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in Gold & EdelmetalleLesedauer: 3 Minuten

Gold des armen Mannes Darum könnte Silber beliebter als Gold werden

Erstmals seit mehr als zehn Jahren werde dieses Jahr wahrscheinlich die Silberminenproduktion sinken, und die Nachfrage dürfte das vierte Jahr in Folge das Angebot übersteigen, urteilt Standard Chartered. Ein Großteil des weltweit geförderten Silbers wird zusammen mit anderen Metallen aus der Erde geholt, und daher betreffen die Produktionskürzungen, die die größten Bergbaufirmen angekündigt haben, das Silber ebenso wie andere Metalle – etwa Kupfer oder Zink.

Der Preisanstieg bei Silber von zwölf Prozent seit Jahresbeginn ist geringer als bei Gold, das 20 Prozent zulegte. Wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten und Sorgen über eine globale Konjunkturflaute setzten Anleger auf die Sicherheit des gelben Metalls. Im Februar kostete eine Unze Gold so viel wie 83 Unzen Silber; so groß war der Unterschied seit dem Beginn der Finanzkrise von 2008 nicht mehr. Manche sehen das als Anzeichen dafür, dass Silber relativ unterbewertet ist und sich die Lücke verringern wird.

Silber unterbewertet

Mehr als 50 Prozent der Nachfrage kommt aus der Industrie, davon etwa ein Viertel aus dem Elektronikbereich. Silber unterliegt daher zum Teil denselben Einflussfaktoren wie die Industriemetalle Kupfer, Zink oder Blei. Der sechs Metalle umfassende Index der London Metal Exchange hat rund 14 Prozent zugelegt, nachdem er im Januar auf seinen tiefsten Stand seit mehr als sechs Jahren gefallen war.

„Die Quote kann auch noch weiter steigen, aber irgendwann wird sich der Trend umkehren, und dann wahrscheinlich heftig", sagt Ned Naylor-Leyland, Manager des Gold- und Silber-Fonds’ von Old Mutual in London. „Ich reagiere jetzt noch nicht. Sobald der Trendwechsel klar ist, bin ich bereit, Geld von Gold in Silber umzuschichten."

Silber werde bis Ende 2017 auf etwa 21 Dollar je Unze steigen, erwartet Julian Jessop, Leiter Rohstoff-Research bei Capital Economics in London. Für den Fall, dass es keine starke Abkühlung der Weltkonjunktur gibt und sich die Preise der Industriemetalle weiter erholen, prognostiziert er für Silber eine bessere Entwicklung als beim Gold und eine Rückkehr der Quote auf 70. „Wir sehen die Risiken für diese Prognose als deutlich nach oben gerichtet an, angesichts der Drosselungen der Minenproduktion, die jetzt in Vorbereitung sind", schrieb Jessop in einem Kommentar vom 3. März.

Während die Investoren seit Jahresbeginn in großem Stil Gold gekauft und ihre Beteiligungen an börsengehandelten Fonds um 18 Prozent erhöht haben, reduzierten sie ihre Vermögen in Silberprodukten bis Februar um 1,2 Prozent, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen. In diesem Monat änderte sich das, als die silbergedeckten ETFs ihren stärksten Drei-Tages-Zufluss seit 2013 verzeichneten.

Rally steht bevor

Nach Ansicht seiner Kunden bedeute der relativ niedrige Preis von Silber im Vergleich zu Gold, dass eine Rally bevorstehe, sagt Gregor Gregersen, Gründer und CEO von Silver Bullion Pte, einem Lageranbieter für Investment-Grade-Münzen und -Barren in Singapur. Die Kunden kauften auch Platin, weil dessen Preis im Vergleich zu Gold fast auf Rekordtief sei. Gregersen zufolge steigen Kunden, die diese Quoten kennen, häufig von Gold auf Silber oder Platin um, oftmals mit der Absicht, das Gold wieder zurückzukaufen, wenn die Quoten wieder historische Durchschnittswerte erreichen. Der Spitze bei der Gold-Silberpreis-Verhältnis im Februar steht ein Durchschnittswert von 60 über die letzten zehn Jahre gegenüber. Von Bloomberg beobachtete Analysten sehen die Quote 2017 bei etwa 75.

Profitable Alternative


Für Investoren, die wegen Sorgen um die Weltkonjunktur und wegen Deflation und Negativzinsen einen weiteren Goldanstieg erwarten, könnte sich Silber zu einer profitableren Alternative entwickeln. Es ist zwar seit Jahresbeginn weniger stark gestiegen als Gold, aber üblicherweise steigt der Silberpreis in Anstiegsphasen stärker als der Goldpreis und entwickelt sich nur dann schwächer, wenn beide Metalle nachgeben, erklärt Jessop.

Nicht jeden überzeugt das. „Es baut sich gerade eine sehr positive Stimmung rund um Silber auf", sagt Jeffrey Christian, Geschäftsführer von CPM Group, einem Edelmetallberater in New York. „Wir sind uns da nicht so sicher. Es ist nun einmal so, dass es einen Angebotsüberschuss bei Silber gibt." Investoren werden nach Christians Auffassung nur dann mehr kaufen, wenn es weitere besorgniserregende ökonomische, finanzielle und politische Entwicklungen gebe. Angebots- und Nachfragedaten von CPM zeigen jährliche Überschüsse zwischen 34 Millionen Unzen und 177 Millionen Unzen seit 2006.
Sorgen um die Weltwirtschaft würden allerdings nicht unbedingt Auftrieb für ein Metall bringen, das eben nicht nur als das Gold des armen Mannes gilt. Schließlich kommt mehr als die Hälfte der Nachfrage nach Silber aus der Industrie.

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