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Globale Geldpolitik „Verschuldung macht höhere Zinsen unmöglich“

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Verhältnis: Kurs/Gewinn

Die Bedeutung des Zinses lässt sich auch mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) illustrieren. Das KGV setzt den Aktienkurs ins Verhältnis zum Gewinn pro Aktie. Nehmen wir an, der Aktienkurs beträgt 150 Euro, der Gewinn pro Aktie 10 Euro. Das KGV ist 15. Diese Zahl lässt sich auf zwei Arten interpretieren. Zum einen, dass der Anleger 15 Jahre warten muss, bis er seine Investition wieder eingespielt hat; und je höher (niedriger) das KGV ausfällt, desto größer (geringer) ist das Risiko für den Anleger.

Zum anderen gibt das KGV Aufschluss über die Rendite: Der Kehrwert des KGV ist die Gewinnrendite: Bekommen Sie 10 Euro pro Jahr für eine Aktie, die Sie für 150 Euro kaufen, beträgt die Gewinnrendite 6,67 Prozent (10 Euro geteilt durch 150 Euro mal 100). Sie setzt sich aus zwei Elementen zusammen: dem Marktzins und einer Risikoprämie – denn der Aktionär wird nur investieren, wenn er für das Risiko bezahlt wird.

Kurs-Gewinn-Verhältnis in Abhängigkeit der 10-jährigen Rendite der US-Staatsanleihen in Prozent; Quelle: Thomson Financial. Periode: März 1973 bis November 2017. Die durchgezogene Linie soll den zugrundeliegenden Trend verdeutlichen; Grafik: Degussa Goldhandel

Marktzins folgt Trend

Das durchschnittliche KGV für den US-Aktienmarkt in der Zeit 1973 bis heute betrug knapp 17, die durchschnittliche Gewinnrendite etwa 5,9 Prozent. Derzeit liegt das KGV bei knapp 24, die Gewinnrendite also bei 4,2. Nun zeigt aber das KGV keine Tendenz, um einen konstanten Mittelwert zu schwanken. Im Betrachtungszeitraum ist es vielmehr im Trendverlauf gestiegen.

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Beim Marktzins verhielt es sich umgekehrt: Er ist einem negativen Trend gefolgt. Der negative Zusammenhang zwischen KGV und Marktzins ist nicht überraschend: Ein fallender Zins treibt das KGV in die Höhe (wenn die Risikoprämie gleich bleibt oder nur wenig steigt). Und dass sich die Marktzinsen im ungedeckten Papiergeldsystem immer weiter der Nulllinie annähern, ist absehbar: Nur durch das Herunterdrücken des Zinses lässt sich der Schuldenturm vor dem Einsturz bewahren.

Steigende Aktienkurse

Was wäre, wenn sich die künftige Gewinnrendite zurückbildet, weil die Marktzinsen – ausgehend vom aktuellen US-amerikanischen Niveau – ihren Abwärtstrend beibehalten und sich so etwas wie „japanische Verhältnisse“ im Zinsmarkt zementieren? Ein KGV von gut 30 könnte die neue Norm werden. Bei gegebenen Gewinnen hieße das, über den Daumen gerechnet, eine Steigerung der Aktienkurse um 25 Prozent. Ein plausibles Szenario.

Und aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet, scheinen die Aktienmärkte zum aktuellen Bewertungsniveau immer noch nicht „zu teuer“ zu sein: Sie stellen dem Anleger weitere Bewertungszugewinne in Aussicht – wenn, ja wenn die Zinsen niedrig bleiben beziehungs-weise weiter absinken. Man sollte jedoch daraus keine vorschnellen Schlüsse ziehen, sich nicht ermuntert sehen, blindlinks in die Aktienmärkte zu investieren.

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