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Gökhan Kula: Die Türkische Lira am Scheideweg

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Wesentliche Treiber der Abwertung – Spreizung der Schwellenländer untereinander


Die Höherbewertung der Türkei seitens der Rating-Agenturen auf Investmentgrade konnte den positiven Rückenwind des Jahres 2012 (die Türkei war eines der am besten performenden Länder in der Assetklasse Aktien) nur bis Mai dieses Jahres aufrecht erhalten.

Mit Ausbruch der politischen Unruhen rund um den Gezi-Park, der Fed Ankündigung im Mai dieses Jahres zum vermeintlich bevorstehenden „Tapering“ und die zaghafte Reaktion und das Festhalten an der niedrigen Zinspolitik der türkischen Notenbank haben die türkische Lira auf Talfahrt geschickt.

Als negativer makroökonomischer Hauptfaktor kann wieder – analog unserer Analyse Anfang des Jahres – das sehr hohe Leistungs- und Handelsbilanzdefizit und die hohe Abhängigkeit von externen Kapitalgebern genannt werden (vgl. Grafik).

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Das Handelsbilanzdefizit – Die Achillesferse der Türkei. Dargestellt seit dem Jahr 1987 im Vergleich zum BIP; Quelle: Haver Analytics, Goldman Sachs

Vergleicht man unterschiedliche Schwellenländer untereinander, so zeigt sich genau dieses Bild, dass die Währungsperformance gegenüber dem US.-Dollar beziehungsweise Euro umso schlechter ist, je höher die Abhängigkeit von ausländischem Fremdkapital zur Finanzierung der Leistungsbilanz ist (siehe Grafik).

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Das Handelsbilanzdefizit der Schwellenländer im Vergleich zu der Währungsperformance; Quelle: HSBC

Es zeigt sich somit eine enorme Spreizung zwischen den Schwellenländern untereinander, die sehr gut klassifiziert werden können (siehe Grafik).

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Die Sparquote der Schwellenländer gegenübergestellt zum Konsum; Quelle: Amundi

Diejenigen Schwellenländer, die einen hohen Konsum und eine geringe Sparquote aufweisen und dadurch auch in der Handelsbilanz entsprechende Ungleichgewichte vorzeigen müssen, wurden entsprechend von den liquiden FX-Märkten abgestraft: vergleiche auch die Währungsperformance des Brasilianischen Reals beziehungsweise des Südafrikanischen Rands.

Globale Kapitalströme können unberechenbar sein – der gegenwärtige Druck auf die türkischen Zins- und Devisenmärkte aufgrund von Kapitalabflüssen könnte sich insbesondere bei politischer Instabilität im Vorfeld der Kommunalwahlen im März 2014 und einer geopolitischen Eskalation in Syrien beziehungsweise im Nahen Osten noch verstärken.

Ebenso ist die Türkei gefährdet, bei einem Anstieg der Zinsen in den Industrieländern von weiteren Kapitalabflüssen aus den Emerging Markets getroffen zu werden.

Die Möglichkeit einer Zinserhöhung als eine Abwehrmaßnahme steht der türkischen Notenbank allerdings immer zur Verfügung, zumal die türkische Lira mittlerweile nach ihrer Abwertung ein deutlich besseres Bewertungspotential aufweist als im Vergleich vor einem Jahr.

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