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Warum Gold eine Alternative zu Dividenden-Aktien ist

Der Goldpreis (in US-Dollar) hat im vergangenen Jahr 38-mal ein Rekordhoch erreicht. Wann hat es das schon einmal gegeben? Insgesamt summierte sich der Anstieg auf 27 Prozent. Damit übertraf das Edelmetall sogar die Performance von Aktien. Der MSCI World legte im vergangenen Jahr „nur“ um knapp 20 Prozent zu. Normalerweise gelten Gold und Aktien als negativ korreliert, weshalb das gelbe Metall häufig zur Absicherung eines Vermögensportfolios empfohlen wird.
Jetzt stellt sich die Frage, ob sich diese eher ungewöhnliche Entwicklung im neuen Jahr weiter fortsetzen kann. Die Antwort lautet: wohl kaum. Denn vor allem der Aktien-Rally könnte die Luft ausgehen. Im Jahr 2024 basierte die gute Performance an der Wall Street und anderen Börsen vor allem auf der positiven Entwicklung der Unternehmensgewinne und der Ausweitung der Bewertungen.
Insbesondere in den USA profitierten die Unternehmen von der Begeisterung für künstliche Intelligenz. Die Aussichten auf Steuersenkungen unter der neuen Regierung von Donald Trump sorgte für zusätzlichen Rückenwind. Aber auch außerhalb der Vereinigten Staaten verdienten die Unternehmen unterm Strich mehr als ein Jahr zuvor.
Wachstum der Unternehmensgewinne flacht ab
Insbesondere in den USA entwickelt sich die Wirtschaft weiterhin robust. Die Unternehmensgewinne können daher auch in diesem Jahr durchaus weiter steigen. Allerdings schwächt sich die Inflation ab. In den USA sank die Kernrate, also die Preissteigerung ohne Nahrungsmittel und Energie, zuletzt im Dezember auf 3,2 Prozent.
Was die Verbraucher freuen dürfte, bedeutet für die Unternehmen eher eine schlechte Nachricht. Bei sinkender Inflation fällt es ihnen schwerer, höhere Preise durchzusetzen – die Gewinnmargen geraten unter Druck. Zwar dürften die Unternehmensgewinne vor allem in den USA weiter steigen, aber nicht mehr so stark wie noch 2024.
Auch beim zweiten Treiber für die Aktienkurse, den Bewertungen, stehen die Zeichen eher auf Hold. Diese haben sich im vergangenen Jahr deutlich ausgeweitet. Vor allem in den USA sind Dividendentitel so hoch bewertet wie selten zuvor. Nur in rund 5 Prozent der Fälle war die Wall Street in den vergangenen 30 Jahren höher bewertet als derzeit. Das dürfte weitere Kursgewinne zumindest begrenzen. Und hier kommt – wie bereits angedeutet – Gold ins Spiel.
Positive Rahmenbedingungen für das Edelmetall nach wie vor intakt
Wenn Anleger ihr Aktienengagement reduzieren, bietet es sich an, die frei werdenden Mittel in Gold umzuschichten. Denn im Gegensatz zu Dividendenpapieren sind die positiven Rahmenbedingungen für das Edelmetall nach wie vor intakt.

1.200% Rendite in 20 Jahren?
Im vergangenen Jahr waren es vor allem die Zentralbanken, die Gold stark nachfragten. Auslöser war das Einfrieren russischer Auslandsguthaben nach dem Angriff auf die Ukraine. Gold entzieht sich dem Einfluss der USA und anderer westlicher Staaten deutlich stärker als der Dollar. Deshalb schichten Zentralbanken ihre Währungsreserven von Dollar in Gold um. Daran dürfte sich auch 2025 wenig ändern, da der alte und neue US-Präsident Trump sicherlich keine Appeasement-Politik betreiben wird.
Schließlich unterstützen die hohen und weiter steigenden Staatsschulden die Kurse der Edelmetalle. Die USA sind mittlerweile mit mehr als 120 Prozent des BIP verschuldet. Unter den westlichen Industrienationen stehen nur Italien und Japan noch tiefer in der Kreide. Allein für den Zinsdienst muss Washington inzwischen mehr als eine Billion Dollar pro Jahr aufbringen. Das ist mehr, als der amerikanische Staat für das Militär ausgibt – und die USA verfügen über den mit Abstand größten Verteidigungshaushalt der Welt.
Ein Ende des amerikanischen Staatsdefizits ist aufgrund der angekündigten Steuersenkungen von Trump wohl eher unwahrscheinlich. Die geplanten Strafzölle, deren Höhe noch nicht feststeht, und die Haushaltskürzungen von Trump-Buddy Elon Musk dürften zur Gegenfinanzierung kaum ausreichen. Sollte dies zu Verwerfungen an den Anleihemärkten führen, wäre dies ein weiteres, vielleicht sogar das stärkste Argument für Gold.
Die Privatanleger haben bereits reagiert. Nach Angaben des Branchenverbandes World Gold Council verzeichneten goldgedeckte ETFs im Dezember 2024 erstmals seit vier Jahren wieder Mittelzuflüsse.
Über den Autor:

Reinhard Pfingsten ist Diplom-Wirtschaftsmathematiker und arbeitet seit September 2023 als Investmentchef bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank.