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Globale Anleihen Vorsicht vor „doppelter Straffung“

Im Mai 2013 dachte Ben Bernanke, der damalige Chef der US-Notenbank Fed, laut darüber nach, die Anleihekäufe der Notenbank herunterzufahren. Allein die Ankündigung reichte, um den Markt in Aufruhr zu versetzen. US-Staatsanleihen kamen auf die Verkaufslisten, die Renditen schossen nach oben. Heute spricht man über diese heftige Entwicklung als „Taper Tantrum“.

„2013 ist vielen Investoren noch in guter Erinnerung, und es scheint fast so, als ob wir zurzeit in einer ähnlichen Phase sind“, meint Charles McKenzie. Noch ist die Geldpolitik weltweit sehr expansiv. Über die letzten Wochen mehrten sich jedoch Signale von den Notenbanken, dass das Pendel langsam umschwingt in Richtung einer weniger expansiven Ausrichtung. So hat Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), bereits angedeutet, dass er die europäische Wirtschaft auf einem guten Kurs sieht. McKenzie und auch andere Experten halten es für wahrscheinlich, dass Draghi im September eine Reduzierung des EZB-Kaufprogramms verkündet. In Großbritannien deutet sich trotz der Unsicherheiten aufgrund der Brexits eine Zinserhöhung in diesem Jahr an. Und in den USA plant Fed-Chefin Janet Yellen, die Bilanzsumme der Notenbank wieder in Richtung eines normaleren Niveaus zu reduzieren.

„Der Markt hat auf diese Signale deutlich reagiert“, so McKenzie. Die Renditen deutscher Staatsanleihen sind gestiegen. Die Rendite für zehnjährige Papiere hat sich seit Ende Juni mehr als verdoppelt und liegt schon fast den ganzen Juli bei über 0,5 Prozent – so hoch wie seit Anfang 2016 nicht mehr.

Notenbanker sollten „doppelte Straffung“ fürchten

„Wie immer nach einem so starken Renditeanstieg bei Staatsanleihen hört man wieder die üblichen Fragen: Ist der Moment gekommen, an dem niedrige Zinsen nicht mehr länger „normal“ sind? Endet jetzt der schon lang andauernde Bullenmarkt? Ist die Anleihenblase geplatzt?“, so McKenzie. Für den Fidelity-Experte ist jedoch – allen Befürchtungen von Finanzexperten rund um die Welt zum Trotz -etwas anderes entscheidend: Dass nicht nur die Anleiherenditen steigen, sondern auch die Aktienmärkte nachgegeben und sich die Spreads bei Unternehmensanleihen ausgeweitet haben. Das ruft wiederum die Notenbanker auf den Plan. „Was die Notenbanken am meisten fürchten sollten, ist eine „doppelte Straffung“, wenn steigende Zinsen und Anleiherenditen mit fallenden Risikomärkten einhergehen. Die Frage ist also nicht, wie stark die Renditen steigen, sondern wie viel die Notenbanken tolerieren“, erklärt McKenzie.

Idealerweise geht der Abbau der monetären Anreize einher mit einer erstarkenden Wirtschaft und moderater Inflation. Denn das ist ein gutes Umfeld für Unternehmen und Risiko-Assets wie Aktien. „Wenn allerdings die steigenden Zinsen die Performance von Aktien und Unternehmensanleihen schwächen, sollten Notenbanker schnell nervös werden“, meint McKenzie. Das gelte umso mehr, da die Volkswirtschaften so hoch verschuldet sind wie noch nie und steigende Zinsen voll durchschlagen. Er ist überzeugt, dass die Notenbanken wieder den Rückzug antreten, wenn die Risikomärkte bei gleichzeitig steigenden Anleiherenditen zu stark in Bedrängnis geraten.

Duration sollte als Schutz im Portfolio nicht fehlen

McKenzie sieht den jüngsten Stimmungsumschwung der Zentralbanken als verspätete Reaktion auf eine zunehmende Marktstärke in den vergangenen sechs Monaten. Das kurzfristige Momentum deutet seiner Ansicht nach auch erst einmal auf steigende Staatsanleiherenditen hin. Auf lange Sicht allerdings dürften weiterhin die langfristigen Trends alternde Bevölkerung, exzessive Verschuldung und wachsende ungleiche Wohlstandverteilung die Entwicklung der globalen Zinsen dominieren. „Im Zusammenspiel reduzieren diese Kräfte das Trendwachstum, drücken die Inflation und treiben die Nachfrage nach Staatsanleihen weltweit an“, so McKenzie. Er hält daher, vor allem da der Zyklus schon weit voran geschritten ist und Risiken birgt, Duration im Portfolio für durchaus gerechtfertigt: „Sie kompensiert Kreditrisiken und schützt gegen eine mögliche künftige wirtschaftliche Schwäche.“

Die Unsicherheiten im Anleihemarkt dürften sich nicht so schnell auflösen und Anleger noch eine ganze Zeit beschäftigen. Diese sollten sich daher im Fixed-Income-Bereich breit aufstellen. Statt klassischer Rentenfonds rücken flexible Produkte in den Vordergrund. Diese Fonds können möglichst viele Facetten des Anleiheuniversums nutzen und zeitnah auf Marktentwicklungen reagieren – auch auf die lauten Gedanken von Notenbankern.

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