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Globaler Konjunkturausblick 2016 Geldpolitik der Zentralbanken driftet auseinander, Volkswirtschaften gleichen sich an

Richard Clarida (links), Global Strategic Advisor, und Andrew Balls (rechts), Chief Investment Officer Global Fixed Income bei Pimco (Bild: Pimco)
Richard Clarida (links), Global Strategic Advisor, und Andrew Balls (rechts), Chief Investment Officer Global Fixed Income bei Pimco (Bild: Pimco)
Die US-Notenbank wird nicht die einzige Zentralbank sein, die 2016 die Zinsen erhöht. Wir erwarten auch für Mexiko, Brasilien und Südafrika Zinserhöhungen. Die Bank of England wird der Fed wahrscheinlich ebenfalls folgen und 2016 mit der Straffung ihrer Geldpolitik beginnen. Die meisten anderen Zentralbanken wie beispielsweise die Europäische Zentralbank, die Bank of Japan oder die People’s Bank of China dürften die Geldpolitik 2016 lockern – entweder über Zinssenkungen oder über laufende oder ausgeweitete quantitative Lockerungsprogramme (QE).

Auch wenn die Politik der Zentralbanken 2016 wahrscheinlich in verschiedene Richtungen laufen wird, erwarten wir, dass sich die wichtigsten Volkswirtschaften der Welt weiter angleichen werden, wie in Abbildung 1 dargestellt.


Stabile Konjunkturerholung in den USA

Eine bemerkenswerte Tatsache im Zusammenhang mit der Erholung der US-Konjunktur von der großen Rezession ist, wie stabil diese Konjunkturerholung mit jährlichen BIP-Wachstumsraten von 2,5 Prozent im Jahr 2010, 1,6 Prozent im Jahr 2011, 2,2 Prozent im Jahr 2012, 1,5 Prozent im Jahr 2013, 2,4 Prozent im Jahr 2014, erwarteten 2,5 Prozent im Jahr 2015 und unserer Basisprognose von 2,25 Prozent für das Jahr 2016 verlaufen ist. Es heißt, dass „man das BIP nicht handeln kann“. Aber wenn man es könnte, hätte sich sein Preis in den letzten fünf Jahren nicht sehr verändert. Man muss nur den geringfügigen Rückgang des US-BIP mit dem Wachstum in anderen wichtigen Volkswirtschaften vergleichen. Seit der großen Rezession 2008-2009 erlebten Europa, Japan, Brasilien und Russland alle eine weitere Rezession. Brasilien und Russland stecken immer noch in einer Rezession und Chinas Wachstum und Wachstumsaussichten haben sich deutlich abgeschwächt.

Im Jahr 2015 beschleunigte sich das Wachstum in Europa und in Japan. Und für 2016 wird ein maßvoller Anstieg prognostiziert. Auch für das Wachstum in den „BRIM“-Schwellenländern – zu denen neben Brasilien und Russland auch Indien und Mexiko zählen – wird ein Anstieg vorhergesagt. Wir gehen für 2016 davon aus, dass sich die Wachstumsraten der globalen Volkswirtschaften einander weiter annähern, während die Inflation in den Industrieländern näher an die Zielwerte heran steigt. Das Nettoergebnis ist ein erwarteter Seitwärtsverlauf für die Weltwirtschaft.

USA: Wirtschaftswachstum von 2,0 Prozent bis 2,5 Prozent erwartet

Für die USA sieht unser Basisszenario für die nächsten vier Quartale ein über dem Trend liegendes Wirtschaftswachstum im Bereich von 2,0 Prozent bis 2,5 Prozent und einen Gesamt-VPI (Verbraucherpreisindex) im Bereich von 1,5 Prozent bis 2 Prozent vor. Da sich das Beschäftigungswachstum verlangsamen dürfte, wenn die Wirtschaft die Vollbeschäftigung erreicht, werden die Einkommenszuwächse stärker an Reallohnsteigerungen gebunden sein. Nach unserem Basisszenario führt der Übergang vom Beschäftigungswachstum zum Lohnzuwachs zu einer Abschwächung des Konsumwachstums. Angesichts der mittelmäßigen Geschwindigkeit der globalen Konjunkturerholung und des starken US-Dollars erwarten wir, wenn überhaupt, nur einen geringen Anstieg der Gesamtnachfrage durch den internationalen Handel. Positiv ist dagegen, dass die jüngst zwischen dem US-Kongress und Präsident Obama erzielte Einigung über den Haushalt der US-Wirtschaft einen bescheidenen und unerwarteten fiskalischen Impuls durch den Anstieg der Bundesausgaben geben wird. Was die Fed betrifft, geht der Markt – nach der ersten Zinserhöhung um einen Viertelprozentpunkt im Dezember – nur von zwei weiteren Zinserhöhungen um jeweils einen Viertelprozentpunkt für 2016 aus. Wir sehen ein gewisses Risiko, dass die Fed mehr Zinserhöhungen vornehmen wird, als die Märkte derzeit in die Kurse einrechnen.