GLS Nachhaltigkeitsanalystin im Interview „GLS Investments versucht den Impact von streng nachhaltigen Fonds noch weiter zu erhöhen“
Wirkung oder Impact ist das Wort der Stunde am Kapitalmarkt. Viele Fondsanbieter wollen mit ihren Finanzprodukten „einen Beitrag leisten“, „im Einklang sein“ beziehungsweise „einzahlen“ auf die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) oder das Pariser Klimaschutzabkommen. Zugleich verlangt der Gesetzgeber von Fondsanbietern, dass sie über die Nachhaltigkeitsauswirkungen ihrer Investitionen berichten. Wir haben Berenice Bruegel, Nachhaltigkeitsanalystin bei GLS Investments zur Wirkung nachhaltiger Investmentfonds gefragt.
Frau Bruegel, nach dem Willen der EU soll der Kapitalmarkt einen Beitrag leisten zur Erreichung der internationalen Klima- und Nachhaltigkeitsziele. Das klingt natürlich begrüßenswert. Welchen Einfluss und welche Wirkung haben Investoren derzeit?
Berenice Bruegel: Investoren können nicht nur eine wichtige Rolle einnehmen, sie müssen sie sogar wahrnehmen. In den vergangenen Jahren hat der nachhaltige Anlagemarkt bereits eine beispiellose Dynamik verzeichnet, der Kapitalmarkt bewegt sich also in die richtige Richtung. Große Banken und Investmentgesellschaften bekennen sich zu den SDGs oder dem Pariser Klimaschutzabkommen. Der Aufbruch ist spürbar, aber die Branche ist noch ganz am Anfang. Es muss noch sehr viel Pionierarbeit geleistet werden.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Bruegel: Es geht vor allem um eine Frage: Was können Investoren tatsächlich bewirken? Die Antwort ist alles andere als trivial. Denn einen sozialen oder ökologischen Mehrwert zu schaffen und messbar zu belegen – beispielsweise die Schaffung von mehr menschenwürdige Arbeitsplätzen oder ein höherer Anteil an erneuerbare Energien – sagt sich sehr leicht, ist aber in der täglichen Investmentpraxis sehr schwierig umzusetzen.
Wie zeigt sich dies in der Praxis?
Bruegel: Verschiedene Assetklassen haben unterschiedliche Hebel, wie sie wirken können. Ein alternativer Investmentfonds stellt Eigen- oder Fremdkapital direkt den Unternehmen zur Verfügung. Ein Wertpapierfonds kauft in der Regel Aktien oder Anleihen über den Börsenhandel von einem anderen Investor. Aufgrund der unterschiedlichen Kapitalströme ist es nicht möglich, eine direkte Zuordnung von Wirkung unabhängig von der Berücksichtigung der Assetklasse vorzunehmen.
Was heißt das für Fondsanbieter, wenn sie besonders viel Wirkung erzielen wollen?
Bruegel: Sie müssen zunächst ermitteln, welche Assetklasse welche Wirkung erzielen kann. Die Herausforderung: Es gibt bis heute keine allgemein standardisierten Verfahren, um den Impact einzelner Assetklassen zu ermitteln. Im alternativen Investmentfonds-Bereich können Investoren auf Vorarbeiten aus der Entwicklungsfinanzierung zurückgreifen. Es gibt Impact-Modelle und Indikatoren-Sets. Demgegenüber ist die Lage bei Wertpapierinvestitionen unübersichtlich. Sogenannte SDG-Scoring-Modelle oder Klima-Portfolio-Daten von Wertpapierfonds führen häufig zu Fehlschlüssen. Das tatsächliche Impact-Potenzial in dieser Assetklasse liegt woanders.
Wo genau?
Bruegel: Im Dialog mit investierten Unternehmen, dem so genannten Engagement. Wir bemühen uns in unseren Fonds aktiv mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen und sie auf ihren Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu begleiten. Ein schönes Beispiel ist unser neuer Fonds, der Kinder Perspektivenfonds (ISIN: DE000A3DEBS8 (AK A)). Um aktiv als Fürsprecherin von Nachhaltigkeit und Kinderrechten im Kapitalmarkt agieren zu können, haben wir, gemeinsam mit unserer Partnerin, der „SOS-Kinderdörfer weltweit“, einen eigenen „Engagement-Council“ eingerichtet. Das interdisziplinäre Gremium, bestehend aus Expertinnen und Experte im Bereich der Kinderrechte geht mit Unternehmen in den direkten Dialog. Das Gremium hat sich zum Ziel gesetzt, für die Bedeutung von Kinderrechten im wirtschaftlichen Kontext zu sensibilisieren.
Gibt es andere Wege, wie Investmentfonds eine Wirkung erzielen können?
Bruegel: Um Unternehmen mit zukunftsfähigen Geschäftsmodellen Kapital direkt zur Verfügung zu stellen, partizipieren wir am Primärmarkt, nehmen also an Anleiheemissionen oder Kapitalerhöhungen teil. Als langfristiger Investitionspartner unterstützen wir dabei auch kleinere Unternehmen, die sukzessiv ihre nachhaltigen Geschäftsaktivitäten ausbauen wollen. Diese Unternehmen finden sich beispielsweise im GLS Bank Klimafonds (ISIN: DE000A2DTNA1) im GLS Bank Aktienfonds (ISIN: DE000A1W2CK8) oder im B.A.U.M. Fair Future Fonds (ISIN: DE000A2JF709).
Häufig hört man davon, dass Fondsanbieter Einnahmen gemeinnützigen Projekten zukommen lassen. Wie verfahren Sie?
Bruegel: Ja, neben unseren Investitionen leisten wir eine finanzielle Förderung von Klimaschutzprojekten beim GLS Bank Klimafonds sowie von weltweiten Kinderhilfsprojekten beim B.A.U.M. Fair Future Fonds. Informationen zu den Projekten finden Sie in den Investitionsberichten der Fonds, in denen wir transparent jede Investition zum Stichtag beschreiben, oder auf unserer Webseite.
Kommt bei soviel Impact nicht die Nachhaltigkeit zu kurz?
Bruegel: Sie sprechen einen wichtigen Punkt an. Wir setzen uns zum Ziel, streng nachhaltige Fonds anzubieten und dort, wo es eben möglich ist, die Wirkung dieser Fonds zu erhöhen. In dem Sinne haben wir intern einen anspruchsvollen, mehrstufigen Prüfungsprozess installiert. Wir prüfen die Unternehmen umfassend. Als Basis für jegliche Investitionen unserer Fonds gelten dabei die Anlage- und Finanzierungsgrundsätze der GLS Gruppe. Externe Expertinnen und Experten diskutieren und entscheiden dann in einem interdisziplinär zusammengesetzten, unabhängigen Anlageausschuss, ob wir investieren dürfen. Ebenfalls überprüfen wir alle Unternehmen des Anlageuniversum kontinuierlich im Rahmen des Monitorings auf Kontroversen. Bei relevanten Kontroversen gehen wir ebenfalls in den Dialog mit den Unternehmen und fordern Antworten ein. Fallen diese nicht zufriedenstellend aus, verkaufen wir den Titel.
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