich für chinesische Aktien an, die wir wegen einer möglichen Wachstumsabschwächung im Reich der Mitte und zunehmender geopolitischer Risiken neutral gewichten. Anleger könnten für China und die Schwellenländer ohne China getrennte Allokationen in Betracht ziehen, um das Risiko zu steuern und die gewünschte China-Gewichtung zu erhalten. Über Positionen in Schwellenländern ohne China können sich Anleger zudem gezielt in aufstrebenden rohstoffexportierenden Ländern engagieren, denen steigende Rohstoffpreise und die strukturelle Nachfrage zugutekommen dürften.

Unsere Präferenz für Rohstoffexporteure zeigt sich auch in unserer Vorliebe für lateinamerikanische Aktien und 2022 insbesondere für solche aus Brasilien. Passend dazu summieren sich die weltweiten Zuflüsse in brasilianische Aktien-ETPs seit Januar auf 0,9 Milliarden US-Dollar nach 0,8 Milliarden US-Dollar im Gesamtjahr 2021 (BlackRock und Markit, Stand: 24. November 2022). Die Ausrichtung des Marktes auf Rohstoffexporteure könnte für weiteren Rückenwind sorgen: Brasilien verfügt über vielfältige Exportprodukte und ist führend bei Sojabohnen und Zucker. Das Land könnte also zur Ernährungssicherheit beitragen, die sich zu einer globalen Herausforderung entwickelt hat. Brasilien gehört außerdem zu den großen Eisenerz- und Erdölexporteuren. Und über Anlagen in Energierohstoffe bietet sich die Möglichkeit, vom steigenden Energiebedarf zu profitieren, den der Winter auf der nördlichen Erdhalbkugel bringt.

Entdecken Sie alles zum globalen BlackRock-Anlageausblick 2023.

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