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Globales Geldvermögen erreicht Rekordhoch

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Globale Niedrigzinspolitik mit Folgen

Das starke globale Vermögenswachstum im vergangenen Jahr sollte jedoch nicht zum Schluss verleiten, dass die extrem niedrigen Zinsen ohne Wirkung auf die Vermögensentwicklung sind, schreiben die Autoren der Studie. Das Gegenteil ist der Fall, wie die Analyse des Sparverhaltens in den USA und im Euroraum zeigt.

Die Sparer haben in den letzten Jahren eine hohe Liquiditätspräferenz entwickelt: Der Anteil der Bankeinlagen an der Geldvermögensbildung ist in den Krisenjahren deutlich nach oben geschnellt. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre flossen in der Eurozone mehr als die Hälfte der „frischen“ Spargelder den Banken zu, in den USA sogar zwei Drittel. Die langfristigen Folgen der Niedrigzinsen für den Vermögensaufbau werden durch den Verzicht auf eine langfristige Geldanlage, die Rendite und Risiko in ein vernünftiges Verhältnis bringt, noch verstärkt.

Beim Wachstum der Geldvermögen herrschen daher schon beinahe japanische Verhältnisse, zumindest in der längerfristigen Betrachtung: Seit Lehman lag das jährliche Wachstum der Brutto-Geldvermögen pro Kopf im Durchschnitt bei 0 Prozent (Japan), 0,1 Prozent (USA) und 1,1 Prozent (Euroraum). Im vergleichbaren Zeitraum vor der Krise reichte die Bandbreite hingegen noch von 1,6 Prozent in Japan bis 10,3 Prozent in den USA.

Auch die Verteilung der Vermögen hat sich durch Krise und Niedrigzinsen verändert. In den USA und im Euroraum ist die Zahl der Mitglieder der globalen Vermögensoberklasse („high wealth“) sowohl absolut als auch relativ (Anteil jeweilige Gesamtbevölkerung) zurückgegangen. Als „high wealth“ stuft die Studie alle Personen mit einem Netto-Geldvermögen von mehr als 29.200 Euro ein. In Japan herrschte Stagnation.

Auf der anderen Seite leben in allen drei Regionen heute mehr Menschen, die zur globalen „low wealth“ Klasse (Netto-Geldvermögen unter 4.900 Euro) gerechnet werden müssen: im Euroraum und den USA jeweils etwa 30 Prozent der Bevölkerung, in Japan etwa 10 Prozent. Die größeren Vermögensunterschiede in den USA und der Eurozone lassen dabei befürchten, dass Risse im sozialen Gefüge durch die Nullzinspolitik dort weitaus schneller sichtbar werden als im immer noch relativ homogenen Japan.

Schwellenländer holen auf

Während in den etablierten Industrieländern als Folge der Krise also die „low wealth“ Klasse wuchs, stieg in den ärmeren Ländern vor allem die Zahl der Menschen mit einem Netto-Geldvermögen zwischen 4.900 und 29.200 Euro („middle wealth“). Allein im vergangenen Jahr wuchs sie um annähernd 140 Millionen Menschen, wobei der Großteil dieses Zuwachses auf China entfällt. Damit lebten 2012 insgesamt rund 860 Millionen Menschen mit mittlerem Netto-Geldvermögen in den untersuchten Ländern.

Seit Beginn dieses Jahrtausends hat sich die Bevölkerung, die über ein mittleres Vermögen verfügt, in Osteuropa und Lateinamerika verdoppelt, in Asien (außer Japan) sogar fast verzehnfacht. Die Verteilung der globalen Vermögensmittelklasse hat sich dadurch grundlegend geändert: Im Jahr 2000 kamen deren Mitglieder noch zu knapp 60 Prozent aus Nordamerika oder Westeuropa. Heute ist dagegen jeder Zweite Asiate, Tendenz weiter steigend. Der Anteil Nordamerikas und Westeuropas ist auf unter 30 Prozent gefallen. Die gesamte Studie gibt es hier: https://www.allianz.com/v_1379937705000/media/economic_research/publications/specials/de/AGWR2013d.pdf

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