Bitcoin, Hochzinsanleihen, Edelmetalle „Gold bleibt ein wichtiger Bestandteil bei der Portfolioallokation“
der fonds: Herr Poiger, Technologie, Gesundheitswesen und Nachhaltigkeit sind die Trendthemen des aktuellen Börsenjahres. Wird das auch 2021 so sein?
Dominik Poiger: Wir gehen davon aus, dass sich diese Trends im kommenden Jahr fortsetzen. Unabhängig vom Ausgang der Covid-19 Pandemie werden Innovationen im Technologiesektor und im Gesundheitswesen langfristig nicht wegzudenken sein. Auch der Fokus von Investoren und vor allem der Politik auf das Thema Nachhaltigkeit wird das Anlegerverhalten wohl längerfristig prägen.
Welche anderen Bereiche könnten zu den Gewinnern gehören?
Poiger: Wir sehen Kryptowährungen, insbesondere Bitcoin, als einen Gewinner der Geld- und Fiskalpolitik der vergangenen Jahre. Insofern werden Anleger dieses Thema auch 2021 nur schwer umschiffen können. Gleichzeitig ist Gold zu nennen, welches in einem Umfeld expansiver Geldpolitik und negativer Realzinsen ein Profiteur sein kann.
Ebenso haben Fallen Angels in einem Umfeld steigender Herabstufungen durch die Rating-Agenturen historisch betrachtet positiv abgeschnitten. Bis zum 30. November 2020 gab es global bereits Herabstufungen im Volumen von 282 Milliarden US-Dollar – basierend auf dem „ICE Global Fallen Angel High Yield 10 % Constrained Index“.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Notenbanken haben eine nochmalige Ausweitung ihrer expansiven Geldpolitik in Aussicht gestellt, was bei Marktteilnehmern Inflationssorgen schürt. Wie positionieren Sie sich?
Poiger: Gold kann, auch weil die Realzinsen weiterhin negativ sind, in einem solchen Szenario durchaus als Absicherung dienen. Für unsere Kunden haben wir in diesem Fall mit Goldminenaktien ein Instrument, das von einem potenziellen Anstieg des Goldpreises profitieren könnte. Auch Bitcoin könnte sich als aufkommendes Wertaufbewahrungsmittel, als „digitales Gold“ positionieren.
Der Glanz des Goldes verblasst derzeit, Industriemetalle entwickeln sich besser. Wie sieht Ihre Gold-Allokation aus?
Poiger: Auch wenn Goldpreise im Zeitverlauf starken Schwankungen unterliegen, glauben wir, dass das Edelmetall allein aufgrund seiner langfristig werterhaltenden Eigenschaft weiterhin ein wichtiger Bestandteil einer Portfolioallokation sein wird. Zentralbanken werden auch in naher Zukunft expansive Geldpolitik betreiben und Zinsen niedrig beziehungsweise negativ halten. Damit sinken die Opportunitätskosten von Gold als unverzinslicher Vermögenswert.
Schwellenländer-Aktien und -anleihen profitieren derzeit von der gesunkenen Risikoaversion der Marktteilnehmer. Was spricht ansonsten für diese Werte?
Poiger: Weltweit kämpfen Regierungen gegen Covid-19 und versuchen, die wirtschaftlichen Schäden gering zu halten. Dennoch ist die wirtschaftliche Aktivität sowohl in den entwickelten Ländern als auch in den Schwellenländern stark zurück gegangen. Das Handelsvolumen untereinander ist ebenfalls stark gesunken. Der angesprochene Rückgang der Risikoaversion ist auch der Liquiditätsschwemme der Zentralbanken zuzuschreiben, durch die die Entkopplung der Finanzmärkte von der wirtschaftlichen Aktivität vorangetrieben wird. Halten diese Liquiditätsschwemme und ein schwächerer US-Dollar an, so wird dies wahrscheinlich positiv für Schwellenländer-Engagements sein.